Unterwegs mit Carl und Carla
(porträtiert im Jahr 2014)
Susann Mayer
Fünf Studenten und ein T4, der zufällig mit in die „Ehe“ kam. Dies war im Mai 2013 der Beginn von „Carl und Carla“. Auf ihrer Website nennen sie sich salopp: „Bastian, Stefan, Martin, Richard und Gregor. Vier Ingenieure und ein Betriebswirt. Eine raffinierte und effiziente Mischung …“
Wer und was dahinter steckt, wollte „Kontakt“ genauer wissen, und sprach mit Richard Vetter, Mitbegründer und TUD-Absolvent.
„Wir sind fünf Hochschulabsolventen aus den Bereichen Maschinenbau und BWL, haben uns im vergangenen Jahr in Dresden gegründet und sitzen im Technologiezentrum Dresden“, beginnt Vetter. „Für Kraftfahrzeuge entwickeln wir Fernöffnungskonzepte und Unfallerkennungssysteme und haben darüber hinaus die VW-T4-Kleinbusvermietung ‚Carl und Carla' ins Leben gerufen. In diese Mietfahrzeuge bauen wir unsere Technik ein, um zu sehen, ob sich unser System in der Praxis bewährt. Mithilfe der verwendeten Technik können wir einfach unsere täglichen Mietprozesse abwickeln und agieren flexibel auf Kundenwünsche. Für uns bedeuten persönliche Übergaben hohen Zeitaufwand. Zudem leidet aus Kundensicht die Flexibilität von Abholung und Rückgabe des Fahrzeugs. Mit der verbauten Technik bieten wir unseren Kunden maximale Flexibilität. Ferner agieren wir relativ standort-unabhängig, womit wir kleinere Abholstandorte aufbauen und bedienen können.“
Derzeit erstellen die Absolventen ein Szenario, in welchem es um ihre zukünftigen Ziele geht. „Wir planen aufgrund des erfolgreichen Einsatzes der technischen Infrastruktur bei uns den Vertrieb auch an Drittkunden, wozu Autovermieter und Carsharing-Anbieter gehören können“, so Vetter zu möglichen Zukunftsaussichten. Derzeit liegt das Augenmerk auf der T4-Kleinbusvermietung in Dresden und Leipzig. Das Konzept besteht darin, sehr gut erhaltene Gebrauchtwagen mit Bullibus-Charme zu studentischen Preisen zu vermieten, z.B. für Kleinumzüge, Möbeltransporte oder Ausflüge mit Freunden.
Ihre Firma hatten Sie noch während Ihrer Studienzeit gegründet, wieso?
Während des Studiums hatte einer von uns einen VW-T4-Bus geerbt. Aus finanziellen Gründen war der Fahrzeugunterhalt zu Studentenzeiten nur in der Gruppe, also „geteilt" möglich. Im Verlauf des Studiums haben wir das Fahrzeug gehegt und gepflegt und sind damit während unserer Semesterferien nach Portugal, bis ans Nordkap und bis in die Ukraine gefahren. Immer mehr Freunde und Freundesfreunde fragten uns, ob sie sich doch mal unseren Bus ausleihen können. Wir verliehen also unseren Bus über private Carsharingplattformen im Internet, um unsere laufenden Kosten zu senken; und plötzlich stand unser geliebter Charly (Fahrzeugname) nur noch ganz selten für uns selbst zur Verfügung ... Getrieben von unserem Idealismus, dass technisch einwandfreie Gebrauchtwagen-Kleinbusse den gleichen Nutzungszweck wie Neufahrzeuge erfüllen sollten, sowie dem Wunsch, unser Freiheitsgefühl, das wir einst mit dem Fahrzeug erlangten, ein Stück weit an Gleichgesinnte weiterzugeben, gründeten wir daher die Firma noch zu Studentenzeiten.
In Sachsen ist das Carsharing weit verbreitet, bei denen man auch Busse leihen kann. Und zudem gibt es ja noch diverse Autovermietungen. Was unterscheidet „Carl und Carla“ davon?
Unsere Idee ist, durch Kundennähe, hohen Service und Marketing im Web 2.0 erstmals den Spagat zwischen der Flexibilität eines Carsharers und der Unabhängigkeit einer Fahrzeugvermietung zu schlagen. Unser Alleinstellungsmerkmal ist das Bulligefühl, damit konzentrieren wir uns auch bewusst auf eine bestimmte, junge Zielgruppe. Dazu kommt der Preisfaktor, wir sind günstiger als andere Verleiher, auch, weil wir Gebrauchtfahrzeuge vermieten. Es hätte keinen Sinn ergeben, sich auf dieselbe Zielgruppe zu stürzen wie alle anderen, dazu ist der Wettbewerb zu stark. Wir richten unser Marketing konsequent an diesem Gefühl und der Zielgruppe aus und finden das sehr wichtig – ein hübscher Flyer ist noch kein Alleinstellungsmerkmal.
Was haben Sie selbst studiert und weshalb?
Ich habe von Oktober 2007 bis Februar 2014 Maschinenbau mit der Vertiefung Leichtbau und Kunststofftechnik studiert. Schon immer war ich technisch interessiert, und dies war die Grundlage für ein ingenieurwissenschaftliches Studium.
Weshalb fiel die Wahl auf die TUD?
Ich bin zwar in Dresden geboren, aber nicht hier aufgewachsen. Nach dem Abitur entschied ich mich zurückzugehen, auch, weil die TUD eine exzellente Universität für den Studiengang Maschinenbau ist.
Haben Ihnen die im Studium erworbenen Kenntnisse für Ihre jetzige Tätigkeit genutzt?
Wir sind vier Diplomingenieure aus den Bereichen Kraftfahrzeugtechnik, Automatisierungstechnik und Konstruktion sowie ein kaufmännischer Gründer aus der Betriebswirtschaft. Grundsätzliches technisches Know-how können wir täglich an den Fahrzeugen anwenden und aus diesem Gesichtspunkt ergänzen sich die Einzelkompetenzen zu einem runden Team.
Gibt es Beziehungen Ihrer Firma zur TUD/Ihrem ehemaligen Fachbereich?
Ja, wir haben intensive Kontakte zur Fakultät Elektrotechnik, Institut für Aufbau- und Verbindungstechnik. Herr Jun.-Prof. Heuer von der Professur „Sensorsysteme für die zerstörungsfreie Prüfung und Strukturüberwachung“ unterstützt uns bei der Realisierung des Projektes.
Ein reichliches Jahr gibt es „Carl und Carla“ – ein kurzes Resümee dazu?
Aus „Charly“ sind mittlerweile 25 VW T4 Fahrzeuge geworden, die wir in den Kategorien „Carl“ (Transporter), „Carla“ (9-Sitzer) und „Carlchen“ (Camper) zur Vermietung anbieten. Hauptsächlich Studenten, junge Familien, Vereine und Bands mieten unsere Fahrzeuge. Insgesamt sind unsere Fahrzeuge in den letzten 15 Monaten bereits 14-mal um die Welt gefahren (565 000km) und waren in mindestens 28 Ländern. Unsere Fahrzeuge dienten als „Statisten“ und Helfer in drei professionellen Filmen und beförderten Gäste auf 15 Hochzeiten. Rund 5245 Personen sind bisher mit unseren Fahrzeugen gereist und haben dabei 2068 Tonnen Last transportiert.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontaktdaten:
Carl und Carla
Richard Vetter
Tel (Mo. bis Fr., 8 Uhr bis 20 Uhr): 0151 58155418
E-Mail: Richard Vetter
Web: