17.11.2023
Die Brückenfunktion der TUDAG
Dagmar Möbius
Die TU Dresden Aktiengesellschaft, kurz TUDAG, wurde im Jahr 2000 gegründet. Seit dieser Zeit haben sich nicht nur die Unternehmensziele erweitert. Kontakt-online sprach mit Udo Werner über die Arbeit der Unternehmensgruppe. Der Jurist ist seit 2020 deren Vorstandsprecher.
Herr Werner, bitte stellen Sie die TUDAG kurz vor.
Die TUDAG wurde von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der TU Dresden e.V. (GFF) vor 23 Jahren gegründet, um wissenschaftliche Erkenntnisse der TUD in die Wirtschaft zu transferieren und Wirtschaftsunternehmen bei der Anwendung oder Einführung neuer Technologien und Produkte zu unterstützen. Unternehmensgegenstände sind heute vor allem die Wissensvermittlung und der Technologietransfer in die Privatwirtschaft. Dabei transportieren wir rückkoppelnd auch die Anforderungen der Wirtschaftsunternehmen in die Wissenschaft. Als aktuelle Vorstände mit jeweils besonderer Verantwortung für ihre Geschäftsbereiche sind Prof. Dr. Jacques Rohayem (Technologietransfer), Dr. Merle Emre (Wissenstransfer) als auch ich (Unternehmensbeteiligungen) berufen. Im Aufsichtsrat der TUDAG wirken vier Personen mit, darunter die Rektorin der TUD, Frau Professorin Ursula Staudinger.
Wie viele Unternehmen gehören zum Verbund?
Der Unternehmensgruppe gehören knapp 30 Tochter- und Beteiligungsunternehmen an. Deren wirtschaftliche Betätigungsfelder kann man unter den Schlagworten Bildung, Transfer und Entrepreneurship zusammenfassen. Die TUDAG initiiert, betreut und beschleunigt den Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft und die Gesellschaft und erfüllt damit eine wichtige Brückenfunktion von der wissenschaftlichen Erkenntnis hin zur praktischen Anwendung. Um konkrete Beispiele zu nennen: Zur Gruppe gehören als hundertprozentige Tochterunternehmen die Dresden International University (DIU), die EIPOS GmbH, als größtes Einzelunternehmen die GWT-TUD GmbH, das TU Dresden Institute of Advanced Studies GmbH (TUDIAS), und als Unternehmen, an welchen die TUDAG als Minderheitsgesellschafterin beteiligt ist, zum Beispiel die SmartNanotubes Technologies GmbH, die IAM GmbH und die SpinNNcloud GmbH.
In Ihrer Verantwortung liegen unter anderem die Finanzen der Unternehmensgruppe und die Betreuung der meisten Beteiligungen. Ein Blick ins Handelsregister verrät, dass sich das Stammkapital der TUDAG seit der Gründung verzehnfacht hat und nun 500.000 Euro beträgt.
Der Betrag des gezeichneten Kapitals ist gar nicht so entscheidend. Der langfristige Erfolg der TUDAG drückt sich vielmehr im selbst erwirtschafteten Eigenkapital aus. Dieses lag - bei recht regelmäßigen und signifikanten Spenden und Ausschüttungen an die GFF und die TUD - zum Ende des letzten Wirtschaftsjahres bei immerhin knapp 12 Millionen Euro. Als TUDAG Unternehmensgruppe ist es aber vor allem unser Anspruch, die Dynamik und Innovationskraft unserer Forschungslandschaft in erfolgreiches Unternehmertum zu überführen. Dafür bieten wir Studierenden, Lehrenden und anderen Forschenden eine vielfach erprobte Plattform sowie Wagniskapital. Mit derzeit mehr als 550 Arbeitsplätzen in von der TUDAG mitgegründeten Unternehmen leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Unternehmenslandschaft der Region. Ausgründungen aus der TUD bieten wir nicht nur den Zugang zu individuellen Beratungsleistungen und zu einem weitreichenden Netzwerk, sondern wir nehmen auch an Finanzierungsrunden teil. Dabei vereinen sich Investitionen durch Dritte in Höhe von über einer halben Milliarde Euro mit den von der TUDAG geleisteten Kapitalbeiträgen an von uns finanzierten und mitgegründeten Unternehmen.
Die TUDAG formuliert klar, dass sie Gewinne erwirtschaften möchte. Was machen Sie damit?
Gewinne kommen der Alleingesellschafterin, der gemeinnützigen Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden als auch direkt über Spenden der TUD zugute. Die GFF wiederum setzt ihre Mittel ein, um Lehre und Forschung an der TUD zu fördern. Wie bereits gesagt, investieren wir auch in neue Ausgründungen aus der TUD und verwenden so unsere Gewinne als Risikokapitalgeber, um das Startup-Ökosystem rund um die Universität zu unterstützen. Kurz gesagt: Gewinne und Erträge der TUDAG werden nicht nur zur Finanzierung des Wachstums der Unternehmensgruppe, sondern immer direkt oder indirekt zum Wohle der TUD verwendet. Die Spannbreite unseres Engagements reicht dabei von zum Beispiel dem Sponsoring des TUD-Auftaktfestes für die Erstsemester WS 2023/2024 Anfang Oktober durch unsere Tochtergesellschaft GWT bis hin zu initialen Finanzierungen von Vorhaben der TUD wie der Universitätsambulanz und dem Forschungszentrum für Psychotherapie.
Tochterunternehmen und Beteiligungsfirmen bietet die TUDAG sogenannte Shared Services an. Was hat es damit auf sich?
Mit den Shared Services bietet die TUDAG ihren Tochterunternehmen und Beteiligungen eine leistungsstarke administrative Unterstützung und eine Infrastruktur, die wichtige Funktionen des Geschäftsbetriebs abbildet. Dazu gehören das Personalmanagement, Finance & Accounting, die IT and allgemeine Office Aufgaben. Hiermit halten wir den Unternehmen den Rücken frei, sodass sie sich auf ihr fachliches Kerngeschäft konzentrieren können. Vor allem neu gegründeten Unternehmen sparen wir damit nicht nur Kosten, sondern auch viel Zeit.
Gibt es noch etwas Wissenswertes, das Sie Alumni der TUD mit auf den Weg geben möchten?
Schauen Sie regelmäßig, was sich an der TUD und der TUDAG neu entwickelt. Unsere Bildungsunternehmen halten akademische Professionalisierungsangebote bereit, die Sie als Berufstätige nutzen können. Wenn Sie sich einbringen wollen, gibt es vielfältige Möglichkeiten, zum Beispiel als Dozierende oder als Investoren bei Ausgründungen aus der TUD. Wir freuen uns natürlich, wenn Sie unser Leistungsangebot nachfragen und damit Gutes tun. Denn was wir erwirtschaften, kommt Ihrer Alma Mater zugute!
Zur Person
Udo Werner hat Rechtswissenschaften in Jena und Frankfurt a.M. studiert und beide Juristische Staatsexamina abgelegt. Der Volljurist ist außerdem Absolvent der Harvard University, wo er den Titel „Master in Public Administration“ erwarb. Er begann seine berufliche Laufbahn als Unternehmensberater bei McKinsey & Company. Als Vorstand mittelständischer Aktiengesellschaften verantwortete der gebürtige Zittauer vor allem die Bereiche Unternehmensstrategie, Mergers & Acquisitions, Personal, Recht und Finanzen. Ganz wesentlich prägte er geschäftsführend die Neuausrichtung der landeseigenen Beteiligungsgesellschaft des Freistaats Thüringen.
Kontakt:
TUDAG TU Dresden Aktiengesellschaft
Freiberger Str. 37
01067 Dresden