23.10.2023
26. Kurt-Beyer-Preis für herausragende Abschlussarbeiten verliehen
Am 13. Oktober wurde zum 26. Mal der Kurt-Beyer-Preis an der TU Dresden verliehen. Seit 1996 wird diese Auszeichnung jährlich für herausragende Abschlussarbeiten von Studierenden und jungen Wissenschaftlern auf den Gebieten des Bauwesens und der Architektur verliehen. Stifter des mit insgesamt 5.000 EUR dotierten Preises ist die HOCHTIEF lnfrastructure GmbH, Niederlassung Deutschland Südost. Die Festveranstaltung zur Verleihung des Preises fand im Carbonbetonhaus "Cube" auf dem Campus der TU Dresden statt.
Der Kurt Beyer-Preis für das Jahr 2022 wurde an Dr. Oliver Steinbock von der Fakultät Bauingenieurwesen für seine Dissertation "Verstärkung von Stahl- und Spannbetonbrücken mit Carbonbeton" und an Dipl.-Ing. Yaning Zhao von der Fakultät Architektur für ihre Diplomarbeit "Werk. Raum. Schloss. Wiederbelebung von Schloss Schnaditz" vergeben.
Herr Dr. Oliver Steinbock hat mit seiner Dissertation eine umfassende Analyse des Potentials von Carbonbeton für die Verstärkung von Brückenbauwerken mit Fokus auf die Biegetragfähigkeit vorgelegt. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist unserer in die Jahre gekommene Brückenbestand. Im Vergleich zur Erbauungszeit hat die Belastung vieler Bauwerke durch das enorm gestiegene Fahrzeugaufkommen und durch deutlich größere zulässige Achslasten erheblich zugenommen. Die Anforderungen an die Bauwerke auch in Bezug auf veränderte Temperatur- und Witterungsbedingungen seit der Erbauung haben sich erweitert. Der Grundgedanke der Forschungsarbeit von Herrn Steinbock deckt sich dabei mit einem zentralen Anliegen der aktuell wichtigsten Forschungsaktivitäten im Bauingenieurwesen: Eindämmung der negativen Auswirkungen auf die Veränderung des Klimas durch den enormen Ressourcenverbrauch und die erheblichen klimatischen Auswirkungen weltweiter Bautätigkeit bei immer weiter wachsendem Bedarf an Infrastruktur und Wohnraum. Mit seiner Arbeit zeigt Herr Steinbock einen Weg auf, bestehende Bauwerke so lange wie es irgend geht nutzbar zu halten, indem man sie an neue Anforderungen anpasst - also verstärkt.
In seinem Empfehlungsschreiben zur Verleihung schreibt dazu Professor Manfred Curbach: "Ich bin überzeugt, dass seine Bemessungsmodelle dazu beitragen, zukünftig die Planung und Durchführung von Carbonbetonverstärkungen an Brücken deutlich zu erleichtern. Herr Steinbock hat eine herausragende Dissertation verfasst, die einen erheblichen Mehrwehrt im Hinblick auf den Erhalt unserer Infrastruktur bietet und somit einen wichtigen Beitrag zur Lösung drängender Probleme unserer Zeit darstellt. Herr Steinbock hat die überaus anspruchsvolle Aufgabenstellung engagiert, kreativ, fachlich fundiert und zielorientiert gemeistert. Neben der fachlichen und technischen Ausarbeitung überzeugt die vorgelegte Arbeit durch einen sehr guten formellen, sprachlichen und grafischen Stil."
Frau Yaning Zhao beschäftigte sich in ihrer Diplomarbeit mit dem Schloss Schnaditz bei Bad Düben, einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble teils mittelalterlichen Ursprungs, dessen Bausubstanz seit den 1990er Jahren zunehmend von Verfall bedroht ist. Ein Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude des zugehörigen Gutshofes wurde bereits abgerissen. Das Schloss selbst steht seit mehreren Jahren leer. Aufgabe
der Diplomarbeit war die Entwicklung eines zukunftsfähigen Nutzungskonzeptes für das Schlossareal unter Berücksichtigung des Ortes, der vorhandenen Gebäude und Freiflächen. Im darauf aufbauenden architektonischen Entwurf sollten durch qualitätvolle bauliche Eingriffe und den angemessenen Umgang mit dem wertvollen Baubestand funktional wie ästhetisch überzeugende Interventionen und Ergänzungen zur Wiederbelebung des Schlossareals vorgeschlagen werden.
In Ihrem Empfehlungsschreiben zur Verleihung schreibt Professorin Claudia Marx: "Die Diplomarbeit von Frau Zhao überzeugt in mehrerer Hinsicht: durch ihr phasenweises Nutzungskonzept, das eine schrittweise Reparatur, Umnutzung und Entwicklung des Schlossareals vorsieht und klug auf Impulse und Bedarfe vor Ort reagiert. Zweitens argumentiert die Arbeit durch ihren sensiblen Umgang mit dem wertvollen Baubestand, dass durch notwendige und handwerkliche Reparaturen das Schlossensemble nachhaltig und dauerhaft erhalten werden kann. Das Gespür der Verfasserin für einen ressourcenschonenden Umgang mit dem gegenwärtig vernachlässigten Bestand macht ihre Arbeit zu einem sehr relevanten Beitrag zum derzeitigen Nachhaltigkeitsdiskurs im Bauen. Des Weiteren beweist Frau Zhao durch ihre Ergänzung und Vervollständigung des ehemaligen Gutshofes durch drei qualitätvoll gestaltete und durchgearbeitete Holzbauten ihre Fähigkeit, Nutzung, Funktion, handwerkliche Konstruktionstechniken und ökologische Aspekte des Bauens sinnvoll und anspruchsvoll zu vereinen. Sie leistet mit ihrer Abschlussarbeit einen wichtigen Diskussionsbeitrag zum ressourcenschonenden Umgang mit Baubestand als Beitrag zum nachhaltigen Bauen ebenso wie zur Erhaltung von baukulturellem Erbe, und verdient meines Erachtens eine Nominierung für den Kurt-Beyer-Preis."
mehr Informationen zum Kurt-Beyer-Preis
André Terpe
Fakultät Bauingenieurwesen, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
andre.terpe@tu-dresden.de