Mittler zwischen Wissenschaft und Politik für Grüne Gase
(porträtiert im Jahr 2022)
Dagmar Möbius
Philipp Hauser interessierte sich als Abiturient für vieles: Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaften. Der Austausch mit einem Bekannten brachte den gebürtigen Zeitzer auf das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens. Nach vielen Jahren an der TU Dresden arbeitet er seit 2021 als Referent für wissenschaftliche Studien bei der VNG AG in Leipzig. Wie relevant nicht nur seine Arbeit, sondern auch das Thema seiner Promotion ist, veranschaulicht die aktuelle Lage in Europa.
„In der Schule wurde vermittelt, dass im Unternehmensalltag viele Prozesse an den Kommunikationsproblemen von Ingenieuren und Ökonomen scheitern. Mich hat es gereizt, hier als Bindeglied zwischen zwei Welten Themen übergreifend anzugehen und beide Welten zu verstehen. Im Themenfeld der Energiewende hat sich gezeigt, dass die Betrachtung beider Seiten elementar ist“, begründet Philipp Hauser seine Studienmotivation. Aufgewachsen in Sachsen-Anhalt, kam für den heute 34-Jährigen nach seinem Zivildienst als Studienort Leipzig oder Dresden infrage. Die Wahl fiel auf Dresden – aus einem ganz persönlichen Grund: „Meine Freundin hatte hier bereits ein Jahr vor mir mit dem Studium der Wasserwirtschaft begonnen.
Von 2008 bis 2014 absolvierte Philipp Hauser Wirtschaftsingenieurwesen im Bachelor- und Masterstudiengang an der TU Dresden. „Im Bachelor verbrachte ich viel Zeit auf dem Campus, zwischen den Vorlesungen waren wir gern in der Mensa oder in der Bierstube.“ Der Schumann-Bau als Gebäude der Wirtschaftswissenschaften begeisterte ihn nachhaltig: „Er ist ein besonderer Ort am Campus, an dem Geschichte und Gegenwart spürbar sind und an dem es Spaß macht zu lernen.“ Manche technischen Fächer fielen ihm aber nicht leicht. Elektrotechnik, Mathematik zum Beispiel. „Da werden mir viele zustimmen“, schmunzelt er und erinnert sich an manchen Kommilitonen, der im sechsten Semester „hängenblieb“. Im vertiefenden Masterstudium saß er gelegentlich nur zu dritt beim Professor. „Orchideenfach“ nennt Philipp Hauser scherzhaft die weniger frequentierten Seminare für angehende Wirtschaftsingenieure. Exkursionen in Unternehmen der Energiewirtschaft schafften Praxisnähe. Neben Inhalten aus Energiewirtschaft und Energietechnik nutzen ihm im Studium erworbene Fähigkeiten wie Abstraktionsvermögen, Strukturierung und Selbstorganisation im Arbeitsalltag täglich.
Nach dem Studium arbeitete Philipp Hauser bis Ende 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Energiewirtschaft an der TU Dresden bei Professor Dominik Möst. Hier forschte er schwerpunktmäßig zu „Konvergenz der Strom- und Gasnetze, der Modellierung des europäischen Gasmarktes und der Abbildung von Unsicherheiten in der Energiesystemanalyse.“ In Drittmittelprojekten für das BMWi und die Europäische Kommission oblag ihm die methodische und inhaltliche Verantwortung. Die Ergebnisse stellte er regelmäßig in Publikationen und auf wissenschaftlichen Konferenzen vor. Seine Promotion, deren Verteidigung bevorsteht, beschäftigt sich mit Analysen im europäischen Gasmarkt. „Langfristig bietet grüner Wasserstoff eine nachhaltige Alternative zu fossilem Erdgas“, ist er überzeugt.
Seit 2021 ist Philipp Hauser Referent für wissenschaftliche Studien im Bereich Grüne Gase bei der VNG AG in Leipzig. Die Stelle fand er über die Business-Plattform XING. „Es passt alles sehr gut“, freut er sich. Der Fokus seiner Tätigkeit in der Abteilung Grüne Gase liegt auf der Entwicklung des deutschen und europäischen Wasserstoffmarktes. „Das regulatorische Umfeld wandelt sich extrem“, erklärt der Wirtschaftsingenieur. „Vieles muss noch angepasst und reguliert werden.“ Positionen müssen bewertet und festgelegt werden. „Die Energiewende ist ein Fachexpertenthema“, sagt Philipp Hauser. „Politikerinnen und Politiker können nicht mehr aus dem Bauch entscheiden.“ Es braucht Menschen wie ihn, die sich in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auskennen. Seine Expertise im wissenschaftlichen Arbeiten kommt ihm zugute, aber auch kommunikative Fähigkeiten. „Innerhalb der Firma bin ich eine Art Erklärer, der Studien übersetzt, Ergebnisse teilt und Wissen managt, so dass es nicht nur Fachleute verstehen können.“
Ein Beispiel, an dem sein Arbeitgeber beteiligt ist, ist das Wasserstoffprojekt „Energiepark Bad Lauchstädt“. In Mitteldeutschland wollen die Verbundpartner die Herstellung, die Speicherung, den Transport und den wirtschaftlichen Einsatz von Grünem Wasserstoff unter realen Bedingungen im industriellen Maßstab erproben und so die Region zu einer technologisch starken und zukunftsorientierten Wasserstoffregion entwickeln. Das Vorhaben wird als Reallabor der Energiewende vom BMWK gefördert. Auch am BMBF-Wasserstoff-Leitprojekt TransHyDE arbeitet das Unternehmen mit
Bei der VNG AG in Leipzig ist Philipp Hauser nicht der einzige TUD-Alumnus. Allein in seiner Abteilung arbeiten ein zweiter Wirtschaftsingenieur und ein aus dem Boysen-Kolleg bekannter Kommilitone. Mit der TU Dresden steht er in regelmäßigem Kontakt mit Professuren. „So ergeben sich neue Kooperationen“, sagt er.
Kontakt:
Philipp Hauser M. Sc.
Referent wissenschaftliche Studien
VNG AG
Braunstraße 7
04347 Leipzig
Tel.: +49 341 4432962
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