01.04.2019
Abschlusskolloquium zum Forschungsprojekt „Heißkalk“
Ziemlich genau ein Jahr nach dem zweiten Workshop in der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) fand Ende März 2019 das Abschlusskolloquium zum Forschungsprojekt „Heißkalk“ im Technischen Denkmal Ziegelei Hundisburg statt.
Die im Landkreis Börde gelegene Ziegelei aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bot den idealen Rahmen für ein Kolloquium, bei dem sowohl Vorträge als auch praktische Demonstrationen präsentiert wurden.
Der erste Tag war Fachvorträgen gewidmet, in denen erste Ergebnisse des Projektes vorgestellt wurden. Nachdem Frau M. Nier, die Leiterin des Technischen Denkmals, die Veranstaltung eröffnet und die Gäste begrüßte hatte, wurden von Landrat M. Stichnoth ebenfalls herzliche Grußworte ausgesprochen. Prof. Dr. H. Siedel führte in das Projekt ein und moderierte die Vorträge. Die von den Projektpartnern vorgetragenen Präsentationen wurden durch Gastvorträge ergänzt. So gab Frau Dr. K. Kraus vom Institut für Steinkonservierung Mainz (IFS) einen Überblick über das Thema Kalklöschen im Allgemeinen. Frau S. Gschlecht, Studentin der Restaurierung an der HfBK Dresden präsentierte ihre Seminararbeit zur Erarbeitung eines Messverfahrens um frühe Festigkeitsentwicklungen erfassen zu können. Herr K. Neuling, freiberuflicher Restaurator im Handwerk, referierte über Praxisbeispiele aus seinem beruflichen Alltag.
Der in das Projekt eingebundene Maurermeister und Restaurator im Handwerk A. Fenzke stellte sein 2017 erschienenes Arbeitsblatt zum Heißkalkmörtel vor. Zudem schilderte er Eigenschaften und Anwendungsbeispiele für Heißkalkmörtel aus seiner praktischen Erfahrung.
M. Zötzl vom IDK Halle referierte über die Evaluierung bestehender Restaurierungen in Heißkalktechnik und T. Köberle von der TU Dresden stellte erste Ergebnisse aus Laboruntersuchungen des Forschungsprojektes vor.
Abgeschlossen wurden die Vorträge mit dem Anzünden eines Kalkofens, der historischen Vorbildern nachempfunden ist und in dem die Baustoffmanufaktur Hundisburg üblicherweise Hochbrandgips produziert.
Der Tag klang mit einem Abendessen und gemütlichen Beisammensein aus. Auf dem reichhaltigen Buffet waren Spanferkel und gegrilltes Wildschwein die herausragenden Highlights, die Beilagen waren nicht minder liebevoll zusammengestellt.
Am Freitag wurde bei schon strahlendem Sonnenschein die große Anzahl von annähernd 100 Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz in zwei Gruppen geteilt.
Eine Gruppe wurde von Frau Nier durch die historische Ziegelei geführt und bekam anschließend von Herrn G. Srocke, dem Fachberater der Hundisburger Baustoffmanufaktur, die Eigenschaften und Anwendungsbereiche des nach historischem Vorbild gebrannten Hochbrandgipses vermittelt. Eine Rundfahrt mit der Museums-Feldbahn über das Gelände und die Tongruben schloss sich an.
Die andere Gruppe wurde von A. Fenzke und T. Schmidt praktisch in die Verarbeitung von Heißkalkmörteln und –tünchen eingewiesen. Der Verguss eines Ziegelbogens stellte hier einen der Höhepunkte dar.
Nach der Kaffeepause wurden die Gruppen gewechselt und gegen 14:00 Uhr konnte die Veranstaltung bei Erbseneintopf aus einer historischen Gulaschkanone ausklingen.
Auf Grundlage der im Projekt entwickelten Erfahrungen zum Heißkalk-Workshop soll im Herbst 2019 in der Ziegelei eine weitere solche Veranstaltung durchgeführt werden. In diesem Workshop können bis zu 15 Teilnehmer in die Technik der Heißkalkverarbeitung eingeführt werden. Vor allem sollen die Teilnehmer selbst Heißkalkmörtel und –Tünchen verarbeiten und erste Erfahrungen in dieser Technik sammeln.
Abschließend sei noch angemerkt, dass das Forschungsprojekt vom Förderer, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), noch bis Ende Juni verlängert wurde und in dieser Zeit u.a. ein Abschlussbericht entstehen soll, der wichtige Ergebnisse des Förderprojekts der interessierten Fachöffentlichkeit mitteilen wird. Der Abschlussbericht ist unter DOI 10.5165/hawk-hhg/420 in der Datenbank des Hornemann Instituts gelistet. Der Bericht kann hier heruntergeladen werden: Link.