01.06.2021
Nachruf Professor Urs Walser (1944 – 2021)
Das Institut für Landschaftsarchitektur der Technischen Universität Dresden trauert um Professor Urs Walser. Er starb am 09.04.2021 im Alter von 76 Jahren. Walser war von 1998 bis 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur und gilt, neben Rosemarie Weise und Hans Simon, als einer der wichtigsten Vertreter der Staudenverwendung nach Lebensbereichen, die international als „New German Style“ viel Beachtung gefunden hat.
Urs Walser wurde 1944 in Zürich geboren. Nach einer Gärtnerlehre bei Carl Frikart in Stäfa, der damals führenden Staudengärtnerei der Schweiz, studierte Walser Landespflege an der Ingenieurschule für Gartenbau in Weihenstephan (heute Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und schloss das Studium 1970 als Diplom-Ingenieur ab.
Als Student in Weihenstephan kam Walser in Kontakt mit Professor Richard Hansen, dessen Prinzip der Lebensbereiche ihn stark beeinflusste. Er gilt heute als einer seiner bekanntesten Schüler. Nach dem Studium arbeitete Walser zunächst als Redakteur, der von Professor Hermann Mattern herausgegebenen Zeitschrift „Grün das Gartenmagazin“, bevor er von 1973 bis 1977 im Planungsbüro des Landschaftsarchitekten Professor Hans Luz in Stuttgart tätig wurde. Dort trat er durch die Planung und Bauleitung der Bepflanzungsmaßnahmen der Bundesgartenschau 1977 in Erscheinung. Im gleichen Jahr machte er sich mit seinem eigenen Planungsbüro als Landschaftsarchitekt in Würzburg selbstständig. In dieser Tätigkeit plante er zunächst zahlreiche Hausgärten, später übernahm er mehrfach Planungsaufträge für Teilbereiche von Internationalen Gartenbauausstellungen und Bundes- und Landesgartenschauen (IGA München 1983, IGA Stuttgart 1993, BUGA Dortmund 1991, BUGA Cottbus 1995, LGS Augsburg 1985, LGS Ingolstadt 1992).
Eine der wichtigsten Stationen im Schaffen von Urs Walser war 1981 der Neuaufbau und ab 1983 die Gesamtleitung des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim. Auf Grundlage eines Gutachtens von Richard Hansen, der die Umwidmung des Privatgartens der Familie Freudenberg in einen Schau- und Sichtungsgarten nach dem Prinzip der Lebensbereiche beinhaltete, entwickelte Hans Luz die Umgestaltung und Urs Walser die Bepflanzung des Gartens. Walser arbeitete dabei zunächst auf Grundlage der Listen von Hansen, entwickelte aber in der Folge eine eigene Handschrift in der Zusammenstellung und Gestaltung der Pflanzungen.
Durch seine Vorträge und Teilnahmen an den Konferenzen der Gruppe „Perennial Perspectives“, etwa in London 1994 und Alnarp 1996, auf denen er seine Pflanzungen im Hermannshof oder zur IGA in Stuttgart präsentierte, stand er im regen Austausch und wirkte mit seinem Schaffen in eine europaweite Gruppe von bekannten Gärtnern und Planern, die sich für eine Versöhnung von ästhetischen und naturnahen Vorstellungen einsetzten.
Vielen Kollegen und Pflanzenfreunden bekannt ist die Salbei-Schafgarben-Pflanzung im Hermannshof, über die Walser 1995 publizierte und einem breiten Publikum beim Symposium zur Pflanzenverwendung in der Stadt 2009 in Berlin vorstellte. Es passt daher besonders gut, dass 2021 die Gattung Achillea vom Bund deutscher Staudengärtner zur Staude des Jahres gewählt wurde. Der ein oder andere – mich eingeschlossen – wird dabei an Urs Walsers Pflanzung gedacht haben.
Der Hermannshof zählt heute zu den bedeutendsten Anlagen der Staudenverwendung nach Lebensbereichen in Deutschland. Walsers Schaffen, seine gestalterischen Ideen und seine Pflanzenverwendung sind nach Aussage des Leiters des Gartens Prof. Cassian Schmidt bis heute für die Anlage relevant. Schmidt würdigt im Gespräch Walsers großes Verständnis für Pflanzen, ihre standortgerechte Verwendung sowie sein feinsinniges und sensibles Gespür für Gestaltung, Form und Farbe. Walser hatte die Leitung des Gartens bis 1997 inne.
1998 wurde Walser als Professor für Pflanzenverwendung an die Technische Universität Dresden berufen. Die folgende Lehr- und Vortragstätigkeit spiegelten die Einflüsse um Richard Hansen, sein Schaffen im Hermannshof und die Gestaltung seiner zahlreichen Pflanzungen wider. Am Institut erinnert man sich gerne an seine Einsatzbereitschaft. So gehört Walser zu den Begründern und Mitwirkenden im Freundeskreis des Instituts für Landschaftsarchitektur. Darüber hinaus engagierte er sich als Mitglied des Kuratoriums der Karl-Foerster-Stiftung. Von Kollegen und Studenten, die ihm begegnet sind, wird stets seine Freundlichkeit, Fürsprache und sein großes fachliches Können hervorgehoben. Bei Rundgängen durch seine Pflanzungen teilte er seine Ideen- und Gedankenwelt bereitwillig und mit Freude.
Urs Walser wird als Professor in Dresden, als bedeutender Pflanzenverwender und als einer der wichtigsten Vertreter der Staudenverwendung nach Lebensbereichen in Erinnerung bleiben. Das sich die Ideen von Richard Hansen in der Praxis etablieren konnten, ist nicht zuletzt ein Mitverdienst von Walser, da er es vorzüglich verstand, die Gedanken seines Lehrers in der Praxis in gestalterisch anspruchsvollen und beeindruckenden Pflanzungen umzusetzen und weiterzuentwickeln. Walser pflegte ein inniges Verhältnis zur Musik, deren Kompositionsregeln augenscheinlich auch seine Pflanzungen inspiriert haben. Aus der Ehe mit seiner Frau Sigrid, selbst Cembalistin und Pianistin, gingen vier Kinder hervor.
Das Institut für Landschaftsarchitektur wird Professor Urs Walser, seine Verdienste um die Pflanzenverwendung und seine Rolle als Hochschullehrer stets in ehrenden Gedenken halten.
Im Namen des Instituts für Landschaftsarchitektur
Juniorprof. Dr. Martin Hellbach
Lehr- und Forschungsgebiet
Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur
Technische Universität Dresden
Danksagung
Ich danke herzlich Frau Professorin Dr. Erika Schmidt, Herrn Professor Dr. Norbert Kühn und Herrn Professor Dipl.-Ing. Cassian Schmidt für die wertvollen Gedanken und Erinnerungen.