Kreuzkümmel: Würze des Lebens
Aromatische Gewürze bringen Geschmack ins Essen. Bevor der tropische Pfeffer über Handelswege in den Nahen Osten kam, würzte man die Speisen – meist Brot oder Eintöpfe aus Hülsenfrüchten – mit Samen oder Blättern mediterraner Pflanzen: Dill (Anethum graveolens L.), Koriander (Coriandrum sativum L.), Kreuzkümmel (Cuminum cyminum L.) oder auch Schwarzkümmel (Nigella sativa L.).
Kreuzkümmel zählt, wie unser heimischer Kümmel (Carum carvi L.), zur Familie der Doldenblütler. Beide Arten sind einjährig, unterscheiden sich aber deutlich in Aroma und Geschmack. Als Heimat des Kreuz-kümmels gelten der Mittlere Osten und Ägypten, wo seine Früchte noch heute Brot und Eintöpfe verfeinern. Auch indische Currymischungen enthalten Kreuzkümmel. Nach Mitteleuropa kam das Gewürz erst im 13. Jh. Die Volksheilkunde wendet Kreuzkümmel gegen leichte Verdauungsstörungen an.
Das Alte Testament erwähnt die Pflanze in einer Lehrrede des Propheten Jesaja über die der Schöpfung gegebene Ordnung: „Pflügt denn der Bauer jeden Tag, um zu säen, beackert und eggt er denn jeden Tag seine Felder? Nein, wenn er die Äcker geebnet hat, streut er Kümmel und Dill aus, sät Weizen und Gerste und an den Rändern den Dinkel. So unterweist und belehrt ihn sein Gott, damit er es recht macht.
Auch fährt man nicht mit dem Dreschschlitten über den Dill und mit den Wagenrädern über den Kümmel, sondern man klopft den Dill mit dem Stock aus und den Kümmelmit Stecken. Zermalmt man etwa das Getreide (beim Dreschen)? Nein, man drischt es nicht endlos, man lässt die Wagenräder und die Hufe der Tiere nicht darüber gehen, bis es zermalmt ist. Auch dies lehrt der Herr der Heere; sein Rat ist wunderbar, er schenkt großen Erfolg.“ (Jes 28,24-29).
Jesaja greift die verschiedenen Feldarbeiten eines typischen Kleinbauern als Beispiel auf. Diese haben nur Erfolg, wenn er sie in einer bestimmten Art und Reihenfolge ausführt: Erfolg im menschlichen Tun ergibt sich nur aus sachgerechtem Umgang mit den Dingen. Der alttestamentliche Mensch sah darin eine durch Gott vorgegebene Ordnung, die er sowohl durch Erfahrung als auch durch göttliche Unterweisung kennen lernen konnte.
Vor dem Hintergrund der Befreiung aus der Knechtschaft fassen die Zehn Gebote (Ex 20,2-17) in ähnlicher Weise zusammen, was nach göttlicher Vorgabe zu einem erfüllten Menschenleben gehört.
Text der Informationstafel im Botanischen Garten, © Professur für Biblische Theologie (katholisch) und Dr. Barbara Ditsch