21.10.2021
Für ein ethisches Zusammenleben mit Eigenverantwortung
Dagmar Möbius
Im August 2020 etablierte die TU Dresden das Prorektorat Universitätskultur. Zur Prorektorin wurde Roswitha Böhm ernannt. Die Professorin für Französische Literatur- und Kulturwissenschaft ist seit 2014 am Institut für Romanistik der TU Dresden tätig.
Kontakt-online befragte Frau Prof. Roswitha Böhm.
Frau Prof. Böhm, Sie wurden im August 2020 zur Prorektorin Universitätskultur ernannt. Wie kam es dazu und was haben Sie sich vorgenommen?
Schon vor dem Amtsantritt der neuen Rektorin, Prof. Ursula Staudinger, haben sich viele Menschen an der TU Dresden für eine von gemeinsamen Werten getragene Kultur eingesetzt, die vielfältige Perspektiven und Lebensentwürfe akzeptiert. Nicht nur die Gesellschaft, auch die Universität entwickelt sich permanent. Universitätskultur betrifft alle Handlungsfelder der Hochschule, also Forschung, Lehre und Verwaltung, aber ebenso Internationalisierung oder Wissenstransfer. Sie begleitet diese Prozesse durch Möglichkeiten zum Teilhaben und Kommunizieren. Ich werbe dafür, trotz aller Differenzen gemeinsam in dieser Welt zu leben, um sie zu gestalten. Diese Ethik des Zusammenlebens beruht auf Gleichheit und Diversität, erfordert aber gleichzeitig das eigenverantwortliche Handeln jeder und jedes Einzelnen. Ziel ist es, die TU Dresden zu einer sozial verantwortungsvollen, Gleichstellung, Diversität und Weltoffenheit umsetzenden, nachhaltig agierenden Institution zu entwickeln, die in die Gesellschaft hineinwirkt.
Kulturell engagiert war die TUD schon vor 2020. Was ist neu?
Wir fokussieren vier Themenfelder: „Diversität und Inklusion“ fördert Chancengleichheit und Wertschätzung. „Gesunde Universität“ sorgt für eine familienfreundliche und gesundheitsfördernde Priorisierung aller Lebensbereiche. „Campusleben“ profiliert unseren Campus als ökologisch nachhaltigen Raum der Begegnung und „TUD als zivile Akteurin“ sucht Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Diese Themen waren auch in den vergangenen Jahren Teil der universitären Entwicklung. Nun werden sie jedoch in meinem Prorektorat und einem eigens dafür eingerichteten Dezernat strategisch vorangetrieben, um im universitären Miteinander weitaus deutlicher Wirkung entfalten zu können. Dafür haben wir verschiedene Formate des Austauschs und Wissenstransfers entwickelt, wie etwa die TUD lectures oder Universitätsforen zu kontroversen, gesellschaftlich relevanten Themen. In einem Zukunftslabor im April 2021 haben wir mit TUD-Angehörigen diskutiert, wie wir als Universität eine sozial verantwortungsvolle und nachhaltig agierende Institution werden können, in der respektvoll miteinander umgegangen wird. Weitere Veranstaltungen werden folgen.
Wie kann man sich Ihren Arbeitstag und den Ihres Teams vorstellen?
Wir bauen auf zahlreichen, schon vorhandenen Aktivitäten auf. Diese bündeln und intensivieren wir, etwa im Umwelt- und Klimaschutz. Wir sorgen für Austausch und vernetzen untereinander, zum Beispiel die künstlerischen Ensembles. Projekte wie das zur Aufarbeitung der Geschichte der TH Dresden im Nationalsozialismus initiieren wir selbst. Im Moment kümmern wir uns gemeinsam mit dem Prorektor Bildung u.a. darum, dass der Studienbetrieb unter den ja immer noch restriktiven Pandemiebedingungen für alle Beschäftigten und Studierenden weitgehend in Präsenz stattfinden kann. Wir bieten nicht nur kostenfreie Tests für (noch) nicht geimpfte Studierende, sondern gleichzeitig eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Außerdem haben wir ein Unterstützungsangebot für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifizierungsphase entwickelt, die in den vergangenen Monaten durch familiäre Aufgaben sehr beansprucht waren.
Was sind Ihre größten Herausforderungen?
Die Erwartungen an ein solch neues Prorektorat sind natürlich hoch, und es können nicht alle Themenbereiche mit gleicher Kraft und Aufmerksamkeit sofort angegangen werden. Entsprechend herausfordernd ist es, die vielen guten Initiativen und Ideen zeitlich zu priorisieren. Genauso anspruchsvoll ist es, zwischen verschiedenen Meinungen innerhalb unserer Universitätsgemeinschaft zu vermitteln. In der Corona-Pandemie war das Prorektorat Universitätskultur besonders gefordert. Glücklicherweise konnten wir die Situation mit Hilfsangeboten für Studierende sowie Beschäftigte zumindest abfedern. Schon im ersten Jahr konnten wir wichtige Projekte, zum Beispiel in den Bereichen Umwelt und Diversität, voranbringen. Das gelang, weil sich alle Beteiligten außerordentlich engagieren. Dafür bin ich dankbar und blicke zuversichtlich auf alle künftigen Herausforderungen.
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