Prof. Dr. med. Richard H.W. Funk
Projekt "Funktionelle Morphologie des Gefäßsystems im vorderen Auge"
Meine ersten wissenschaftlichen Arbeiten zum Auge waren auf die funktionelle Morphologie des Gefäßsystems im vorderen Auge fokussiert (Auch das Thema meiner Habilitation 1986). Hier lag der Hauptschwerpunkt auf die Gefäße in den Ziliarfortsätzen gelegt (siehe auch die komplette Literaturliste Funk (Funk et al., ab 1985). In diesem Rahmen beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit der Sauerstoffversorgung für die benachbarten Gewebe im Auge (zusammen mit Prof. J. Höper und anderen, siehe Frank, Funk und Höper et al. und die komplette Liste von 1991 an). Interessanterweise konnten wir hier finden, dass die Sauerstoffversorgung der Vorderkammer im Auge nicht nur über die Ziliarfortsatzgefäße gewährleistet wird (sie sind ja auch an der Produktion des Kammerwassers beteiligt), sondern durch die Kapillaren der Irisvorderfläche (Höper et al. 1989). Darüber hinaus konnten wir zum ersten Mal zeigen (zusammen mit Prof. J. W. Rohen), dass arteriovenöse Anastomosen (AVA) im Bereich der episkleralen Venen und der Kammerwasservenen im Auge verschiedenster Spezies einschließlich der Primaten existiert (siehe Funk und Rohen 1994, 1996; Funk et al. 1996; Selbach et al. 1998). Dabei konnten wir auch funktionelle Hinweise erhalten, dass diese AVA eine Relevanz in der Kontrolle des Kammerwasserabflusses haben.
Ausgehend von diesen Studien der Gefäße am vorderen Auge hat mich die Besonderheit fasziniert, dass die Hirnkapillaren und die Gefäße der inneren Retina keine autonomen Nerven besitzen welche die retinalen Gefäße in ihrem Durchmesser kontrollieren (Funk und Schmidt 1994, Schmidt et al. 1998). Auf welche Weise wird dann der Blutfluss in den Retinakapillaren kontrolliert? Ist es die direkte metabolische Anforderung durch die Neuronen der inneren Retinaschichten? Welches Molekül signalisiert einen erhöhten Sauerstoffverbrauch durch die Neuronen? Und warum haben die retinalen Kapillaren einen so dichten Besatz mit Perizyten – viel höher als in anderen Geweben, sogar mehr als in den Gehirnkapillaren? Tatsächlich konnten wir erstmals in situ finden, dass der größte Anteil der Kapillarperizyten (mehr in der arteriellen Seite der Kapillaren) kontraktil ist. Ähnlich wie später von Peppiatt et al. (2006) an den Gehirnkapillaren gezeigt wurde, auf ähnliche Weise wie wir es in der Retina schon vorher (Schönfelder et al. 1998) gezeigt haben. Des Weiteren konnten wir als mögliches Kontrollmolekül für den Tonus der Perizyten die Konzentration an Protonen (pH) (Reber et al. 2003) identifizieren. Damals wurde das Projekt von der DFG unter dem Titel „Metabolische Zellschädigungsmechanismen in Retina und Nervus opticus“ gefördert.
- Funk RH
Functional Differences in the Microcirculatory Units of the Eye.
Klin Monbl Augenheilkd. 2015 Jan 14. [Epub ahead of print] German. PubMed PMID: 25587887