02.08.2022
Schreibwerkstatt „Zwischen Kirschblüte, Krähenhütte und Lesesteinhaufen. Poetisches Schreiben für Landschaftsarchitektur“ mit Silvio Colditz in Reinhardtsgrimma
Gemeinsam mit dem Lyriker und Kalligrafen Silvio Colditz haben wir in der vergangenen Woche die Schreibwerkstatt „Zwischen Kirschblüte, Krähenhütte und Lesesteinhaufen. Poetisches Schreiben für Landschaftsarchitektur“ in der weitläufigen historischen Park- und Kulturlandschaft von Reinhardtsgrimma absolviert.
Im Zentrum des Seminars stand die Idee, für den eigenen Blick auf die Welt eine eigene Sprache zu finden – was einerseits einen kontinuierlichen Lernprozess beschreibt und wofür andererseits bereits während der kurzen Werkstattwoche Grundsteine gelegt und wertvolle Ansätze verfolgt werden konnten.
Ziele waren es auch, ein Verständnis für das Wesen eines Gedichts zu entwickeln und den Prozess von der Ideenfindung (intuitiv/frei oder auch methodisch) über das Sammeln von brauchbaren Worten, Fragmenten, Metaphern bis hin zu immer konkreter werdender Arbeit am Text einmal selbst zu durchschreiten. Die Reflexion über die Qualität der entstandenen Ideen und Texte in der Gruppe machte einen großen Teil unserer Arbeitszeit aus. In Gruppendiskussionen wurde auch nach Fragen gesucht, die ein Gedicht bspw. in Bezug auf Landschaft, Prozesse, Bäume, Tiere beantworten oder aufwerfen könnte. Anschließend wurden diese Fragestellungen in Schreibübungen (Clustering / automatisches Schreiben / fokussiertes freies Schreiben / Entwürfe von Haikus) und freier Arbeitszeit literarisch bearbeitet. Auf einer Abend-Wanderung von der Dämmerung bis in die Dunkelheit haben wir die sich verändernde Atmosphäre der Landschaft inhaliert und in literarischen Notizen und Skizzen festgehalten.
Gelernt haben wir auch, was den Schreibbeginn fördert und dabei hilft, Abstand vom eigenen Geschriebenen zu gewinnen und wieder von der Muse geküsst zu werden: Spazierengehen (am besten jeden Tag zur gleichen Zeit), Kaffeekochen, Kaffeetrinken, Yoga, Langeweile zulassen, Gedichte lesen (bspw. auf lyrikline.org), schreiben beim Laufen, andere um ihre Meinung bitten. Und last but not least: Landschaft lässt sich nicht nur sehen, sondern auch schmecken, hören, riechen und tasten; sie lässt sich von weit oben wahrnehmen, aus dem Inneren des Betrachters oder auch eines Baumes, von da aus, wo kein menschlicher Blick mehr hinreicht, aus allernächster Nähe und größtmöglicher Entfernung.
Uns hat es viel Freude bereitet und wir bedanken uns bei Silvio Colditz, für Ideen und Impulse, Ratschläge, Geduld und Konzentration sowie beim Freundeskreis des Instituts für Landschaftsarchitektur an der TU Dresden e.V. und der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. für die finanzielle Bezuschussung unserer Werkstattwoche.