07.06.2023; Kolloquium
Bühler-KolloquiumI. Dziobek: Soziale Interaktion und mentale Gesundheit: Lektionen aus der Autismusforschung
Abstract
Die Forschung im Bereich psychische Gesundheit ist weder inhaltlich noch bezüglich des Umfangs ausreichend, um derzeitige Belastungen des Einzelnen und der Gemeinschaft durch psychische Erkrankungen angemessen zu adressieren. Mehrere internationale Initiativen wie ROAMER oder RDoC haben die wichtigsten Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit identifiziert und Ideen vorgestellt, wie die Wissenschaft diese fokussieren könnte. Zu diesen Ideen gehört der Fokus auf die Prävention psychischer Störungen und die Fokussierung auf junge Menschen, die Identifikation von kausalen Mechanismen psychischer Störungen sowie eine Reduktion von Stigmatisierung und das Empowern von Erfahrungsexpert:innen, d.h. Patient:innen und Angehörigen. In meinem Vortrag werde ich Arbeiten vorstellen, die sich mit diesen Ideen befassen und die in meiner Arbeitsgruppe in den letzten Jahren mit Menschen mit Autismus-Spektrum-
Störung durchgeführt wurden. Angesichts der Bedeutung sozialer Faktoren für psychische
Gesundheit werde ich einen besonderen Schwerpunkt auf soziale Kognition und deren neuronale Grundlagen und Trainierbarkeit legen. Da Autismus-Spektrum-Störungen mit zentralen und manchmal selektiven Defiziten in sozialer Kognition einhergehen, stellen sie wertvolle Modelle für das Verständnis von Verhaltens- und neuronalen Korrelaten sozialer Kognition auch bei typisch entwickelten Personen dar. Die vorzustellenden Arbeiten umfassen Studien aus den Bereichen soziale Robotik, soziale und affektive Neurowissenschaft sowie Partizipative Forschung.