11.08.2020
Studie zur Verbreitung des Sars-CoV-2-Virus in sächsischen Kindergärten gestartet
Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der TU Dresden wollen überprüfen, ob und wie sich das Sars-CoV-2-Virus in sächsischen Kindergärten ausbreitet, nachdem diese in den Regelbetrieb zurückgekehrt sind. „Wir haben unsere Studie in der ersten Juliwoche 2020 gestartet“, sagt Dr. Jakob Armann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, der die Studie gemeinsam mit Klinikdirektor Professor Reinhard Berner betreut.
Ziel sei, in zehn ausgewählten Dresdner Kindergärten rund 300 Kinder und deren Eltern für die Teilnahme zu gewinnen. Im Abstand von zwei Wochen nehmen Eltern Stuhlproben ihrer Kinder und stellen diese für die Analysen zur Verfügung. „Es ist bereits erwiesen, dass Kinder Viren im Falle einer Erkrankung über den Stuhl ausscheiden. So lässt sich auf diesem indirekten Weg eine Infektion nachweisen, selbst wenn die Kleinkinder symptomfrei sind“, sagt Dr. Armann. Obwohl der Virusnachweis im Stuhl alles andere als einfach und optimal ist, habe man sich bei den Kleinkindern ganz bewusst gegen eine wiederholte Blutentnahme entschieden.
Jeweils ein Elternteil der Kinder und die Pädagogen der Kindergärten sind ebenfalls eingeladen, sich an der Studie zu beteiligen. Ihnen wird alle drei Monate Blut abgenommen und auf Antikörper untersucht. Ohne den Ergebnissen der ersten Testreihe vorgreifen zu wollen, gibt es erste Hinweise, dass auch bei den Erziehern der Immunisierungsgrad sehr gering ist. „Es scheinen sich die Ergebnisse der ersten Phase der Schulstudie zu bestätigen, in der der gefundene Immunisierungsgrad mit 0,6 Prozent deutlich unter den Erwartungen lag“, so Dr. Armann.
Nach den Schulen soll nun über einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten auch in den Kindergärten beobachtet werden, ob und wie sich das Virus ausbreitet. „Die Kleinkinder tragen weder Mundschutz, noch sind sie in der Lage, die Abstandsregeln einzuhalten. Gleiches gilt für den Umgang der Erzieher mit den Kindern. Das macht das gesamte Setting sehr interessant“, erklärt Dr. Jakob Armann. Dass man sich bewusst für Kindergärten in Dresden entschieden habe, erklärt er mit der hohen Frequenz der Testreihen.
Die Stuhlproben werden alle 14 Tage jeweils an den Wochenenden von den Eltern gesammelt und am Montag im Kindergarten abgegeben. Eine Erinnerungsmail soll helfen, den Testtermin nicht zu vergessen. Ausgewertet werden sowohl die Stuhl- als auch die Blutproben am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Technischen Universität Dresden.
„Wir erhoffen uns von den Ergebnissen der Studie einen wichtigen Erkenntnisgewinn darüber, welche Rolle gerade kleinere Kinder, die in sehr engem Kontakt zu Eltern und Erziehern stehen, bei der Verbreitung des Sars-CoV-2-Virus spielen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Pandemie und dessen wirksame Eindämmung“, sagt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums Carl Gustav Carus. „Wie das große internationale Interesse an der kürzlich vorgestellten Schulstudie zeigt, sind belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zum Umgang mit dem Sars-CoV-2-Virus wichtig, um Handlungsoptionen für eine mögliche zweite Welle abzuwägen“, ergänzt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Heinz Reichmann.
Die Studie ist Bestandteil einer großen Untersuchungsreihe in sächsischen Schulen und Kindergärten, die seit Mai dieses Jahres läuft und vom Freistaat Sachsen finanziert wird.
Kontakt:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin
Dr. Jakob Armann
Tel.: +49 351 458 18568
Mail: jakob.armann@uniklinikum-dresden.de