26.10.2017
Von IB über NPT-TV und ICAN bis nach Oslo
Vergabe des Friedensnobelpreises für ICAN: Absolventen des IB-Bachelorjahrgangs 2009 des ZIS sind Mitbegründer der deutschen Sektion
Mit der Auszeichnung der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) wurde mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis eine internationale Kampagne geehrt für ihren entscheidenden Beitrag in der Verhandlung des ersten völkerrechtlichen Vertrages zur Ächtung von Atomwaffen. Dieser Vertrag schließt eine völkerrechtliche Lücke, mit dem Ziel, ein internationales Verbot sämtlicher Massenvernichtungswaffen zu erreichen. Die Wurzeln dieser internationalen Kampagne liegen auch in Dresden, genauer: bei zwei Absolventen des Bachelorjahrgangs 2009 des Zentrums für Internationale Studien der TU Dresden.
IB-Student Jacob Romer hatte mit Mitstreitern die NGO „NPT-TV“ gegründet. So organisierten die Dresdner Studenten an Wochenenden Workshops, um sich gegenseitig die verschiedensten Aspekte der Atomwaffenpolitik näherzubringen, und nahmen bereits im 2. Fachsemester ihres Bachelors einen Monat lang an der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages (NPT) 2010 bei den Vereinten Nationen in New York teil. Auf der nächsten NPT-Konferenz, 2012 bei der UNO in Wien (bei beim Preparatory Committee for the 2015 NPT Review Conference) interviewten sie, wie schon zwei Jahre zuvor in New York, unzählige hochrangige Diplomaten, Botschafter der USA, des Irans, deutsche, französische und viele mehr, Analysten und Zivilgesellschaft. Sie stellten diese online, versehen mit Kommentaren und Analyse. Hier findet sich das Material von 2010, und hier die Website 2012.
Während dieser Arbeit lernten Jacob Romer und Leo Hoffmann-Axthelm auch andere NGOs kennen, die sich mit nuklearer Abrüstung befassten. Nach Ende des Bachelors reiste Jacob mit ICAN nach Hiroshima, während Leo für einige Monate Abrüstungs-Attaché der Pazifikinsel Republik Nauru in New York wurde. Hier arbeitete er bereits mit ICAN zusammen, um weitere Pazifikstaaten für das Statement der Humanitären Initiative in der UN-Generalversammlung zu gewinnen.
Als sich im Februar 2013 beide in Berlin treffen, nun als WG-Mitbewohner, gründen sie kurzerhand die deutsche Sektion der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN), ICAN Deutschland. Bis heute heißt das WLAN in der Berliner Wohnung so. Der Rest ist Geschichte: sie fangen an, sämtliche Parteien zu bearbeiten, betreiben Lobbyismus in Außenministerium und Kanzleramt, treffen auf IB-Alumni beim Roten Kreuz und anderen humanitären und Entwicklungsorganisationen, richten Konferenzen und Roundtables aus, gewinnen neue Mistreiter. Sie nehmen im März 2013 Teil an der Osloer Konferenz über die humanitären Auswirkungen von Atomwaffen, und sind zunächst in Genf, dann in New York von Anfang an dabei, Regierungsvertreter davon zu überzeugen, diese „Humanitäre Initiative“ fortzuführen, bis sie am 7. Juli 2017 in den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen mündet (Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons, TPNW).
Während Jacob Romer heute in New York wohnt und arbeitet, zog es Leo Hoffmann-Axthelm nach Brüssel, wo er die internationale ICAN-Kampagne gegenüber den EU-Institutionen repräsentiert, während er neben seinem Job (erst in der EU-Kommission, dann bei Transparency International) weiterhin im Vorstand von ICAN Deutschland aktiv bleibt. Gut vier Jahre nach ihrer Teilnahme an der Osloer Konferenz kehren die beiden IB-Alumni in die Norwegische Hauptstadt zurück: zur Verleihung des Friedensnobelpreises für ICAN am 10. Dezember 2017.