Tanzausbildung in Bild- und Textdokumenten
60 Jahre Universitätsarchiv: Die Fachaufsicht über das 2000 gegründete Archiv der Palucca Hochschule für Tanz übt das TUD-Archiv aus
Die 1925 in Dresden von der berühmten Gret Palucca (1902 – 1993) gegründete Hochschule ist die erste und bisher einzige eigenständige staatliche Hochschule für Tanz in Deutschland. Das Ausbildungsprofil der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, so die heutige offizielle Bezeichnung, beruht auf den drei Säulen Klassischer Tanz, Zeitgenössischer/Moderner Tanz und Improvisation.
Obwohl erste Bemühungen, ein Archiv in der Palucca-Schule Dresden einzurichten, bis in die 1960er Jahre zurückreichen, kam es erst im Jahr 2000 zur Gründung des heutigen Hochschularchivs.
Die Fachaufsicht über dieses One-Person- Archive wird derzeit vom Direktor des Universitätsarchivs der Technischen Universität Dresden, Matthias Lienert, wahrgenommen.
Das Hochschularchiv hat die Aufgabe, die ständig anwachsende Überlieferung zur Geschichte der Hochschule für Tanz Dresden zu sichern, zu ordnen, auszuwerten und der Öffentlichkeit zugängig zu machen.
Es verwahrt zurzeit etwa 700 laufende Meter Schriftgut, darunter Studentenakten, Mitarbeiter- und Personalakten, Plakate, Flyer etc. Etwa 1700 Filmaufnahmen von Schulprogrammen und anderen öffentlichen Auftritten und schulinternen Proben sowie die gesamten Mitschnitte der Diplom- und Bachelor-Abschlussprüfungen aller Studiengänge der letzten zehn Jahre befinden sich im Bestand. Das Hochschularchiv verwendet zur Verzeichnung und Erschließung seiner Bestände die in Sachsen gebräuchliche Archivsoftware »Augias «. Seit Anfang 2011 können die Archivnutzer auch auf die Archivdatenbank per schuleigenem Intranet zugreifen.
Fotos und Filmaufzeichnungen sind gerade in dieser auf tänzerische Ausbildung konzentrierten Hochschule unverzichtbare Medien für Forschung und Lehre. Bei fast 10 000 Fotoeinheiten aus den 1960er bis 1980er Jahren, die u.a. öffentliche Auftritte der Palucca-Schülerinnen und Schüler dokumentieren, stellt sich nicht selten das Problem der Personenidentifizierung. Weniger schwierig ist die Identifikation, wenn die Alumni später an renommierten Häusern des In- und Auslandes engagiert wurden. Das Projekt zur Digitalisierung ausgewählter Fotoaufnahmen wird demnächst mit einer neuen Software weitergeführt.
Nicht unerheblich sind dabei urheberrechtliche Probleme, da bei den vorhandenen Fotomaterialien oftmals unklar ist, wem die Nutzungsrechte zustehen. Die Fotografen sind oftmals nicht erfasst worden, sie selbst oder ihre Rechtsnachfolger können nur mit großem zeitlichem Aufwand ermittelt werden. Für die bestehende fotografische Überlieferung wurde nach dem Vorbild anderer Dokumentationszentren ein zentraler Bildserver eingerichtet.
Etwa 5000 Beiträge aus 170 Zeitungen und Zeitschriften, die aus dem Fundus der Deutschen Bücherei Leipzig sowie der Tanzarchive Leipzig und Köln stammen und in Jahrzehnten zusammengetragen wurden, ergänzen den Bestand des Hochschularchivs. Mit der nahezu vollständigen Sammlung dieser Beiträge, die den gesamten Zeitraum des Wirkens von Gret Palucca und auch die spätere Entwicklung der Hochschule bis in die Gegenwart dokumentieren, verfügt das Hochschularchiv über eine einmalige Sammlung von besonderem Interesse für Tanzhistoriker und Tanzwissenschaftler.
Wie gut das Hochschularchiv in der Tiergartenstraße 80 von den Studenten, Dozenten und Professoren der Palucca Hochschule für Tanz angenommen wird, zeigt ein Blick in das Besucherbuch. Wurden 2003 erst 18 Archivbenutzer gezählt, waren es ein Jahr später bereits 50. Heute kommen etwa 100 Interessierte jährlich ins Archiv und erwarten Antworten auf ihre Fragen, insbesondere zur wechselvollen Geschichte der Palucca-Schule Dresden. Das Benutzerspektrum reicht dabei von Schülern, die Informationen zur Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Gret Palucca suchen, über Studenten bis zu professionellen Tänzern und Tanzwissenschaftlern. Aber auch schriftliche Anfragen aus dem In- und Ausland zu Gret Palucca, ihrer Lehrmethodik und zum Umgang mit ihrem künstlerischen Erbe werden häufig gestellt. Mehrere Bücher, Fach- und Zeitungsartikel über Gret Palucca und ihre Schule konnten auch mit Unterstützung der Akten und Fotografien des Archivs erstellt werden. Film- und Videomaterialien werden den Archivkunden, insbesondere für die Ausbildung, als sogenannte Arbeitskopien im Rahmen der Ausleihe zur Verfügung gestellt. So hat sich in den letzten Jahren eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen dem Hochschularchiv und dem Tonstudio der Hochschule entwickelt. Analoge Film- und Videoaufzeichnungen aus den Beständen des Hochschularchivs werden vom Tonstudio digitalisiert und auf nutzerfreundliche Medien, beispielsweise DVDs, ausgegeben.
Das Hochschularchiv und die im selben Gebäude befindliche Hochschulbibliothek bieten im gemeinsamen Lese- und Nutzerraum ihren Kunden sechs PC-Arbeitsplätze mit Internet-Zugang. Die Hochschulbibliothek dient der Literaturversorgung für Studium, Forschung und Lehre mit dem Schwerpunkt Tanzwissenschaft.
Der Bestand umfasst etwa 6500 Medien und ist zugleich eine hervorragende Ergänzung des Archivbestandes, vor allem durch die gesammelten Fachzeitschriften über Tanz und Theater.
Axel Becker