05.08.2021
Von Superkräften und Klimawandel
Dagmar Möbius
„Was macht der Klimawandel im Kochtopf?“, „Plastik auf Diät – da freut sich der Planet“, „Wie kommt das Wasser in den Wasserhahn?“ und „Wie kommt man mit Spucke und Kleber Dieben auf die Schliche?“ – So waren die Vorlesungen für acht- bis zwölfjährige Interessierte im vergangenen Sommersemester überschrieben.
Seit 2004 gibt es die Kinder-Universität – ein Projekt der TU Dresden und des Deutschen Hygiene- Museums. Von Beginn an erfreut sich die Kinder-Universität großer Beliebtheit. Je eine Vorlesungsreihe pro Semester wird angeboten. Und meist sind die 500 verfügbaren Plätze schon am Anmeldetag belegt. Die Vorlesungen finden abwechselnd im Hörsaalzentrum der TU Dresden und im Deutschen Hygiene-Museum statt. Im zurückliegenden Sommersemester nahmen 450 Kinder erstmals virtuell via Zoom an der Kinder-Universität teil. „Wir waren genauso schnell ausgebucht wie für die Präsenztermine“, sagt Monique Rust. Die Sprachwissenschaftlerin arbeitet im Dezernat Universitätskultur und ist seit drei Jahren für die Organisation der Kinder-Universität verantwortlich. „So ein Projekt ist natürlich nicht allein zu stemmen“, sagt sie und nennt ihre Mitarbeiterin Janne Stolte sowie Heike Kuschel und Martin Frank, die im Hygiene-Museum mitorganisieren. Ohne viele Helferinnen und Helfer, die den Einlass und die Studentenausweise kontrollieren, Plätze zuweisen oder für eine funktionierende Technik sorgen, wäre die Kinder-Universität nicht möglich.
Als Lotse im Hörsaal fungiert seit 2013 Frank Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden. Er erklärt den wissensdurstigen Kindern den Ablauf der Vorlesung und stellt die jeweiligen Referentinnen und Referenten vor. Zur Moderation kam er aufgrund seiner Tätigkeit im Deutschen Hygiene-Museum. „Ich führte damals unter anderem durch das Kinder-Museum“, erzählt er. Seit seiner ersten Kinder-Uni ist er selbst ein Fan des Formats, auch deshalb, „weil im Idealfall alle Generationen etwas lernen, von den Erstsemestern bis hin zu den Eltern oder Großeltern, die das Geschehen in einem weiteren Hörsaal per Video verfolgen können. Das Erfolgsgeheimnis für die jeweiligen Vortragenden ist dabei, die jungen Studierenden ernst zu nehmen und Geschichten zu erzählen, die über die reine Wissensvermittlung hinausreichen.“
Zu Frank Schmidts persönlichen Höhepunkten gehört noch heute seine allererste Kinderuni-Veranstaltung, zu der der Tharandter Forstwissenschaftler Prof. Andreas Roloff ein Alphorn mitbrachte, oder die Vorlesung über die Frage, ob sich Menschen in Zukunft Superkräfte kaufen können. Gern erinnert er sich an den Gedächtnisweltmeister Johannes Mallow, „bei dem am Ende alle nur noch staunend und mit offenen Mündern dasaßen." Dass aufgrund des unterschiedlichen Alters der „Studierenden“ auch mal etwas zu komplex ist, kommt durchaus vor: „Dann erkläre ich es den Kindern noch einmal heimlich oder tröste sie und gebe zu, dass ich es gerade selbst nicht kapiert habe.“ Und obwohl sich bis jetzt noch keine früheren „Alumni“ der Kinder-Uni in einem Kunstgeschichts-Seminar zu erkennen gegeben haben, wird Frank Schmidt ab und zu auf der Straße angesprochen. „Bei der Gelegenheit werden auch Themen gewünscht, zuletzt beispielsweise zum Klimawandel."
Die virtuellen Vorlesungen liefen fast genauso ab wie die Präsenzlehrveranstaltungen. Fragen stellten die Kinder im Chat. „Zwar konnten sie anschließend nicht zur Professorin oder zum Professor gehen, um sich eine Unterschrift abzuholen, dafür haben wir gelernt, dass Kinder die Umfragen lieben. Die Lehrenden haben diese in ihre Vorlesungen eingebunden und die Beteiligung lag stets bei fast 100 Prozent“, berichtet Monique Rust.
Im Moment wird das Programm für das Wintersemester abgestimmt. „Die Themen verraten wir noch nicht, aber die Anmeldung wird dazu ab 13. September 2021 über die Website der Kinder-Universität möglich sein“, sagt Monique Rust. Die kindgerechten Titel für ihre Vorträge denken sich die Vortragenden selbst aus. Mögliche Themen überlegt sich das Organisationsteam. Auch die Kinder können Wünsche äußern, die Vorlesung zum Klimawandel war ein solcher. Ein Trend der beliebtesten Themen lasse sich nicht ablesen. „Das hängt immer auch von den Vortragenden ab“, schmunzelt die Kinder-Uni-Managerin. Mit ihrem Team vom Sachgebiet „Universität und Gesellschaft“ überlegt sie aktuell, ob oder wie sich künftig kombinierte Präsenz-Stream-Angebote umsetzen lassen. Spruchreif ist noch nichts. Was feststeht: „Die Kinder-Universität soll es noch viele Jahre geben.“
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