A6
MECHANISMEN DER SELBSTKONTROLLE: DIE ROLLE ANTIZIPIERTER EMOTIONEN UND des ZUkunftsorientierten DENKENS BEI BELOHNUNGSREGUlation
Ziel des Projekts A6 ist es, die Mechanismen der willentlichen Selbstkontrolle zu untersuchen, d.h. die Fähigkeit, der Versuchung zu widerstehen und impulsive Reaktionen zugunsten langfristiger Ziele zu verhindern. Unsere zentrale Hypothese ist, dass es nicht ausreicht, eine kognitive Darstellung der langfristigen Ergebnisse eines Verhaltens zu aktivieren, um der Versuchung zu widerstehen. Erwartete zukünftige Ergebnisse sind effektiver bei der Unterstützung der Selbstkontrolle, wenn sie eine affektive Reaktion zum Zeitpunkt der Entscheidung hervorrufen und dadurch neuronale Bewertungssignale modulieren, die schließlich das Verhalten bestimmen. In der ersten Förderperiode ergab eine Reihe von fMRI-Studien den Nachweis, dass emotionale Reaktionen bei der Antizipation bivalenter Ergebnisse tatsächlich aktiviert werden, dass solche antizipatorischen Emotionen freiwillig reguliert werden können und dass wirkungsorientiertes Zukunftsdenken diese freiwillige Regulierung unterstützt. Das antizipatorische Netzwerk umfasste die anteriore Insula (aINS), das ventrale Striatum (VS) und den ventromedialen präfrontalen Kortex (vmPFC) und wurde zusammen mit präfrontalen Kontrollregionen während der Abwärtsregulierung des Begehrens aktiviert. Darüber hinaus waren selbstgesteuerte Entscheidungen in einer Entscheidungsaufgabe mit der Aktivierung in Hirnarealen verbunden, die an emotionalen Reaktionen auf erwartete zukünftige Belohnungen und Kosten beteiligt sind. Unsere zweite Haupthypothese ist, dass die Selbstkontrolle auf der Modulation eines gemeinsamen neuronalen Bewertungssignals in der vmPFC durch affektiv geladene Vorhersagen über zukünftige Ergebnisse beruht (vermutlich durch den dlPFC vermittelt). Im Einklang mit dieser Hypothese fanden wir heraus, dass bei Probanden, die eine hohe Selbstkontrolle in einer wertbasierten Entscheidungsaufgabe zeigen, selbstkontrollierte Entscheidungen mit einer stärkeren Aktivität im dlPFC und einem stärkeren Einfluss zukünftiger Ergebnisse auf Wertesignale im vmPFC verbunden sind, im Vergleich zu Probanden, die eine geringe Selbstkontrolle aufweisen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden wir in der zweiten Förderperiode drei Ziele verfolgen. (1) Wir wollen die zeitliche Dynamik der Selbstkontrolle näher untersuchen, um Wertmodulation und Aufmerksamkeitsfilterung als zwei Teilmechanismen zu untersuchen, die eine selbstgesteuerte Wahl vermitteln. (2) Wir wollen die Hypothese, dass der dlPFC eine kausale Rolle bei der Modulation von neuronalen Wertsignalen und der Aufmerksamkeitsfilterung während der Selbstkontrolle spielt, direkt testen. (3) Schließlich wollen wir unsere Untersuchung der Rolle antizipatorischer Emotionen bei der Selbstkontrolle erweitern, indem wir interozeptive Vorhersagen zukünftiger Körperzustände als Kernkomponente antizipatorischer Emotionen untersuchen. Innerhalb des CRC zielt das Projekt A6 darauf ab, die Erkenntnisse über Mechanismen der Selbstkontrolle zu vertiefen, die als Grundlage für zukünftige Studien dienen sollen, in denen wir den prädiktiven Wert individueller Unterschiede in antizipativen Emotionen und die Wertemodulation für die reale Selbstkontrolle untersuchen wollen.
Projektmitglieder
Principal Investigators
Prof. Dr. phil. Thomas Goschke
Sprecher des SFB 940; Professor für Allgemeine Psychologie (W3)
Tel.: +49 (0)351 463-34695
E-Mail:
Professor Dr. Dr. Henrik Walter / Berlin Stellvertretender Ärztlicher Direktor (Forschung) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte Leiter, Forschungsbereich Mind and Brain
Tel.: +49 (30) 450 517 141 E-Mail: henrik.walter@charite.de
Dr. rer. nat. Franziska M. Korb
Postdoc
Tel.: +49 (0)351 463-35113
E-Mail:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dr. rer. medic. habil. Johann Kruschwitz
Postdoc
E-Mail:
M. Sc. Johanna Kruse
Doktorandin
Tel.: +49 (0)351 - 463 33598
E-Mail:
PubliKationEN
- Paschke, L.M, Dörfel, D., Steimke, R., Trempler, I., Magrabi, A., Ludwig, V.U., Schubert, T., Stelzel, C., & Walter, C. (2016). Individual differences in self-reported self-control predict successful emotion regulation. Social Cognitive and Affective Neuroscience,11(8),1193-204. doi:10.1093/scan/nsw036
- Scherbaum, S., Dshemuchadse, M., Leiberg, S., & Goschke, T. (2013). Harder than expected: Increased conflict in clearly disadvantageous delayed choices in a computer game. PLoS ONE 8(11), e79310. doi:10.1371/journal.pone.0079310