02.06.2023
Gastvortrag Henning Homann - SPD Landtagsfraktion
Welche Rolle soll Wasserstoff in Sachsens Weg hin zu einer wirtschaftsstarken, klimaneutralen Kreislaufwirtschaft einnehmen?
In seinem Besuch im Boysen-TU Dresden-Graduiertenkolleg am 25. Mai 2023 stellte Henning Homann MdL die Sächsische Wasserstoffstrategie vor. Henning Homann ist u.a. Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Wirtschaft, Arbeitsmarktpolitik und Verkehr.
Herr Homann stellte die Kernziele der Wasserstoffstrategie vor und wie sie sich zu den Strategien auf europäischer und Bundesebene verhält. In dieser Strategie setzt sich der Freistaat Sachsen einige Ziele. Hierzu gehören:
- Sachsen soll sich als industrieller sowie Forschungsstandort für Wasserstofftechnologien weiter etablieren.
- Entlang der gesamten Wertschöpfungskette soll eine Wasserstoffwirtschaft entstehen.
- Das Potential von Wasserstofftechnologien zur Sektorenkopplung im Energiebereich soll stärker ausgenutzt werden.
Zitat:
„Die industrielle Landkarte Europas wird in den nächsten drei, vier, fünf, sechs, sieben…, sie wird in den Dreißigerjahren eigentlich neu geschrieben“. (Henning Homann)
Dies sei einerseits ein Risiko, aber auch eine Chance für Sachsen, durch gezielte Forschungs-, Entwicklungs- und Transferleistung einen industriellen Vorsprung in Sachen Wasserstofftechnologie zu erreichen. Zur Umsetzung dieser Ziele sollen eine Reihe von Maßnahmen getroffen werden, die Innovationen begünstigen, Startups stärken sowie die Ansiedlung und Skalierung von Produktionsbetrieben ermöglichen. Hierzu sollen die im Freistaat vorhandenen Stärken in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie der Maschinen- und Anlagenbau, beispielsweise für Elektrolyseure, genutzt und ausgebaut werden. Die in Abschnitten bereits vorhandene Wasserstoffinfrastruktur soll ausgebaut werden. Hier ist der Zugang Sachsens zur europäischen und nationalen Wasserstoffinfrastruktur zu sichern. Eine Anbindung der industriellen Kernregionen, insbesondere der Region Chemnitz-Zwickau, und eine Vernetzung mit den angrenzenden Bundesländern und Staaten soll eine Transformation der regionalen Wirtschaft hierbei ermöglichen. Herr Homann erkennt hier die Rolle „bunten“ Wasserstoffs, also Wasserstoff von nicht ausschließlich grüner Herkunft, auf dem Weg zu einer grünen Wasserstoffwirtschaft an.
Weiterhin wurde die Sächsische Kompetenzstelle für Wasserstoff geschaffen, die als zentrale Anlaufstelle für alle Wasserstofffragen in Sachsen dient und Bürger:innen, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft sowie die Landesebene vernetzt.
Die Wasserstoffstrategie und Herr Homanns Vortrag regten zu einer reichen Diskussion zu vielen Themenfeldern an, von Aspekten der technologischen Realisierbarkeit bis hin zum politischen Alltagsgeschäft.
Was ist richtig, was ist falsch an den derzeitigen Planungsverfahren? Wie müssen hier Bürgerbeteiligung, Abwehrrechte und Umweltverträglichkeit gegen die Dringlichkeit des Wasserstoffausbaus abgewogen werden? Ist der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft (und in Erweiterung der Energiewende) „am Reißbrett zu planen“ ein politisch gangbarer Weg oder Irrweg? Hier spielten in der Diskussion die Akzeptanz und das Vorhandensein der notwendigen politischen Energie eine Rolle, aber auch technische und ökonomische Realitäten. Dies spitzte sich zu in der Frage, was „beim Alten bleiben“ könne und wo einschneidende Veränderungen notwendig werden, z. B. eine Standortverlagerung oder ein Marktaustritt in einigen Wirtschaftszweigen. Lange wurde darüber diskutiert, wie die für die Transformation notwendige Akzeptanz sichergestellt werden kann.
Auch industriepolitische Fragen wurden hierbei diskutiert, z. B. das Erfordernis politischer Garantien, um Investitionen anzuziehen, den Regulierungsgrad einer zukünftigen Leitungsinfrastruktur. In den abschließenden Minuten wurde thematisiert, wie sich politische Entscheidungsträger informieren und Parteipositionen generiert werden.
Herr Homann sprach über den Entstehungsprozess der Wasserstoffstrategie in der Kenia-Koalition, deren Horizont das Jahr 2030 ist, sowie die politischen Wege danach. Ein nicht zu weit in der Zukunft liegender Horizont sei wichtig, um schnell erste Schritte der Umsetzung gehen zu können, so Herr Homann. Wichtig sei jedoch, die Wasserstoffstrategie bereits in den kommenden Jahren über 2030 hinaus weiterzuentwickeln.
Herr Homanns Präsentation weckte das Interesse der Professor:innen und der Kollegiat:innen zudem in Hinblick auf einen Gegenbesuch im sächsischen Landtag.
Wir danken Henning Homann sehr herzlich für diese Einblicke in die sächsische Wasserstoffpolitik und die anschließende Diskussion!