24.07.2020
Der zauberhafte Duft von Babys
Dresdner Wissenschaftlerinnen suchen junge Mütter mit ihren bis zu zwölf Monate alten Babys für eine Familienstudie. Es geht um die Frage, in welcher Körperregion Babys am besten duften, wie diese Gerüche die Mutter-Kind-Bindung beeinflussen und ob sich Körperausdünstungen von Müttern und ihren Babys ähneln.
Wo riecht Ihr Baby am besten? Riecht es überall gleich und vor allem sind Sie als Mutter in der Lage, getragene Kleidung ihres Kindes allein anhand des Geruchs zu erkennen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Wissenschaftler von der Forschungsgruppe Neuromarker der Medizinischen Fakultät der TU Dresden in einer neuen Studie. Sie suchen dafür junge Mütter mit Babys, die nicht älter als ein Jahr sind.
Der Grund dafür ist ein einfacher, erklärt Laura Schäfer, Psychologin an der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Dresden. „Auch Babys verändern im Laufe der Zeit ihren Körpergeruch. In den ersten Lebensmonaten dient er offenbar vor allem dazu, die Bindung zur Mutter zu intensivieren“, so die Wissenschaftlerin. Studien belegen, dass Mütter mit Bindungsschwierigkeiten den Geruch ihres eigenen Kindes weniger bevorzugen und schlechter identifizieren können als Mütter ohne Bindungsschwierigkeiten.
Mitmachen können bei der neuen Studie alle Mütter von Säuglingen, die über ein normales Riechvermögen verfügen und nicht schwanger sind. Es wird eine Experimentalnacht geben, die im gewohnten häuslichen Umfeld von Mutter und Kind stattfindet. Die Mütter erhalten dafür vorab Spezialwaschmittel, das verwendete Bettwäsche und Schlafsack geruchsneutral reinigt. Zudem gibt es für Mutter und Kind ein Bekleidungspaket, das aus einem Strampler mit Mützchen für das Kind und aus einem T-Shirt für die Mutter besteht. Beides ist ebenfalls geruchsneutral, muss eine Nacht lang getragen werden und kann am darauffolgenden Tage in der Klinik abgeben werden. Durch Einfrieren werden die Geruchsproben asserviert.
Einige Wochen später werden die Mütter gebeten, zu einem etwa 45-minütigen Test in die Klinik zu kommen. In einem kleinen Test wird ihr Riechstatus überprüft. Anschließend erhalten sie Strampler und Mützen vorgelegt. Die Wissenschaftler möchten herausfinden, ob die vom eigenen Kind getragene Kleidung erkannt wird und ob mögliche Gemeinsamkeiten in den Körpergerüchen von Mutter und Kind von anderen Probanden erkannt werden. Zudem soll geprüft werden, ob der an den Kleidungsstücken hinterlassene Körpergeruch an verschiedenen Körperstellen als gleich oder verschieden wahrgenommen wird. Die Forscher hoffen, mindestens 30 Mütter mit ihren Kindern für die Studie gewinnen zu können. Sie bekommen für ihren Aufwand eine Entschädigung von 15 Euro und erhalten darüber hinaus Aufklärung über ihren Riechstatus. Finanziert wird die Studie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Der Körpergeruch eines Menschen besteht übrigens zu etwa 99 Prozent aus Wasser, der Rest sind Eiweiße, Fette und andere Substanzen. Jeder Körpergeruch ist individuell, er stellt den olfaktorischen Fingerabdruck eines Menschen dar, der sich im Laufe des Lebens allerdings verändert. Vorangegangene Studien der Dresdner Wissenschaftler haben bereits gezeigt, dass sich mit dem Körpergeruch auch die wahrgenommene Attraktivität wandelt. Mütter von Söhne beginnen etwa im neunten Lebensjahr ihres Sohnes, dessen Körpergeruch abzulehnen. „Man könnte hier auch von einer olfaktorischen Inszestprävention sprechen“, sagt Laura Schäfer. Postpubertär gibt sich dieses Phänomen übrigens wieder.
Kontakt:
Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Laura Schäfer / Jun.-Prof. Ilona Croy / Katharina Hierl