27.06.2018
Gastaufenthalt von Prof. Dr. Satyam Suwas
AvH-Bessel-Preisträger aus Indien untersucht die Plastizität nanokristalliner Materialien an der TU Dresden
Seit April erforscht der international renommierte Wissenschaftler Prof. Dr. Satyam Suwas Phänomene der Nanoplastizität an der TU Dresden. Mit abnehmender Korngröße von polykristallinen Materialien steigt deren Festigkeit an. Dieser Effekt kehrt sich jedoch unterhalb einer Korngröße von etwa 20 Nanometern um. Allerdings führen die Prozesse der Kornfeinung meist zu einer drastischen Duktilitätsminderung, also der Verringerung der plastischen Verformbarkeit eines Materials vor dessen Reißen oder Brechen. Um das Härtemaximum ohne großen Duktilitätsverlust zu erreichen, muss man die Mechanismen der Nanoplastizität verstehen. Diesem Problem widmet sich Prof. Suwas vom Indian Institute of Science in Bangalore im Rahmen des Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreises, der ihm von der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehen wurde. Mit dem Preis würdigt und fördert die Stiftung die herausragenden Leistungen von Prof. Suwas auf den Gebieten der starken plastischen Verformung und der Texturentwicklung von Materialien, mit denen er wesentlich zum Verständnis der Verformungsmechanismen und der Korrelation von Textur und physikalischen Eigenschaften beigetragen hat. Während seines 7-monatigen Forschungsaufenthaltes an der Technischen Universität Dresden ist Prof. Suwas Gast am Institut für Festkörper- und Materialphysik an der Professur für Metallphysik bei Prof. Dr. Werner Skrotzki.
„Prof. Skrotzki und ich haben fast 15 Jahre auf denselben Gebieten geforscht und uns ausgetauscht; 2003 haben wir unser erstes gemeinsames Paper veröffentlicht“, erklärt Prof. Suwas seine Verbindung mit dem Dresdner Professor für Metallphysik. „Seit meiner Zeit in Frankreich von 2002 bis 2004 haben wir ständig interagiert, diskutiert und substanzielle Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht. Wir wissen, was zu tun ist und wie wir fortschreiten können.“ Die langjährige Zusammenarbeit intensivieren die Professoren in Dresden bis Oktober – anschließend werden sie weiter an dem Projekt arbeiten, Prof. Skrotzki an der Technischen Universität, Prof. Suwas am Laboratory for Texture and Related Studies, das er am Indian Institute of Science leitet. Diese Kollaboration führt nicht nur die Wissenschaftsstandorte Dresden und Bangalore (Indien) zusammen, sondern verbindet auch Grundlagenforschung und Praxis. „Wenn wir die Eigenschaften von Materialien, wie Festigkeit und Duktilität, richtig beeinflussen können, sind viele Anwendungen denkbar. So könnte zum Beispiel die Umformung von schwer verformbaren Materialien, wie Titanlegierungen, ermöglicht werden.“ Primär jedoch forschen die Physiker in Dresden an dem grundlegenden Verständnis von nanokristallinen Materialien. „Die Grundlagen, die wir hier an der TU erarbeiten, haben mit der anwendungsnahen Forschung von Professor Suwas eine gute Kombination gefunden“, freut sich Prof. Skrotzki.