14.01.2026; Kolloquium
Bühler-KolloquiumM. Nückles: Lernen durch Lehren und Lerntagebücher: Wie beeinflusst das Medium Lernprozesse und Lernergebnisse?
University of Freiburg
01069 Dresden
Abstract
Lernen durch Lehren und Lerntagebücher sind generative Lernmethoden, die den Erwerb von nachhaltigem Wissen fördern (Lachner et al., 2022; Nückles et al., 2020). Beim Lernen durch Lehren erklären Lernende typischerweise Inhalte einem vorgestellten Publikum, während sie in einem Lerntagebuch die Lerninhalte sich selbst erklären. Neuere Studien zum Lernen durch Lehren deuten darauf hin, dass mündliches Erklären für den Lernprozess förderlicher ist als schriftliches Erklären. Nach dem sogenannten „Social-Presence-View“ empfinden Lernende beim mündlichen Erklären stärker das Gefühl, mit einer anderen Person zu kommunizieren, als beim Schreiben. Folglich passen sie ihre Erklärungen stärker an das vorgestellte Publikum an, was zu mehr generativer Verarbeitung und besseren Ergebnissen führt. Alternativ könnte mündliches Erklären allein deshalb vorteilhafter sein, weil es weniger aufwendig und informeller ist als schriftliches Erklären und somit generative Lernprozesse erleichtert. Um diese Hypothesen zu untersuchen, führten wir zwei Experimente durch: eines zum Lernen durch Lehren (N = 132) und eines zur Erstellung eines Lerntagebucheintrags (N = 163). Materialien, experimentelle Variationen (mündlich vs. schriftlich) und Durchführung waren in beiden Experimenten identisch. In Studie 1 erstellten die Lernenden jedoch eine Erklärung für einen fiktiven Peer, während sie in Studie 2 einen Lerntagebucheintrag (eine Erklärung für sich selbst) verfassten. Die Ergebnisse zeigten in beiden Experimenten einen signifikanten Effekt zugunsten des mündlichen Mediums sowohl für Lernprozesse als auch für Lernergebnistests. Da im Lerntagebuch-Experiment die Lernenden sich selbst erklärten, kann die Überlegenheit des mündlichen Mediums nicht durch soziale Präsenz erklärt werden, sondern muss vielmehr auf intrinsische Merkmale des mündlichen Mediums zurückzuführen sein, wie z. B. geringere Produktions- und Formulierungskosten. Aus den Ergebnissen resultieren wichtige Implikationen für die instruktionale Unterstützung generativer Lernmethoden im schulischen und universitären Unterricht
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