Sonderausstellung Friedliche Revolution und Deutsche Einheit
Als der schwedische Sozialmediziner Lennart Levi am 25. Oktober 1989 einen Kongress an der Medizinischen Akademie Dresden eröffnete, sprach er von den „ermutigenden“ Protesten der Bürgerinnen und Bürger gegen die SED-Diktatur, die er selbst tags zuvor auf dem Theaterplatz erlebt hatte. In seinen Memoiren beschreibt er, wie manche SED-Funktionäre, die an der Kongresseröffnung teilnahmen, ihn daraufhin angesehen hätten, als wollten sie ihn „erwürgen“.
Diese Passage aus Levis Autobiografie ist Teil der Ausstellung „Friedliche Revolution und Deutsche Einheit kompakt“, die das Institut für Geschichte der Medizin der TU Dresden aus Anlass des 35. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung im Medizinisch-Technischem Zentrum präsentiert.
Die Ausstellung ordnet die Friedliche Revolution in der DDR und den Vereinigungsprozess in kompakten Darstellungen anhand von Karten und illustrierten Zeitleisten chronologisch und geografisch ein. Gezeigt werden wichtige Ereignisse auf dem Weg zur Selbstdemokratisierung der DDR – etwa die Streichung der führenden Rolle der SED aus der Verfassung im Dezember 1989 oder die ersten und einzigen freien Volkskammerwahlen im März 1990 – und ihre Einbettung in die Umbrüche in Osteuropa und der Welt zu dieser Zeit. Dazu gehören die Demonstration hunderttausender Balten für die Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens von der Sowjetunion im August 1989 oder die blutige Niederschlagung der chinesischen Opposition auf dem Tian’anmen-Platz in Peking Anfang Juni 1989. Damit verdeutlicht die Ausstellung die Gleichzeitigkeiten des Epochenumbruchs 1989/90 und ihre wechselseitigen Einflüsse.
Diese Umwälzungen werden mit einem Abriss wichtiger Ereignisse an der Medizinischen Akademie in Dresden in den Transformationsjahren 1989 bis 1993 ergänzt. Hierzu gehören beispielsweise im Jahr 1990 der öffentliche Protest gegen die Zustände an den Dresdener Krankenhäusern, die erste freie und geheime Wahl eines Konzils der Medizinischen Akademie und die Einführung des klinischen Studiums. Mit ersten Recherchen zu Bedeutung und Einfluss der Wendejahre auf die Medizinische Akademie bietet das Institut damit schlaglichtartige Einblicke in ein Hochschulleben im Umbruch, ein Thema, das auch zukünftig einen Schwerpunkt der medizinhistorischen Forschung an der Fakultät bilden wird.
Mit der Präsentation im Medizinisch-Theoretischen Zentrum (MTZ) lädt die Ausstellung „Friedliche Revolution und deutsche Einheit kompakt“ damit an prominenter Stelle auf dem Campus dazu ein, den Epochenumbruch von 1989/1990 zu rekapitulieren und darüber nachzudenken, wie sich dieser auf die Medizinische Akademie Dresden auswirkte.
Die Ausstellung wird im MTZ bis zum Januar 2026 gezeigt.
Eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit Texten und Zeichnungen von Clara Marz, vom Institut für Geschichte der Medizin an der TU Dresden ergänzt um den Inhalt "Die Medizinische Akademie Dresden im Wandel".
Ort: Foyer des Medizinisch-Theoretischen Zentrums, Medizinische Fakultät der TU Dresden, Fiedlerstraße 42, 01307 Dresden
Zeit: August 2025 bis Januar 2026