Hausmäuse Projekt
Einflüsse maternaler sozialer Stabilität auf den Reproduktionserfolg wilder weiblicher Hausmäuse (Musmusculus domesticus)
gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektleitung: Dr. Esther Carlitz, Prof. Dr. Clemens Kirschbaum
Die Entwicklung der Nachkommen kann während der Schwangerschaft und der frühen postnatalen Phase stark durch die mütterliche Umgebung beeinflusst werden. Zahlreiche Laborstudien an Hausmäusen legen nahe, dass soziale Instabilität chronischen Stress induziert, was bei den Jungtieren langfristige Entwicklungsschäden hervorrufen kann. Im Gegensatz dazu gibt es Berichte, dass stabile soziale Beziehungen mit gleichgeschlechtlichen Sozialpartnern bei den Müttern mit Vorteilen für die Fitness einhergehen, entweder durch erhöhten Aufzuchterfolg oder durch eine höhere Qualität der Jungtiere. Gleichzeitig führt aber gleichgeschlechtlicher Wettbewerb um Fortpflanzungsmöglichkeiten zu einem Reproduktions-Ungleichgewicht unter den Weibchen, wobei die Mehrzahl der gruppenlebenden Weibchen in ihrer Fortpflanzung unterdrückt wird. Für Hausmäuse unter natürlichen Bedingungen mit einer komplexen sozialen Umgebung ist es daher ungewiss, in wie weit Töchter von einer hohen sozialen Stabilität ihrer Mütter profitieren oder von sozialer Instabilität (niedrige soziale Stabilität) ihrer Mütter nachhaltig negativ beeinflusst werden und in welchem Maß etwaige Effekte durch Hormone moduliert werden.
Die hier beantragte Studie testet die Hypothese, dass die mütterliche soziale Umgebung langfristige Einflüsse auf den Reproduktionserfolg ihrer Töchter in einer Population wilder Hausmäuse hat, wobei der Reproduktionswettbewerb saisonalen Schwankungen unterliegt. Dabei werden wir Zugang zu einer Wildpopulation von Hausmäusen haben, deren Genetik und Verhalten seit 14 Jahren intensiv untersucht werden. Über soziales Netzwerkmonitoring gewonnene Verhaltensdaten werden wir mit Lebensdaten und Langzeit-Profilen von Steroidhormonen kombinieren. Letzteres werden wir nicht-invasiv über Hormonanalysen im Haar gewinnen. Diese Daten möchten wir nutzen, um drei Haupthypothesen zu testen: (I) Die soziale Stabilität von Müttern während der Schwangerschaft und der Jungenaufzucht korreliert positiv mit dem lebenszeitlichen Reproduktionserfolg der Töchter; (II) soziale Instabilität ist für Mütter ein chronischer Stressor, welcher den Reproduktionserfolg der Töchter durch veränderte Sekretionsmuster von Steroidhormonen beeinflussen kann; (III) vorausgesetzt, dass maternale soziale Instabilität mit erhöhter Sekretion von Glukokortikoiden (Stresshormonen) einhergeht, sind modulierende Effekte zu erwarten, welche die Hormonprofile der Töchter verändern.