Outreach
28.09.2018
Mercator Fellow und Chemie-Pionier Russell E. Morris zu Gast beim SPP 1708
‚Wissen schafft Brücken‘ ist das Selbstverständnis der TU Dresden – und Chemie schafft Verbindungen, auch zwischen Forschern und Institutionen, im Schwerpunktprogramm 1708. Der nunmehr zweite Besuch von Chemie-Pionier Professor Russell Edward Morris (St Andrews) in Dresden im Juli war ein Best-Practice-Beispiel für Vernetzung, zwischen Grundlagen und Anwendung, Instituten und Forschungszweigen, für exzellente Wissenschaft. Das SPP 1708 – koordiniert von Prof. Dr. Michael Ruck – widmet sich der „Materialsynthese nahe Raumtemperatur“, die nachhaltige chemische Syntheseprozesse für neue Materialien fokussiert. Prof. Morris ist Mercator Fellow dieses Projekts: ein Wissenschaftler aus Schottland, der seine Expertise im Zuge des SPP in die hiesige Forschung trägt.
Im Interview mit dem Bereich MN sprach Prof. Morris über seine Forschung und interdisziplinäre und internationale Vernetzung.
Professor Morris, mit Ihrer Arbeit zur “ionothermalen Chemie“ haben Sie ein neues Feld der Chemie eröffnet. Welche Rolle spielen das SPP 1708 und die TU Dresden in der Entwicklung dieses Felds?
In meiner Arbeit habe ich ionische Flüssigkeiten als funktionelle Lösungsmittel für die Synthese genutzt, was wir ionothermale Synthese genannt haben. Wir begannen eigentlich im Bereich poröser Materialien mit Zeolithen (kristallinen Alumosilikaten). Die Idee der ionothermalen Synthese wurde vielerorts aufgegriffen. In Dresden widmet man speziell der Niedrigtemperatur-Synthese neuer Phosphide und ungewöhnlicher Verbindungen Aufmerksamkeit. Hier werden neue Arten von Chemie entwickelt, die neue chemische Wege eröffnen im Vergleich mit traditionelleren Synthesemethoden.
Ihre Mercator Fellowship im SPP 1708 und Ihre Besuche in Deutschland sollen eine weite Kompetenz in diesem Feld beitragen. Haben Sie auch von dem Austausch profitiert?
Absolut! Schon nach dem ersten Besuch der TU Dresden war ich beeindruckt von einigen der Ideen, die wir ausgetauscht haben. Über manche denke ich seitdem nach, und wir haben sogar begonnen, einige von ihnen in unserer Arbeit zu erforschen. Beispielsweise hatte ich eine exzellente Diskussion mit Dr. Lars Borchardt von der Professur für Anorganische Chemie I. Zurück in St Andrews überlegten meine Gruppe und ich, wie Konzepte aus Dr. Borchardts Arbeit in der Kohlenstoffchemie in unserer Arbeit an Zeolithen Anwendung finden könnten. Ein kleines Projekt dazu haben wir jetzt begonnen. Ich war auch beeindruckt von der hochqualitativen Nuklearen Magnetischen Resonanzspektroskopiez in der Festkörperphysik der TU Dresden – einige dieser Experimente würde ich gern ausprobieren.
Das SPP dreht sich komplett um neue Perspektiven – und besonders die Schwelle von Studien zu grundlegenden Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten, was der Fokus eines vorherigen SPP war, hin zur Anwendung dieser faszinierenden Substanzen in der Materialsynthese bei niedrigen Temperaturen. Obwohl der Fokus auf die Anwendung ionischer Flüssigkeiten in der Synthese klar vom SPP vorgegeben ist, heißt das nicht, dass nicht auch grundlegendes Verständnis aus dem SPP entstehen wird – es sieht nach einer guten Balance zwischen angewandten und Grundlagenwissenschaften aus.
Was ist Ihr Eindruck von der Dresdner Forschungslandschaft?
Die Dresdner Forschungslandschaft ist interessant und vielseitig. Neben der exzellenten Grundlagenforschung in der Chemie der TU Dresden hatte ich die Chance, Forscher von der Max Planck Gesellschaft und einem der Fraunhofer Institute zu treffen. Die Möglichkeit, sich mit Kollegen verschiedener Perspektiven auszutauschen – den auf Lehre bedachten Wissenschaftlern an der Universität und den ökonomisch fokussierten Forschern am Fraunhofer: Das ist Eine interessante Mischung, die Dresden zu einem ungewöhnlichen (und attraktiven) Umfeld für die wissenschaftliche Forschung macht.
Nicht nur wissenschaftliche, sondern auch kulturelle Brücken schlugen die Dresdner Gastgeber für Prof. Morris‘ Besuch: Die Doktoranden des SPP 1708 bereitetem dem britischen Chemiker eine willkommene Abwechslung in einer kleinen Stadtführung zwischen Frauenkirche, Zwinger und Kulturpalast. Die jungen Wissenschaftler genossen die zwei Stunden jenseits der Labore als gelungene Investition in die Netzwerkbildung – ebenso wie weitere Angehörige der TU Dresden, die sich von dem breiten Forschungsspektrum des Gastes auch abseits von ionischen Flüssigkeiten inspirieren lassen konnten.
Russel E. Morris hat die Professur für Struktur- und Materialchemie an der Unversity of St Andrews inne. 2008 wurde er zum Fellow der Royal Society of Edinburgh ernannt, 2016 zum Fellow of the Royal Society.
Susann Lederer
Letzte Änderung: 11.12.2018
Gelungener Workshop in kleiner Runde
Dr. Peter Schulz, Prof. Peter Wasserscheid (Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik) und Prof. Martin Hartmann (Erlangen Catalysis Resource Center) organisierten im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1708 „Materialsynthese nahe Raumtemperatur“ vom 8.-10. November 2017 einen Workshop „Synthesestrategien in Ionischen Flüssigkeiten“.
Der Schwerpunkt des Workshops war die Synthese und Stabilität von Ionischen Flüssigkeiten (IL) und deren unmittelbarer Einfluss auf die Synthese anorganischer Materialien. Ein spezieller Fokus lag dabei auf dem Einfluss und der Vermeidung von Verunreinigungen.
Das Vortragsprogramm bestand aus 15 Vorträgen, von denen vier eingeladene Gäste ihre Erfahrungen hinsichtlich der Synthese und Eigenschaften von Ionischen Flüssigkeiten präsentierten. Prof. Katharina Schröder von der TU Wien gab Einblick in die Details zur deren Synthese und zeigte an vielen Beispielen, auf welche Details man hinsichtlich Synthese und Analytik achten muss, um eine saubere IL zu erhalten. Prof. Karsten Meyer von der FAU Erlangen widmete sich funktionalisierten ILs, insbesondere flüssig-kristallinen Ils, und konnte eindrucksvoll den Einfluss der Funktionalität auf die Ergebnisse der Materialsynthese verdeutlichen. Den Lewis-aziden ILs widmete sich Dr. Malgorzata Swadzba-Kwasny von der Queens University Belfast. Neben einer breiten Übersicht über deren Synthese und Anwendung präsentierte sie den Zuhören noch einen Überblick über die Charakterisierung und Anwendung von sog. „Liquid coordinating complexes“ (LCC) und von Ils, deren Lewis azides Zentrum im Kation lokalisiert ist. Prof. James Davis von der University of South Alabama musste leider aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen. Diese Lücke konnte jedoch durch Vorträge von den SPP Mitgliedern Prof. Christoph Janiak von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und von Dr. Peter Schulz von der FAU Erlangen-Nürnberg gefüllt werden.
Eine ausführliche Postersession und das gemütliche Beisammensein während und nach dem Konferenz Dinner im Park Plaza Hotel in Nürnberg und den umliegenden Lokalen rundeten die Veranstaltung ab. Mancher verließ nach dem gelungenen Workshop danach Nürnberg mit dem Gefühl, dass ein Treffen in einem kleinen Kreis von 35 Teilnehmern oft produktiver ist als eine große Konferenz.
Autor: Dr. Peter Schulz (FAU)
Eine Notiz der Nachrichten aus der Chemie der GDCh.
Crime-Lab – Der Chemie auf der Spur
Am 28.03.2019 öffneten sich anlässlich des 19. bundesweiten Zukunftstages erneut die Labortüren der Technischen Universität Dresden für 11 engagierte und interessierte Mädchen der 8. – 10. Klassenstufen. Bereits zum fünften Mal hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schwerpunktprogramms SPP1708 einen abwechslungsreichen, informativen Tag unter dem Titel „Crime-Lab – Der Chemie auf der Spur“ vorbereitet, um das Interesse an der Chemie zu schüren.
Prof. Dr. Michael Ruck eröffnete das Programm mit einer kurzen Begrüßungsrede, bevor Mai Lê Anh zusammen mit Maximilian Knies, einen genaueren Einblick in das breite Feld der Chemie gaben. Nach der obligatorischen Sicherheitsbelehrung konnten die Mädchen auf einem Rundgang bereits erste Laborluft schnuppern. Dabei wurde ihnen von Prof. Dr. Jan Weigand gezeigt, dass die Forschung an der TU Dresden auch mit alltäglichen Themen einhergeht.
Nach einem Mittagessen in der „Alten Mensa“ konnten endlich die Schutzbrillen aufgesetzt und die Kittel übergeworfen werden. Denn jetzt ging es ins Labor, um mithilfe der Chemie einen Mord aufzuklären und den Täter zu identifizieren. Unter der Anleitung von Mai Lê Anh, Hagen Poddig (AK Ruck), Matthias Grasser, Maximilian Knies (SPP 1708, AK Ruck) und Tobias Pietsch (SPP 1708, AK Brunner) absolvierten die Schülerinnen drei Stationen, wobei sie jedes Mal eine andere „gesicherte“ Spur auswerteten.
Bewaffnet mit Wissen um Chromatographie, Schwermetallionen-Analytik, Lumineszenz und Legierungen gelang es ihnen schnell, die Tathergänge und Hintergründe von nicht nur einem, sondern sogar zwei Todesfällen aufzuklären. Dabei lernten sie, dass Chemie – anders als in vielen bekannten Krimiserien – nicht nur viel Geduld und Ausdauer verlangt, sondern auch faszinierende Einblicke in die Natur und alltägliche Prozesse geben kann.
Am Ende des Tages konnten die Mädchen ihr neu erworbenes Wissen und ihre kleinen Andenken aus den Laborversuchen zusammen mit den Teilnahmezertifikaten in ihren neuen Umhängetaschen mit nach Hause nehmen.
Autor: Maximilian Knies
14.11.2018
Be WISE – Women in Science and Engineering – Tagung vom 14. bis 16. November
Dr. Eva-Maria Stange (Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst), Prof. Antonio Hurtado (Prorektor für Universitätsentwicklung) und Prof. Brigitte Voit (Professorin für Organische Chemie der Polymere) (Mitte) eröffneten die Tagung 2018.
Frauen machen noch immer deutlich seltener Karriere in der Wissenschaft als Männer. Die Tagung „BeWISE – Women in Science and Engineering“ vom 14. bis 16. November 2018 an der TU Dresden will Wissenschaftlerinnen in der Qualifizierungsphase gezielt unterstützen und ihnen dabei helfen, ihren persönlichen Weg in der Wissenschaft zu finden. Die Schirmherrschaft hat Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, übernommen.
Die Tagung bietet zahlreiche Workshops zu Themen wie Netzwerkarbeit, wissenschaftliches Schreiben oder Führungskräftetraining. Besonders im Blickfeld sind Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die für Frauen oft besonders relevant sind: In welcher Phase meiner wissenschaftlichen Qualifizierung ist eine Familiengründung günstig? Und wie komme ich trotz Elternzeit auf ausreichend wissenschaftliche Publikationen?
Im Gespräch mit erfolgreichen Professorinnen können die jungen Forscherinnen mehr über deren Wege in die Wissenschaft und mögliche Stolpersteine erfahren. Um auch Wissenschaftlerinnen mit Familienaufgaben eine Teilnahme zu ermöglichen, bietet die TU Dresden eine flexible Kinderbetreuung an.
Die Tagung wird durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert, die diese für Karrierefördermaßnahmen in DFG-koordinierten Programmen bereitstellt. In diesem Jahr beteiligen sich insgesamt sechs DFG- koordinierte Programme der TUD: das CRTD, das cfaed, die Sonderforschungsbereiche 912 sowie 1143, das Schwerpunktprogramm 1708, der Sonderforschungsbereich/Transregio 205 und das Graduiertenkolleg 1621. Die Stabsstelle Diversity Management unterstützt die Organisation und Durchführung der Tagung.
https://tu-dresden.de/tu-dresden/chancengleichheit/bewise
Ansprechpartnerin
Dr. Sylvi Bianchin
Stabsstelle Diversity Management
Tel.: 0351 463-39759
Pressestelle
Letzte Änderung: 14.11.2018
Chemie ist das, was knallt und stinkt und den Schülerinnen Freude bringt!
...genau das gab es zum diesjährigen Girls‘ Day Live zu erleben.
Am 23. April 2015 öffneten auch der Sprecher des Schwerpunktprogramms (SPP) 1708 – Prof. Dr. Michael Ruck – seine Labore, um das Interesse am Fach Chemie bei den Schülerinnen der Klassen 9 – 12 zu wecken und ihnen mögliche Berufschancen aufzuzeigen. Das Aktionsprogramm bot den zehn Schülerinnen aus Gymnasien und Oberschulen aus Sachsen und Brandenburg abwechslungsreiche Aktivitäten wie Kurzvorträge, Führungen und ein Workshop an.
Eröffnet wurde das Programm mit einer herzlichen Begrüßung durch den Studiendekan der Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie Prof. Dr. Thomas Henle sowie durch den Sprecher des Schwerpunktprogramms 1708 Prof. Dr. Michael Ruck.
Danach ging es gleich zum Thema “Berufsfeld Chemie für Frauen” über. Die Schülerinnen konnten sich über den Studienablauf und über die vielfältigen Berufsfelder in der Chemie informieren und sich vor Ort mit jeweils einer Studentin (Luisa Köhler) und einer Doktorandin (Karoline Stolze) austauschen.
Für den Vortrag über die Rolle von Frauen in den Naturwissenschaften konnten wir Prof. Dr. Brigitte Voit gewinnen. Prof. Dr. Voit ist ein herausragendes Beispiel einer Frau mit führender Rolle in einem geschlechtsuntypischen Beruf, denn sie ist nicht nur Inhaberin der Professur für Organische Chemie der Polymere an der TU Dresden, sondern auch Leiterin des IPF-Instituts Makromolekulare Chemie und Wissenschaftliche Direktorin des Leibniz-Institut für Polymerforschung e.V. Dresden.
Zur mittäglichen Stärkung ging es in der Alten Mensa, wo die Schülerinnen einen weiteren Aspekt des studentischen Lebens kennenlernen konnten.
Nach einer Mittagpause gab es von Prof. Dr. Thomas Doert eine Arbeitssichercheitsbelehrung sowie eine Führung durch die Labore.
Danach bekamen die Mädchen Einblicke in den Arbeitsalltag im Labor und haben die Gelegenheit, ihr praktisches Können zu erforschen. Mit Unterstützung von Doktorandinnen und Doktoranden des SPP 1708 tauchten die jungen Forscherinnen in die Welt der Chemie, indem sie auf die entsprechende Altersstufe abgestimmte chemische Experimente durchgeführt haben. Das Ergebnis – “vergoldete” und “versilberte” Münzen sowie ein Reagenzglas mit eingravierten eigenen Namen – durften sie als kleine Erinnerung mitnehmen.
Nach einer kleinen Auswertungsrunde endete der Mädchen-Zukunftstag mit Ausgabe von Teilnahmebestätigungen und einer Abschlussrede vom Sprecher der Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie und Leiter eines Teilprojekts im Rahmen des SPP 1708, Prof. Dr. Eike Brunner.