Forscht, lernt und engagiert euch!
(befragt im Jahr 2024)
Thomas Scheufler
„Ich bin glücklich, dass ich mich beruflich so weit entwickeln konnte.“ Simon Barbosa blickt auf eine beeindruckende Berufskarriere als Diplomingenieur für Telekommunikationstechnik zurück und ist ein gut vernetzter TUD-Regionalbotschafter in Kolumbien.
Profil von |
Simon Barbosa |
Studiengang | Telekommunikationstechnik |
Fakultät | ehemalige Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List" |
Studienzeit | 1982 bis 1988 |
Aktuelle Tätigkeit | selbstständig |
Regionalbotschafter | für Kolumbien seit 2017 und als Mitglied des Internationalen Alumni Councils seit 2023 zuständig für Lateinamerika |
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Es gab ein Abkommen zwischen Kolumbien und der DDR, durch das Kolumbianer mit einem Stipendium in der DDR studieren konnten. Ich hatte mich für so ein Stipendium beworben und es bekommen. Ja, und da ich mich am Ende meines Abiturs für eine technische Fachrichtung interessiert hatte, dachte ich an die TUD – weil diese Universität einen guten Ruf hatte – aber auch an die schöne Stadt Dresden und ihre Umgebung. Eigentlich hatte ich an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List” studiert, die dann nach der Wende in die TUD überführt wurde. Ich bin sehr stolz, in Dresden studiert zu haben.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Als Kind und in der Schule hatte ich schon früh eine Neigung für Technik gezeigt. Ich interessierte mich dafür, wie und warum elektrische Geräte funktionieren. Ich bin Diplomingenieur für Telekommunikationstechnik geworden, weil es für mich faszinierend war, wie Menschen mit Hilfe technischer Geräte und Anlagen über große Entfernungen miteinander kommunizieren können.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Das war unter anderen Prof. Gottfried Fritzsche im Fach Systeme, Felder, Wellen – seine Vorlesungen waren sehr interessant und lustig. Und meine Kommilitonen Manuel Palacios, Danilo Alaniz und Thomas Zschoern – mit ihnen habe ich oft zusammen gelernt.
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
Letztes Jahr bin ich Rentner geworden. Bis dahin arbeitete ich bei der kolumbianischen Armee. Am meisten war ich als Telekommunikationsingenieur tätig, am Anfang als Lehrer am Telekommunikationsinstitut der Armee, danach als Feldingenieur, Projektingenieur und Direktor für Netzwerke der Streitkräfte. Am Ende meiner Berufskarriere arbeitete ich in Kooperation mit einigen Universitäten (u.a. Universidad de los Andes und Universidad Nacional) in Forschungsprojekten, um kritische Probleme der Armee zu lösen.
Was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?
In den letzten Dekaden ist die ganze Welt komplizierter geworden. Klimawandel, Umweltkrise, Kriege, Seuchen usw. bereiten überall große Probleme. Deswegen empfehle ich den heutigen Studierenden, zum einen viel in ihren jeweiligen Fachrichtungen zu forschen und zu lernen, und zum anderen, ihre Studienzeit zu genießen. Aber auch immer gut darüber informiert zu bleiben, was in ihrem Land und der Welt los ist und sich politisch zu engagieren.
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
Als Student erinnere ich mich an den sozialen und wissenschaftlichen Austausch mit meinen Kommilitonen und anderen Studenten. In sozialer Hinsicht habe ich die Vielfalt und all die Aktivitäten geliebt, die ich mit meinen Kommilitonen und Freunden unternommen habe, z. B. Fasching feiern im Februar, in die Disko oder ins Kino gehen oder ein Museum besuchen. Auf der Prager Straße gab es damals einige Cafés, wo ich mit Freunden gern bei einer Tasse Kaffee saß und plauderte. Das waren tolle Momente, um Leute kennenzulernen. Mit einigen von ihnen habe ich auch nach fast vier Jahrzehnten noch Kontakt.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Ich ging immer gern über den Campus spazieren. Am Abend in der Mensa war ich ab und zu mit Bekannten und Freunden beim lustigen Stammtisch. Aber mein Lieblingsort war die Bibliothek, durch die ich Zugang zu einer Vielfalt von Wissen und Erkenntnissen bekam.
Wovon profitieren Sie noch heute / hätten Sie sich mehr gewünscht?
Von den theoretischen und praktischen Fähigkeiten, die ich mit dem Studium erworben habe, profitierte ich während meiner gesamten Berufskarriere. Und Disziplin, Ordnung und gute Angewohnheiten halfen mir auch im täglichen Leben.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Mit meinem Ingenieurtitel für Telekommunikationstechnik hatte ich sowohl im akademischen Bereich als auch in der Industrie und der staatlichen Verwaltung viele Möglichkeiten. Ich bin glücklich, dass ich mich mit dem, was ich studiert habe, beruflich so weit entwickeln konnte.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Vor allem bin ich der TUD und Deutschland sehr dankbar, weil Dresden und die Uni während meines Studiums mein Zuhause waren. Und jetzt will ich der TUD helfen, ihre heutigen Ziele zu erreichen. Gegenwärtig gehöre ich zum International Alumni Council * der TUD und bin dort zuständiges Mitglied für Lateinamerika.
Sie sind auch TUD-Regionalbotschafter der TU Dresden. Wie können Sie als solcher aktuell TUD-Mitglieder unterstützen, die an Studienaufenthalten oder Forschungskooperationen in Ihrem Land interessiert sind?
Hier in Kolumbien gehöre ich zur ASPREA-Vereinigung, das ist ein Zusammenschluss ehemaliger Studenten mit Studium in Deutschland. Wir sind etwa 300 Mitglieder, die im akademischen Bereich und in der Industrie tätig sind. Wenn sich ein TUD-Mitglied für einen Studienaufenthalt oder ein Programm für Forschungskooperation mit einer kolumbianischen Organisation interessiert, kann er darüber mit den richtigen Personen in Kontakt kommen.
Welche Kooperationsmöglichkeiten sehen Sie für die Zukunft?
Kolumbien ist ein großes Land und hat eine reiche Artenvielfalt, abwechslungsreiche Landschaften und unendlichen Regenwald. Deswegen sehe ich gegenwärtig und für die Zukunft Möglichkeiten zu Forschungskooperationen in den Bereichen Umweltschutz, erneuerbare Energien, nachhaltige Technologien, Waldwissenschaften, Wasserwissenschaft und Erziehungswissenschaften.
Kontakt:
Simon Barbosa
whatsapp: +573192441715
* Das International Alumni Coucil besteht aus acht ausgewählten Regionalbotschaftern. Sie bündeln ihrem jeweiligen Kontinent die Kommunikation zwischen den dortigen Regionalbotschaftern und dem TUD-Alumnibüro. Simon Barbosa ist für Lateinamerika zuständig.