13.03.2023
Neuer Artikel: longitudinale Hirnveränderungen bei Bipolaren Störungen
In einer neuen Publikation haben Katharina Förster, Rosa Horstmann, Udo Dannlowski, Josselin Houenou und Philipp Kanske gemeinsam interessante Einblicke in die Beziehung zwischen strukturellen Veränderungen des Gehirns und depressiven und manische Episoden bei jungen und älteren Patienten mit bipolarer Störung gewonnen:
Die ersten psychopathologischen Symptome bei späteren bipolaren Patienten treten häufig im Kindes- und Jugendalter auf, daher ist es besonders interessant, die bipolare Störung in frühen Stadien (Jugendalter) und den späteren Krankheitsverlauf (Erwachsenenalter) zu untersuchen. In ihrer systematischen Literaturübersicht verglichen die Forscher:innen Ergebnisse aus elf Längsschnitt-Bildgebungsstudien mit insgesamt 329 bipolaren Patient:innen und 277 gesunden Kontrollprobanden. Hierbei interessierte sie insbesondere wie sich die graue Substanz und das Volumen des Gehirns über die Zeit im Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf der bipolaren Störung verändert.
In der gesamten Stichprobe waren Rückfälle in manische oder depressive Episoden mit einem vermehrten Verlust an grauer Substanz, Hirnvolumen und kortikaler Dicke assoziiert. Während im Erwachsenenalter Patient:innen eine vermehrte Abnahme an Hirnstruktur gegenüber gesunden, erwachsenen Probanden zeigten, zeigten Jugendliche mit einer bipolaren Störung gegenüber gesunden Jugendlichen eine ausbleibende Zunahme an grauer Substanz, Hirnvolumen und kortikaler Dicke. Interessant war insbesondere, dass Jugendliche kurz nach ihrem Krankheitsbeginn eine Abnahme des Amygdalavolumens zeigten, ein Befund, der sich bei den Erwachsenen nicht zeigte.
Die Ergebnisse deuten an, dass ein jugendlicher Krankheitsbeginn mit spezifischen hirnstrukturellen Veränderungen assoziiert ist. Diese hirnstrukturellen Veränderungen könnten sich durch ein Zusammenspiel aus Reifungsprozessen des Gehirns und dem Beginn der bipolaren Störung ergeben. Die Ergebnisse deuten auch an, dass bereits diese ersten Episoden in der Jugend mit strukturellen Veränderungen des Gehirns einhergehen.
In der klinischen Praxis sollten daher Jugendliche und junge Erwachsene, die Anzeichen für die Entwicklung einer bipolaren Störung zeigen, im Laufe der Zeit überwacht werden und frühzeitig eine individuell geplante Behandlung erhalten, anstelle einer „abwartenden“ Behandlung erhalten.
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