Hans Christian Hansen
Das Seminar Gebäudedokumentation widmet sich der Dokumentation und Analyse der Bauwerke von Hans Christian Hansen (1901–1978), die zwischen den späten 1930er- und frühen 1970er-Jahren unter den Rahmenbedingungen des dänischen Wohlfahrtsstaates entstanden sind.
Als Projektleiter im Büro des Stadtarchitekten von Kopenhagen war Hansen maßgeblich an der architektonischen Gestaltung der Stadt beteiligt. Seine Karriere fiel in eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels, in der Architektur zunehmend als Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität betrachtet wurde. Hansen setzte sich intensiv mit den Anforderungen an soziale Wohnbauten, Schulen und öffentliche Gebäude auseinander und prägte damit die Baukultur der dänischen Hauptstadt nachhaltig.
Ziel des Seminars ist es, das Werk dieses wenig bekannten, aber einflussreichen dänischen Architekten sichtbar zu machen – ein Werk, das sich durch außergewöhnliche materielle und tektonische Qualitäten auszeichnet und in seinem geografischen, historischen und kulturellen Kontext bemerkenswert ist. Die Dokumentation seiner Bauten ist nicht nur aus architekturhistorischer Sicht wertvoll, sondern auch von aktueller Relevanz, da viele dieser Gebäude mittlerweile Sanierungsbedarf aufweisen oder sogar vom Abriss bedroht sind.
Hans Christian Hansen entwarf seine Werke in einer Zeit, die zunächst von Materialknappheit und später von der Einführung neuer industrieller Baustoffe geprägt war. Zudem war seine Architektur eng mit den sozialen und politischen Vorstellungen des dänischen Wohlfahrtsstaates verbunden, insbesondere im kommunalen Kontext Kopenhagens. Er verstand es, trotz begrenzter Ressourcen, funktionale und ästhetisch anspruchsvolle Gebäude zu schaffen.
Hansen studierte an der Königlichen Dänischen Kunstakademie, wo er eine fundierte Ausbildung in klassischer Architektur erhielt, sich aber gleichzeitig für die moderne Bewegung interessierte. Er war stark von funktionalistischen Prinzipien beeinflusst, die er mit einem tiefen Verständnis für traditionelle Baumaterialien und Handwerkskunst verband. Besonders prägend war sein innovativer Einsatz von Beton, Backstein und Holz, die er auf neue Weise kombinierte und bearbeitete.
Hansen bewies ein hohes Maß an kreativem und innovativem Umgang mit einfachen, oft rohen Materialien sowie standardisierten Bauelementen. Seine Konstruktionsweisen zeichnen sich durch erfinderische und authentische Verbindungen aus, die den lokalen Kontext auf progressive, aber zugleich tiefgehende Weise interpretieren. Seine Werke verdienen es, erforscht, dokumentiert und erhalten zu werden, da sie ein bedeutendes Kapitel der dänischen Architekturgeschichte darstellen.
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Wintersemester 2024 - 2025