22.06.2010
Die Welt zu Gast im Landtag: Die erste Model United Nations (elbMUN) war ein voller Erfolg!
DIE WELT ZU GAST IM LANDTAG
Erste Elbe Model United Nations (elbMUN) ein voller Erfolg – 90 Schüler und Studenten simulierten vom 21. bis 25. Mai die Arbeit der Vereinten Nationen im Sächsischen Landtag.
Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen im Plenarsaal. Botschafter aus Ruanda, Argentinien und Saudi-Arabien beim Mittagessen in der Lobby. Im Innenhof verstreute Jung-Diplomaten, die sich auf Englisch mit Problemfeldern der internationalen Politik beschäftigen. Wer sich vom 21. bis 25. Mai 2010 im Sächsischen Landtag aufhielt, der hätte meinen können, er befände sich am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York.
Denn über das verlängerte Pfingstwochenende fand unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler die erste Model United Nations in Dresden, kurz: elbMUN, statt. Knapp 90 Studierende aus 13 verschiedenen Ländern waren gekommen, um das Parlamentsgebäude in ein Parkett der internationalen Diplomatie zu verwandeln und für fünf Tage ein ihnen mehr oder minder fremdes Land zu vertreten. In Kooperation mit der Europäischen Bewegung Sachsen (EBS) hatte eine 20-köpfige Hochschulgruppe der TU Dresden die Simulation organisiert.
Andrea Dombois, erste Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages und zugleich Präsidentin der EBS, eröffnete mit einem Grußwort die Veranstaltung, die neben den offiziellen Verhandlungen ein anspruchsvolles Rahmenprogramm bot. So beschäftigte sich etwa die von Dr. Nils Geißler, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Deutschen Gesellschaft für die Vereinte Nationen e.V., moderierte Podiumsdiskussion am Samstag, den 22. Mai mit der Frage nach einem effektiven Menschenrechtsschutz. Während der peruanische Botschafter in Deutschland, José Luis Pérez Sánchez-Cerro, zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Menschenrechte nach dem Zweiten Weltkrieg gab, berichtete er im zweiten Abschnitt seiner Rede von seinen praktischen Erfahrungen als stellvertretender Vorsitzender des UN-Menschenrechtsrates.
Am Beispiel Weißrusslands verdeutlichte Dr. Hans-Georg Wieck, ehemaliger deutscher Diplomat und Präsident des Bundesnachrichtendienstes, in seinem Vortrag die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft beim Schutz von Menschenrechten. Die anschließende Debatte deckte in diesem Zusammenhang Schwächen des aktuellen UN-Systems auf, stellte aber gleichzeitig heraus, dass nur das Zusammenspiel zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren zu einem wirksamen Schutz von Menschenrechten führen könne. Bei einem Verhandlungsworkshop am Sonntag, den 23. Mai erarbeiteten die Delegierten unter Anleitung Mark T. Fliegaufs, eines Verhandlungsexperten von der Universität Cambridge (Großbritannien), Strategien erfolgreichen Debattierens. Am Abend desselben Tages referierte Prof. Dr. Frans A. M. Alting von Geusau über den Zusammenhang von nuklearer Abrüstung und Konfliktprävention. Auf engagierte Weise legte der niederländische Völkerrechtsprofessor, der lange Jahre als Berater für das niederländische Außenministerium tätig war, dar, weshalb die USA als erste Nuklearmacht auf Atomwaffen verzichten sollten. „Macht“, so von Geusau auf Nachfrage eines an der Umsetzbarkeit dieser Forderung zweifelnden Delegierten, „sollte nicht darüber definiert werden, wie viele Menschen ein Land töten kann.“
Neben den Gastbeiträgen hatten die Organisatoren auch ein Abendprogramm für die Konferenzteilnehmer vorbereitet.
Eine Kneipentour durch die Dresdner Neustadt, ein Tanzabend im Studentenclub Bärenzwinger sowie der formelle Abschlussball im Blauen Salon mit Auftritten von Capoeira- und Jazztanzgruppen sowie der Funkband „Staircase Club“ sorgten dafür, dass sich die Delegierten auch abseits ihrer Arbeit in den drei simulierten UN-Gremien kennenlernten.
Letztere kam trotz des umfassenden Programms nicht zu kurz: Die strengen Verhaltensregeln für die Nachwuchsbotschafter standen den tatsächlichen Verhältnissen bei der UN in nichts nach und sorgten gemeinsam mit der sorgfältigen Vorbereitung der motivierten Teilnehmer für anspruchsvolle Debatten.
Am Ende verabschiedete der Wirtschafts- und Sozialrat eine Resolution zur AIDS-Prävention, der Sicherheitsrat einigte sich auf Maßnahmen zur nuklearen Abrüstung und der Menschenrechtsrat beschloss ein Dokument zur Gewährung des Rechtes auf Bildung. Auf der Agenda standen weiterhin die Situation im Nahen Osten und Weißrussland sowie unternehmerische Verantwortung. „Unser Ziel, Kenntnisse über die internationale Politik zu vermitteln und gleichzeitig Völkerverständigung zu fördern, haben wir mit der Konferenz voll erreicht“, resümiert Christian Schiller, als „Director General“ einer der Hauptverantwortlichen für die Organisation der elbMUN. „Von allen Beteiligten haben wir großes Lob bekommen. Umso mehr hoffen wir, dass die elbMUN nun fest im Veranstaltungskalender verankert wird – als Aushängeschild eines toleranten und weltoffenen Dresdens.“
Björn Grözinger
Der Abschluss-Bericht im PDF-Format kann hier heruntergeladen werden.