13.07.2022
Gastvortrag Prof. Hirte: Working from self-driving cars
Zukunftsmobilität verändert unser Leben, das kennt jeder. Eine interessante Frage wäre: können wir in 20 Jahren in einem autonomen Fahrzeug mobil arbeiten, damit die Pendelzeit sowie Büroplätze gespart werden? Angesichts der durchschnittlichen Pendelzeiten von 55,2 Minuten in den USA, 44 Minuten in Deutschland und 45 Minuten in Hongkong hätte dies erhebliche Auswirkungen auf unsere tägliche Zeitverwendung und unseren Alltag.
Prof. Georg Hirte (Professur für Volkswirtschaftslehre, insb. Verkehrspolitik und Raumwirtschaft) hat zusammen mit Renée Laes zu dieser Frage geforscht (Qucosa - Technische Universität Dresden: Working from Self-driving Cars). Die Ergebnisse hat er unter dem Titel „Working from self-driving cars“ am 30.06.2022 im GRK-Fachgespräch des Boysen-TU Dresden-Graduiertenkolleg vorgestellt.
An den Beginn stellte er mögliche Vor- und Nachteile des Arbeitens in selbstfahrenden Fahrzeugen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Während Unternehmen Bürokosten sparen können, entstehen zusätzliche Kosten für das mobile Büro, dessen Landkosten auf die Gesellschaft abgewälzt werden. Die Arbeitnehmer können unattraktive Pendelzeit in Arbeitszeit umwandeln und so die täglich mit Arbeit verbundene Zeit reduzieren. Zusätzlich können sie Bürozeit in mobile Bürozeit umwandeln, und damit ihre räumliche und zeitliche Flexibilität erhöhen. Auf der anderen Seite stehen mögliche Nachteile aus der fehlender Einbindung in das berufliche Netzwerk oder Probleme beim Arbeiten im Fahrzeug (Motion sickness).
Davon ausgehend präsentierte er ein Entscheidungsmodell zu Verträgen zum mobilen Arbeiten und zur Wahl der täglichen Arbeitszeit im mobilen Büro. Dieses haben er uns sein Team mit Daten für die USA und Deutschland gefüttert und mittels Monte-Carlo Simulation Wahrscheinlichkeiten zur Wahl von mobiler Arbeit, zu derem Umfang, und zurückgelegten Strecken berechnet. Für das Thema Zukunftsmobilität ist Politik einen unerlässlichen Faktor, daher wurde zusätzlich der Einfluss von Politik berücksichtigt. Die seiner Ansicht nach zentralen Ergebnisse sind: (1) Mobile Arbeit wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Bestandteil der zukünftigen Arbeitswelt sein. (2) Die Wahrscheinlichkeit für den Abschluss eines Arbeitsvertrages mit der Möglichkeit der „Arbeit im autonomen Fahrzeug“ wächst mit zunehmender Pendeldistanz, Geschwindigkeit und privaten Fahrkosten. (3) Im Durchschnitt werden etwa zwei Stunden der täglichen Arbeitszeit im mobilen Büro verbracht. (4) Insgesamt entsteht mehr Verkehr. Und (5), normale verkehrspolitische Maßnahmen wie Parkgebühren, Energiesteuer, KFZ-Steuer haben einen relativ geringen Einfluss auf die mobile Arbeit.
Ausgehend von den Ergebnissen skizzierte Prof. Hirte eine Reihe von offenen Forschungsfragen. Beispielsweise ist die Interdependenz von mobilem Büro mit Home-Office noch ungeklärt oder wie die Kontrolle der Arbeitszeit durch die Unternehmen erfolgen könnte. Offen ist auch, inwiefern und wie Stöße und Unebenheiten beim Fahren abgemildert werden müssten und dies möglich ist.
Das Thema hat das Interesse der Professor:innen und bei den Kollegiat:innen geweckt. Wertvolle Diskussionen über potentielle Kooperationen und offene Fragen haben den Gastvortrag bereichert und abgeschlossen.
Wir danken Prof. Hirte ganz herzlich für seine weitsichtige Version zu diesem interessanten Thema.