27.03.2024
Kein Kind der DDR-Regierung
Dagmar Möbius
1977 fand an der TU Dresden (TUD) der erste „UNEP/UNESCO International Postgraduate Training Course on Environmental Management for Developing Countries“ statt. Als Bestandteil des von UNEP und UNESCO konzipierten internationalen Umwelt-Fortbildungsprogramms IEEP war der Kurs seit 1975 entwickelt worden.
„CIPSEM war kein Kind der DDR-Regierung“, stellt Dr. André Lindner klar. „Die Kurse waren von 1977 bis 1989 der Beitrag der DDR zum 1974 gegründeten Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Das musste für alle Entwicklungsländer offen sein.“ Es war und ist ein Bestandteil der Beiträge, zu dem jeder UNEP-Mitgliedsstaat aufgerufen war.
„Die verantwortliche Leitung lag beim Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft bzw. dem ihm unterstellten Zentrum für Umweltgestaltung in Berlin; als Kurskoordinator wirkte Prof. Egon Seidel von dieser Institution. Die Kurse selbst wurden an der TUD, vorwiegend mit Lehrkräften derselben durchgeführt.“ So steht es im Bericht anlässlich „25 Jahre Umweltmanagement Kurse an der TU Dresden“, verfasst von Dozent Dr. Heiner Kluge, 2003 geschäftsführender Leiter des CIPSEM. Vor ihm wirkten Prof. Wildfried Bassus bzw. Prof. Manfred Löschau als wissenschaftlicher Leiter bzw. Kursdirektor.
Bis 1992 zehnmonatige Langkurse
Die zehnmonatige Ausbildung (bis 1992) erfolgte in englischer Sprache. Die Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, Workshops, Praktika und Exkursionen) wurden unterstützt durch englischsprachiges Studienmaterial, erarbeitet von den im Kurs tätigen Dozenten. Aus dem Jubiläumsbericht ist auch zu entnehmen, dass die doppelte Leitung der Kurse in Berlin und Dresden zu ständigen Spannungen führte, die den wissenschaftlichen Inhalt und die organisatorische Durchführung betrafen: „Insbesondere in diesem Zeitraum erhielten die Bemühungen der Dresdner Kollegen unschätzbare fachliche und moralische Unterstützung durch Dr. Bernd von Droste, seinerzeit Direktor der Abteilung Ökologische Wissenschaften des UNESCO-Sekretariats in Paris.“
Kurzes „Gerüttel“ nach der Wende
1989/90 gab es „ein kurzes Gerüttel“, was die Zukunft des Zentrums betraf, berichtet Prof. Uta Berger, seit 2013 wissenschaftliche Leiterin von CIPSEM. Ursächlich durch polarisierende Diskussionen, dass Länder bevorzugt würden, die dem Sozialismus nahestanden. Dass das Kursprogramm weiterlaufen konnte und fortan vom Bundesumweltministerium finanziert wurde, ist vor allem dem Engagement des damaligen Dekans der Fakultät Umweltwissenschaften, Prof. Hans Joachim Fiedler (Professor für Bodenkunde und Landortslehre), zur akademischen Erneuerung des Kursprogramms und auf die Unterstützung des damaligen Bundesumweltministers, und späteren UNEP-Direktors, Dr. Klaus Töpfer zurückzuführen. „Ohne außergewöhnlich engagierte Personen wäre das nicht gelungen“, ist Uta Berger überzeugt. Nach einer kurzzeitigen Ausgliederung des Zentrums an die Dresden International University (DIU) zwischen 2012 und 2013 wurde es an die TU Dresden zurückgeholt. Kursleiterin Dr. Anna Görner und Dr. André Lindner, langjähriger Programmkoordinator und heutiger CIPSEM-Botschafter, sind seitdem mit an Bord.
Kurzchronik
- 1989 Verantwortung ausschließlich an TUD übertragen
- Gründung einer eigenen Abteilung an der Fakultät Bau-, Wasser- und Forstwesen für diesen Kurs
- 1990 Verleihung des Universitätspreises an langjährig im Kurs tätige Lehrkräfte durch die Leitung der TUD
- 1994 Fortsetzung der Arbeit in der neu gegründeten Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften als „Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management“
- Gemeinsame Förderung und Organisation des UNEP/UNESCO/BMUV-Fortbildungsprogramms vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, dem Umweltbundesamt, UNEP, UNESCO und der TUD
- Bis heute nahmen mehr als 2750 Fachleute und Führungskräfte aus 145 Ländern an den CIPSEM-Kursen teil.
Kontakt:
TU Dresden
Fakultät Umweltwissenschaften
Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM)
Anna Görner, Kursdirektorin