Hochschule sorgten für Ferienplätze
60 Jahre Universitätsarchiv - was die Unterlagen über die Ferienheime der Pädagogischen Hochschule und der Medizinischen Akademie erzählen
Zu den Ferienobjekten der Pädagogischen Hochschule lässt sich im Universitätsarchiv nicht allzu viel finden. Schuld ist die Flut 2002. Mit der Abwicklung der PH nach der Wende und der Eingliederung der Lehramtsstudiengänge für Grund-, Mittel- und Berufsschulen sowie Gymnasien an die neu gegründete Fakult.t Erziehungswissenschaften der TUD im Jahre 1992 waren zwar die Ex-PH-Archivbestände in den Verantwortungsbereich des Universitätsarchivs übergegangen, körperlich jedoch lagerte ein großer Teil von ihnen auch 2002 noch in einem Gebäude auf dem früheren PH-Gelände nahe der Wigardstraße. Die Flut im August 2002 führte der TUD-Archivarin Veronika Heymann zufolge dort zu einer Havarie in den Warmwasserleitungen, der ein großer Teil des Aktenbestandes zum Opfer fiel.
Das wichtigste eigene Ferienobjekt der PH Dresden war das 1958 gegründete Zeltlager Bakenberg, das im Zeitraum von 1976 bis 1980 – in „Eigenleistung“, wie es damals hieß – zur Ferienanlage mit Bungalows umgerüstet wurde. 170 Plätze hatte es pro Durchgang, das waren pro Jahr 1190 Ferienplätze mit Vollverpflegung. Die Hochschule leistete sich für die Betreuung ihrer Feriengäste nicht nur ein extra „Kollektiv“ von vier Kollegen und 37 Saisonkräften sowie weiterer für Bakenberg im Sommer abgestellte Personen, sondern sie gab auch über die Jahre viel Geld für den Bau, den Umbau, die Werterhaltung des Objektes und für Freizeitgeräte wie Fahrräder, Tischtennis- und Gartentische sowie Stühle und anderes mehr aus.
Ein kleiner Teil der Plätze wurde in den Austausch gegen Urlaubsplätze in Objekten „befreundeter“ Hochschulen der ČSSR (Pädagogisches Forschungsinstitut Prag, Pädagogische Fakultät UJEP Brno, Pädagogische Fakultät Hradec Králové.) gegeben. So standen den Dresdner Hochschul-Pädagogen Bauden im Riesengebirge (Spindlermühle), im Adlergebirge (Říčky) und im böhmisch-mährischen Hochland (Březiny) zur Verfügung. Weitere ausländische Partner gab es um 1981 in Kraków, Gdansk, Budapest und Burgas.
Die Feriendienstkommission der Hochschulgewerkschaftsleitung kümmerte sich um die Suche nach Austauschpartnern und -objekten, um das Verhandeln der Austauschverträge, um das Gewährleisten einer guten Qualität der Austauschplätze vor Ort, aber auch um die Belegungen. „Wir lassen uns davon leiten“, schrieb der Vorsitzende der Feriendienstkommission der PH Dresden, Wolfgang Hädrich, in der PH-Hochschulzeitung 17/1980, „dass der Austausch von Ferienobjekten einen wirksamen Beitrag nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität unserer Kollegen, sondern auch zur immer besseren Verständigung der Menschen in den Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft zu leisten vermag“.
Nach der Wende war die Zeit dieser PH-Ferieneinrichtungen abgelaufen. Verträge mit Partnereinrichtungen, bisher immer jährlich über konkrete Belegungszahlen abgeschlossen, wurden keine mehr angebahnt. Im Objekt Bakenberg wurden nach dem Ablauf der Urlaubssaison am 22. September 1990 Inventuren durchgeführt, das Lager wurde winterfest gemacht und es wurde empfohlen, die Vollzeitkräfte zum Jahresende zu entlassen. Am 14. Dezember 1990 informierte die PH Dresden die Kooperationsgemeinschaft Rügen von ihrer Absicht, das Objekt auf dem Bakenberg „schnellstmöglich zu verkaufen.
Heute heißt das Bungalowdorf „Eichenwald“ und wird von Hansjakob Moschberger betrieben, der es etwa 1994 von einem Zwischenbesitzer erworben und die Bungalows außen und innen saniert sowie technisch modernisiert hat.
Ein zweites eigenes PH-Ferienobjekt war die sogenannte Hermsdorfer Hütte, die im Erzgebirgsvorland nordwestlich des Dorfes Hermsdorf, zwischen Wilisch und Quohrener Kipse, liegt. Die wurde nicht nur für Schulungen, sondern auch für den Familienurlaub der Mitarbeiter der PH Dresden genutzt. Nach der Wende wurde sie an einen privaten Investor verkauft. Historisch gesehen handelte es sich dabei um ein früheres Jagdhäuschen.
Auch die frühere Medizinische Akademie Dresden verfügte über eine ganze Reihe eigener bzw. gepachteter Ferienobjekte, aber auch über Austauschplätze in Ungarn, Polen und an der Ostsee. Dazu kamen noch Mietobjekte in Oybin, Bad Blankenburg, im Osterzgebirge, in der Mecklenburger Seenplatte und in Wustrow an der Ostsee. Bis 1975 war das historische Hotel „Stadt Teplitz“ in Bad Schandau eine viel genutzte Adresse, weiterhin stand an der Talsperre Bautzen ein eigener Flachbau als Erholungszentrum zur Verfügung, der 1984, rekonstruiert und modernisiert, übergeben wurde.
Die zwei Bungalows an der „Blauen Adria“, einem See nördlich von Bautzen, waren bis kurz über die Wende hinaus in Betrieb. Heute wird dort eine neu errichtete Camping-Ferienanlage betrieben, die damaligen Bungalows sind längst abgerissen. Im erzgebirgischen Oberpöbel bei Schmiedeberg unterhielt die „MedAk“ viele Jahre ein gepachtetes kleines Ferienheim (Oberpöbel 3) und mietete zwei Ferienwohnungen in einem zweiten Gebäude dazu.
Wie sich Petra Heil aus dem Geschäftsbereich Bau und Technik des Universitätsklinikums, ab 1985 unter anderem für die Vergabe von Urlaubsplätzen zuständig, erinnert, wurden alle MedAk-Ferienobjekte unmittelbar nach der Wende aufgegeben.
Mathias Bäumel