18.09.2015
Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen spricht am Zentrum für Internationale Studien
„Die Europäische Union befindet sich beim Flüchtlingsschutz in einer Glaubwürdigkeitskrise“
Hans ten Feld, der Vertreter des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland, hielt am 9. Juni einen Vortrag zum Schutz von Flüchtlingen durch die Vereinten Nationen. Hierzu eingeladen hatten das ZIS, die Forschungsstelle Vereinte Nationen der Juristischen Fakultät der TU Dresden, sowie der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der Vortrag berührte ein hochaktuelles Thema: Gegenwärtig leistet das UNHCR die meisten parallel laufenden Einsätze seit Beginn seines Bestehens.
Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen spricht am Zentrum für Internationale Studien
Auch in diesem Semester können die am Zentrum für Internationale Studien (ZIS) beteiligten Lehrstühle wieder eine beeindruckende Bandbreite an Gastvorträgen vorweisen. Allein im Juni sprachen die US-Justizministerin Loretta Lynch und der renommierte Politikwissenschaftler der Yale University, Professor Walter Russel Mead. Einen besonderen Höhepunkt bildete eine Veranstaltung mit Hans ten Feld, dem Vertreter des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland, der am 9. Juni einen Vortrag zum Thema „Der Schutz von Flüchtlingen durch die Vereinten Nationen“ hielt. Hierzu eingeladen hatten das ZIS, die Forschungsstelle Vereinte Nationen der Juristischen Fakultät der TU Dresden, sowie der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Hans ten Feld konnte vor dem Hintergrund seiner großen Erfahrung im Bereich des Flüchtlingsschutzes spannende Einsichten in die Arbeit der Vereinten Nationen geben. Er wurde 2013 zum Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars in Deutschland ernannt und blickt auf eine über 30-jährige Berufskarriere beim UNHCR mit Stationen in Sambia, Kambodscha, Indien, Myanmar, Neuseeland, Genf und Schweden zurück.
Der Vortrag berührte ein hochaktuelles Thema: Gegenwärtig leistet das UNHCR die meisten parallel laufenden Einsätze seit Beginn seines Bestehens. Ten Feld stellte die Arbeit des UNHCR in den historischen Kontext der Entstehung aus der gescheiterten Konferenz von Evian und der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und beleuchtete die Entstehung der Genfer Flüchtlingskonvention. Er hob die wichtige Rolle der Arbeit der Vereinten Nationen hervor, betonte aber auch, dass der politische Rückhalt und Wille in den Aufnahmestaaten für den effektiven Schutz von Flüchtlingen äußerst bedeutend sind.
Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der tatsächliche Umgang mit Flüchtlingen in der EU weit hinter dem Anspruch der Union zurückbleibt, Flüchtlinge zu schützen und in allen Mitgliedstaaten gleiche Mindeststandards hierfür zu gewährleisten. Dies sei umso erschreckender, da die Staaten der Europäischen Union im globalen Vergleich nur sehr wenige Flüchtlinge aufnehmen. In Bezug auf den Umgang mit Personen auf der Flucht befindet sich die EU in den Augen von ten Feld daher in einer Glaubwürdigkeitskrise. Dennoch schloss der Vortrag optimistisch, indem Handlungsfelder zur Verbesserung des Schutzes von Flüchtlingen aufgezeigt und die jüngst von der EU-Kommission beschlossenen Maßnahmen zum Flüchtlingsschutz als Schritt in die richtige Richtung gelobt wurden. Insbesondere die Rolle Deutschlands beim Flüchtlingsschutz wurde positiv hervorgehoben.
Nach diesem außerordentlich interessanten Vortrag hatten die knapp einhundert Zuhörer noch ausführlich Gelegenheit, Fragen zu stellen, bevor der Abend mit einem kleinen Empfang ausklang.
(Martin Hock), [Bildnachweis Startseite: ZIS]