Sep 08, 2022
Weiteres Angebot für Bachelor- und Masterarbeiten: Garten der Bienertvilla in Dresden-Plauen
Aus gegebenem Anlass möchten wir hier einen weiteren Themenkomplex für Bachelor- und Masterarbeiten anbieten. Wenn die allgemeine Einführung und die angedachten Themen Ihr Interesse finden, dann sprechen Sie uns einfach an und wir schneiden die Aufgabenstellung im individuellen Gespräch auf Sie zu.
Das Areal der Bienertmühle mit der den Gebäudekomplex abschließenden Villa und dem daran angrenzenden parkartigen Garten markiert den Eingang zum Plauischen Grund. Hier wurde Natur- und Kulturgeschichte geschrieben. Vor 300 Jahren speicherte man dort bereits Wasser für die Stadt; bei einer anderen Gelegenheit - der Hochzeit des Kurprinzen - warf man hier zur Belustigung der Hofgesellschaft lebende Bären über die Klippen.
Mit solch barockem Raubbau war es in der Aufklärung endlich vorbei: Man entdeckte die besonderen Schönheiten einer "ursprünglichen" Natur und machte den Plauischen Grund international bekannt. Der Mühlenbesitzer Bienert legte u.a. deshalb dort seinen Familiensitz an, profitierte aber auch von der Wasserkraft der Weißeritz, so dass seine Fabriken wuchsen. Dieses Dilemma, d.h. die zunehmende Industrialisierung und der Ausbau des Bergbaus führten dann bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zur weitgehenden Zerstörung dieses Naturidylls. Bienert selbst hat dies sehr wohl wahrgenommen und sammelte deshalb sächsische Landschaftsansichten, die noch intakte Gegenden darstellten.
Zum einen ist die Region heute durch Hochwasser, Dürre, Verfall, Agonie und mangelnde Planung gekennzeichnet, zum anderen wurden die Bienertmühle und ihre unmittelbare Umgebung saniert. Dies muss als Auftakt verstanden werden, Konzepte zu erarbeiten, um die Umgebung zu verbessern. Die planungsrechtlichen und naturräumlichen Rahmenbedingungen sind durchaus diffizil, bieten aber auch eine spannende Aufgabe, nachhaltige Ideen herauszuarbeiten.
Im Rahmen der Gartendenkmalpflege - und geschichte hat man hier - sowohl als Bachelor-, als auch als Masterarbeit - mehrere Möglichkeiten anzusetzen:
- Unterwegs auf Bienerts Spuren - Recherche von markanten Punkten und Geschichten Angefangen von der Villa Grassi und dem Reisewitzschen Garten an der Weißeritz in Plauen bis zum heutigen Coselweg gibt es zahlreiche interessante Punkte und Geschichten zu entdecken. Hierbei lohnt es sich anhand von Karten die Landschaftsentwicklung (Landschaftszerstörung) nachzuvollziehen und aktuelle Fotos mit historischen Stichen zu vergleichen.
- Aktualisierung und Fortschreibung der gartendenkmalpflegerischen Zielstellung
Auf Basis einer bereits in die Jahre gekommenen Zielstellung gilt es den damals vermerkten Bestand zu aktualisieren und tiefer in die Geschichte des Areals einzutauchen. Ungezügeltes Gehölzwachstum und die Erweiterung der Bahntrasse sind nur einige der Problematiken, für die es nachhaltige Lösungen zu entwickeln gilt. - (Entwurfs-) Konzepte am Schnittpunkt von Natur- und Denkmalschutz
Der Villengarten der ehemaligen Bienertvilla in Dresden-Plauen war eine von Max Bertram geschaffene Glanzleistung. Heute ist er überwachsen und besitzt dennoch eine besondere Anziehungskraft. Der (scheinbare) Konflikt zwischen Natur- und Denkmalschutz ist auf dieser Fläche gut ablesbar. Wie können nachhaltige Konzepte für diese Gartenfläche aussehen, die beiden Schutzbelangen Rechnung tragen und zudem die Anforderungen des Klimawandels berücksichtigen? -
Bienert in Plauen - Vermittlungskonzepte
Der Industrielle Gottlieb Traugott Bienert hat in Plauen viele Spuren hinterlassen, die sich auch in gärtnerischen Anlagen äußern. Alle diese Gärten und Parks waren über Blick- und Wegebeziehungen miteinander verflochten und besaßen einen großen Erholungswert. Heute sind die Anlagen zwar noch vorhanden, ihre Verflechtungen sind jedoch nur noch partiell ablesbar. Die Masterarbeit soll herausarbeiten, welche der historischen Beziehungen als verloren gelten müssen und welche wieder herstellbar sind. Für letztere soll zudem eruiert werden, in welcher Form an die Geschichte angeknüpft werden kann. Des Weiteren soll ein Vermittlungskonzept erstellt werden, das den heutigen Besuchern die ehemalige Bedeutung der Anlagen am Auftakt des Plauenschen Grundes verdeutlicht und das den Besucher auf Bienerts Spuren in Plauen führt.
Zum Einlesen:
Müssiggang, Michael: Die Auswirkungen der Tätigkeit der Familie Bienert auf die gartenkünstlerische Entwicklung des Plauenschen Grundes, in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hg.): Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachen, Jahrbuch 2011, Markkleeberg 2011, S. 82-92.
Gottschalk, Anja: „Leite mich demnach, du holde Schülerin der Natur, gefällige Kunst [...]“ – Wilhelm Gottlieb Beckers „Der Plauische Grund“ (1799), in: Die Gartenkunst, 34 Jg., Heft 1/2022, S. 67–76.