Wanderin zwischen zwei Welten: Von Elbflorenz nach Florenz
(porträtiert im Jahr 2011, mit Update 2020)
Dagmar Möbius/Susann Mayer
Katrin Wegener studierte Kunstpädagogik und Germanistik für das gymnasiale Lehramt. Ein Erasmus-Studienplatz führte sie ins italienische Florenz. Dort arbeitet sie heute – als Promoterin, Kunsthändlerin und Journalistin. Als TUD-Regionalbotschafterin unterstützt sie auf Anfrage Studierende, die zum Praktikum/Auslandssemster nach Italien gehen möchten.
Juristin oder Lehrerin? In der Komfortzone bleiben oder abnabeln? Als Katrin Wegener sich entscheiden musste, wählte sie den Studienplatz an der TU Dresden. Nach einem mit Auszeichnung abgelegten Abitur studierte sie ab 1995 Kunstpädagogik und Deutsch für das gymnasiale Lehramt. „Schon im Gymnasium liebte ich beide Fächer“, begründet die gebürtige Randberlinerin, „und ich stellte es mir spannend und nützlich vor, meine persönlichen Interessensgebiete und die Freude, die ich selbst beim Erlernen und Probieren künstlerischer Techniken empfand, an Kinder und Jugendliche zu vermitteln.“ Sie wollte ihnen Fertigkeiten auf den Weg geben, mit denen sie sich gestalterisch mit ihrer Lebenswirklichkeit auseinandersetzen können. Kurz: kreatives Problemlöseverhalten. Germanistik als zweites Fach wählte sie, inspiriert vom Film „Der Club der toten Dichter“ aus Liebe zur Literatur und aus Freude am Schreiben. „Wo Sprache herstammt und wie sie sich entwickelt hat, wollte ich zudem erforschen", erklärt sie. Der Reiz, Dresden als weltbekannte Barockstadt zu entdecken, war gleichzeitig eine Herausforderung. „Berlin ist von Dresden aus gut erreichbar“, tröstete sie sich damals. Doch glücklicherweise erwies sich das Studentenleben als genauso intakt wie beschrieben. „Ich sage nur Campuspartys und Bärenzwinger“, schmunzelt sie.
Die im Kunstpädagogikstudium erlernten künstlerischen Techniken sowie deren Vermittlung helfen ihr heute sehr. Auch der Einblick in Dresdens Galeriewesen. Als Hilfsassistentin betreute sie fünf Jahre lang Ausstellungen, organisierte und rezensierte sie. „Vor allem aber ging es immer um Verständigung und den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen“, erzählt sie. Das für das Germanistik-Studium abgelegte Latinum half ihr später, sich schneller Italienisch anzueignen. „Auch für ein tieferes Verständnis vom Aufbau von Sprache war es hilfreich und zeigt sich als Vorteil, wenn ich heute gelegentlich Deutsch als Fremdsprache unterrichte, obwohl ich das nicht studiert habe.“
Für einen über die Philosophische Fakultät angebotenen Erasmus-Studienplatz in Florenz musste Katrin Wegener 2002 dringend einen vierwöchigen Italienisch-Intensivkurs belegen. Über einen Aushang fand sie das Centro Machiavelli. Ein Glücksfall. Denn heute arbeitet sie selbst dort. Angeboten werden nicht nur Kurse in Italienisch, sondern auch für Kunst oder für italienischen Operngesang. „Es geht auch hier vor allem um Kommunikation“, sagt die Neu-Florentinerin. „Wir sind mehr als eine Sprachschule, hier trifft sich wirklich die ganze Welt und man lernt sich kennen.“ Für Italiener und Nichtitaliener wird für jedes Problem eine Lösung gesucht. Katrin Wegener kümmert sich am Centro Machiavelli um alles, was mit dem deutschsprachigen Raum zu tun hat: Sie betreut Studenten, beantragt Bildungsurlaub in den einzelnen Bundesländern, entwirft Werbeflyer oder Bildungsmesse-Präsentationen, übersetzt, erstellt Konzepte für alternative Werbemöglichkeiten oder organisiert Geschäftsessen und Fahrten. „Moderne Jobs verlangen heute vielseitige Fähigkeiten auf der Basis von Kommunikation und Netzwerkbildung“, sagt die Studienrätin.„ Aber man muss sich darin zurechtfinden und die Kontakte fruchtbringend kombinieren." Dann könne man eine interessante Arbeit finden, die man auch gern tut, wenn sie nicht immer deckungsgleich mit der Ausgangsvorstellung ist.
Katrin Wegener hat mehrere Standbeine. So arbeitet sie für das italienische Kunstmagazin Artein, ist für Präsentation, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zuständig: „An mich treten Künstler, Galeristen und Journalisten mit den verschiedensten Bedürfnissen und Problemen heran und erwarten einen professionellen Umgang damit.“ Ihre Fähigkeit, über Kunst zu schreiben, ermöglicht ihr zudem die journalistische Zusammenarbeit. Und ihr Vorhaben, Kunstausstellungen zwischen Deutschland und Italien zu realisieren, „befindet sich im Ausbau.“ Als „Europe Artistfinder“ für einen amerikanischen Kunstgroßhandel ist sie Mittlerin zwischen Künstlern und Galeristen, führt Verkaufsverhandlungen und wickelt Verträge ab.
Kontakte zur TU Dresden pflegt Katrin Wegener gern und regelmäßig. Besonders fühlt sie sich Marie-Luise Lange, Adolf Böhlich und Roland Unger sowie Siegfried Sack und vor allem Petra Resch dankbar verbunden. Kommen TUD-Studenten nach Venedig auf Exkursion, springt sie schon mal als Dolmetscherin ein.
Als Regionalbotschafterin der TU Dresden unterstützt sie auf Anfrage Studierende, die zum Praktikum/Auslandssemster nach Italien gehen möchten. Interessierte können Sie ganz einfach kontaktieren unter:
Update 2020:
„Im Jahr 2017 hatte ich meine damalige italienische Liebe, Gino Tozzetti, geheiratet (auf der Hochzeit war Herr Dr. Torsten König vom TUD-Institut für Romanistik)“, erzählt sie. „Wir sind inzwischen seit 18 Jahren zusammen, lieben das Leben zwischen den Welten und haben eine wundervolle Tochter von fünf Jahren, die in beiden Sprachen und Ländern richtig zu Hause ist. Eine kleine Europäerin sozusagen.
Nach wie vor liebe ich Sprachen, das Schreiben, die Kunst, das Malen. Im Jahr 2018 war es dann endlich soweit. Mein Wunsch, meine beiden Welten über die Kunst zusammenzuführen, wurde erfüllt. Zum 40. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Dresden und Florenz ist es mir gemeinsam mit Angela Ehrlich aus der Philosophischen Fakultät gelungen, eine Malerei-Ausstellung unter dem Titel ‚Zwei Flüsse – Zwei Strömungen‘ im Rathaus Dresden zu organisieren. Maßgeblich beteiligt waren daran: Beide Städte, das Italienzentrum der TU-Dresden (Prof. Maria Lieber) sowie Lehrkräfte der Kunstpädagogik (Dr. Petra Resch und der ehem. Prof. Roland Unger) und der italienische Kunstverein Colori del Levante Fiorentino mit drei seiner Künstler (Mauro Mannelli, Annalisa Bati und Patrizia Fabbri). Wir arbeiten an einem Wiedersehen zum 50. Jubiläum.“
Kontakt:
E-Mail