21.10.2016
Was erwarten Patienten von einem Arztgespräch?
Internationales Forschungsprojekt "h-com" tagt vom 24. bis 25. Oktober 2016 zur Arzt-Patient-Kommunikation in Dresden - Teilnehmer für Online-Befragung gesucht
Meist muss in wenigen Minuten alles gesagt sein. Arzt und Patient sollten sich verstehen – in jeder Hinsicht. Eine Herausforderung, an der beide Seiten im Alltag oft scheitern. Die Gründe dazu sind so vielfältig wie die gestellten Diagnosen. Bisweilen sind es die Fachtermini, die sich im Zusammenhang nicht erschließen, mal ist es der ausbleibende Blickkontakt oder die Patienten trauen sich keine Nachfrage zu. Fast immer prallen zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinander: die Routine des Arztes und die Ausnahmesituation, in der sich die Patienten in aller Regel befinden. „Genau zwischen den beiden Punkten muss eine Brücke geschlagen werden“, sagt Professor Hendrik Berth, Leiter der Forschungsgruppe Angewandte Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.
Wie sieht die perfekte Arzt-Patienten-Kommunikation aus? „Das hängt natürlich immer auch vom Grund des Arztbesuches ab“, so Professor Berth. „Aber unterm Strich ist es in aller Regel die treffende Diagnose und dann eine Tablette, mit der alles wieder gut wird. Doch wir wissen auch, dass ist immer nur ein Teil der Wahrheit. Denn die moderne Medizin lässt sich heute kaum auf drei Tropfen reduzieren. Fast genauso wichtig ist es, dass Patienten sich verstanden fühlen, Vertrauen aufbauen, an der Therapie mitwirken. Und daran mangelt es immer wieder, wie wir in den letzten Jahren festgestellt haben.“
In der Praxis gibt es eine ganze Reihe Hinweise für die Kommunikation. Gerade in Konfliktsituationen ist es wichtig, einen geschützten Raum für das Gespräch zu finden und möglichst empathisch auf Wut und Trauer zu reagieren. Ein Beispiel sind die sogenannten „SPIKES“ – sechs Regeln für die Vermittlung schwerwiegender Diagnosen in der Onkologie.
Um zu analysieren, auszuwerten und letztendlich die Arzt-Patienten-Kommunikation auf das gesuchte Miteinander abzustimmen, startete vor einem Jahr das von der Europäischen Union im Rahmen des Erasmus Programms geförderte Projekt „Health Communication Training for Health Professionals" (h-com). Neben Partnern aus Zypern, Griechenland, Spanien und Polen ist auch die TU Dresden beteiligt. Und die TU Dresden ist vom 24. bis 25. Oktober 2016 Gastgeber des 2. Partner-Meetings, auf dem die bisherigen Schritte bilanziert und weitere Forschungsaktivitäten besprochen werden. Im vergangenen Jahr wurde zunächst europaweit nach bereits existierenden Fort- und Weiterbildungsprogrammen im Bereich der Arzt-Patient-Kommunikation gesucht. Dabei wurden bisher über 400 konkrete Angebote erfasst. Diese werden demnächst über die Homepage www.h-com.eu in einer Datenbank systematisiert und frei abrufbar sein. Mit Patienten, Ärzten und Lehrenden im Bereich der Arzt-Patient-Kommunikation wurden in allen Partnerländern Fokus-Gruppen zum Fortbildungsbedarf durchgeführt.
Aktuell wird in einer Online-Umfrage auf http://h-com.eu der Bedarf an derartigen Weiterbildungsprogrammen erfasst. Alle am Thema Arzt-Patient-Kommunikation Interessierten sind zur Teilnahme an dieser Befragung herzlich eingeladen. Die Umfrage steht in fünf verschiedenen Sprachen zur Verfügung.
Als ein Ergebnis wird im weiteren Projektverlauf bis 2018 auf www.h-com.eu eine e-learning-Plattform zum Erwerb von Gesprächsführungskompetenzen in verschiedenen europäischen Sprachen erstellt. Die deutschen Projektpartner verfügen hier über umfassende Erfahrungen und können auf die Ressourcen und Kompetenzen im Bereich e-learning an der TU Dresden zurückgreifen.
Informationen zur Online-Befragung:
Damit die Forschungsarbeit auf ein möglichst breites Fundament gestellt werden kann, werden Probanden gesucht. Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie alle anderen im Gesundheitswesen tätigen Personen sollen sich als TeilnehmerInnen für die Online-Umfrage zur Arzt-Patienten-Kommunikation angesprochen fühlen. Der Fragebogen findet sich unter www.h-com.eu, deutsch unter http://h-com.eu/online-survey-ger/. Die Teilnahme dauert circa zehn Minuten, die Daten werden anonym ohne persönliche Angaben erfasst.
An dem Projekt sind beteiligt:
Dr. Anja Zscheppang (Forschungsverbund Public Health Sachsen), Victoria-Luise Zorn, M. Sc., Dipl.-Psych. Maike Lippmann, MME und Prof. Dr. Hendrik Berth (Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Forschungsgruppe Angewandte Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie)
Kontakt:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften
Forschungsgruppe Angewandte Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Prof. Dr. Hendrik Berth
Tel.: 0351 4584099
E-Mail:
Internet: www.h-com.eu, www.uniklinikum-dresden.de/psm