Die Kurzzeit- und Langzeitdynamik kontext-spezifischer Anpassungen kognitiver Kontrolle
Zielorientiertes Verhalten zeichnet sich besonders durch die Fähigkeit aus, kognitive Kontrolle und Aufmerksamkeit flexibel auf kontextuelle Gegebenheiten anzupassen. Die Forschung zu solchen kontextuellen Anpassungen nutzt dabei besonders den sogenannten context-specific proportion congruency (CSPC) effect und zeigte so in den vergangenen Jahren große Fortschritte. Doch diese Fortschritte werden aktuell von zwei Seiten in Frage gestellt: Erstens wird angezweifelt, dass die vorliegenden Befunde zu kontextuellen Anpassungen überhaupt mit kognitiver Kontrolle verbunden sind, und zweitens wird angezweifelt, ob kontextuelle Anpassungen einen flexiblen Mechanismus wiederspiegeln oder ob sie selbst wiederum langfristig zu Inflexibilität führen können.
Im vorliegend Projekt streben wir an, diese Zweifel aufzulösen, indem wir kontextuelle Anpassungen auf ihre zugrundeliegenden Prozesse und Mechanismen untersuchen. Im ersten Teil des Projekts untersuchen wir, zu welchen Anteilen kontextuelle Anpassungen durch kognitive Kontrolle und durch Stimulus-Response-Kontingenzen – die Alternativerklärung – bedingt werden. Im zweiten Teil untersuchen wir zum einen die Langzeitkonsequenzen kontextueller Anpassungen und zum anderen wie diese Anpassungen mit zusätzlichen kontextuellen Anforderungen interagieren.
Dabei verfolgen wir einen Ansatz, der auf zwei Zeitskalen fokussiert: Auf einer Kurzzeitskala untersuchen wir kontextuelle Anpassungen mittels zeit-kontinuierlicher Methoden, insbesondere Mouse Tracking und EEG Frequency Tagging. Auf einer Langzeitskala untersuchen wir die Kosten und Potentiale kontextueller Anpassungen indem Studien diese Anpassungen über mehrere Sitzungen hinweg untersuchen und indem wir verschiedene Kontexte miteinander kombinieren.
Mit diesem Ansatz streben wir eine Erklärung kontextueller Anpassungen an, welche über den vereinfachenden gegenseitigen Ausschluss von kognitiver Kontrolle und alternativen Mechanismen hinausgeht und ein differenziertes Bild der positiven und negativen Auswirkungen kontextueller Anpassungen aufzeigt. Somit trägt das Projekt zu einer detailgetreueren Erklärung kontextueller Anpassungen auf einer Prozess- und Mechanismenebene bei.