Geschichte
Die Geologischen Sammlungen der TU Dresden sind aus der Lehr- und Forschungsarbeit erwachsen. Schon aus dem ersten Antrag des damaligen Vorstehers der Technischen Bildungsanstalt, Wilhelm Gotthelf Lohrmann, zum Erwerb einer mineralogischen Sammlung vom 21. Juli 1828 an das Ministerium spricht diese strenge Zweckbestimmung:
"Der Hohe Werth, den eine wissenschaftliche Kenntniß der Mineralien für alle diejenigen hat, die sie mehr oder weniger in ihren Gewerben beim Färben, Bleichen, Walken, Zeichnen, Schleifen, Probiren, Reinigen, und Poliren anwenden, oder sie benutzen, um Glas, Porcellain, Steingut, Töpfer und anderes Geschirr zu fertigen, oder die verschiedenen Metalle und Gesteine zu Maschinen, Instrumenten und anderen Gewerbgeräthen, oder bei allen den vielfältigen, im gewöhnlichen Leben täglich vorkommenden Erzeugnissen der Industrie verwenden oder Bauten ausführen, hat mehrfach den Wunsch rege gemacht, daß bei der technischen Bildungsanstalt auch hierüber der nöthige Unterricht ertheilt werden möchte... Denn da die Stundenzahl für den Unterricht in der Physik und Chemie bei der langen Dauer des Cursus groß genug ist, um Zeit zu Vorträgen über technische Mineralogie gewinnen zu können und da den Schülern der technischen Bildungsanstalt der freie Besuch der hiesigen Königlichen Mineraliensammlung gnädig verstattet ist, so würde es nun nöthig seyn, die gewöhnlicheren, am meisten bei den Gewerben angewendeten Fossilien anzuschaffen, um bei den Vorlesungen und Untersuchungen über die Eigenschaften derselben gebraucht zu werden..." (Sächs.HStA, 15064, Bl. 20/22)
Dieses Schreiben scheint gleichsam der Zeugungsakt für die "Geologischen Wissenschaften" an der heutigen TU Dresden gewesen zu sein. Beachtlich ist, wie rasch damals das Ministerium auf berechtigte Anträge der Hochschulleitung reagierte. Schon in dem folgenden Halbjahresbericht Lohrmanns kann man lesen:
"Technische Mineralogie trug Herr Prof. D. Ficinus nach F. E. Hartmanns 1828 von der Vanderhöck & Rupprechtschen Buchhandlung in Göttingen herausgegebenen Mineralogie vollständig vor, und es sind den Schülern alle in Frage gekommenen Mineralien aus der für die Anstalt erkauften Sammlung mit der nöthigen speciellen Erklärung vorgewiesen worden..." (Sächs.HStA, 15065, Bl. 20)
Bereits zu Beginn des Jahres 1834 ist das Ministerium des Inneren erneut bemüht, von der Bergakademie Freiberg bzw. dem Oberberghauptmann Freiherr von Herder für den verbilligten Preis von 28 Talern eine aus 300 Stücken bestehende Mineraliensammlung zu erwerben (Sächs.HStA, 15071, Bl. 80/2). Und im Mai des gleichen Jahres erteilt das Ministerium des Inneren die Anweisung, ein Verzeichnis der Mineralien einzureichen, die sich bereits in der Sammlung der Technischen Bildungsanstalt befinden, da sich der Minister mit der Bergakademie in Verbindung setzen will, um eine Ergänzung der Sammlung zu erreichen (Sächs. HStA,15071, Bl. 80/90).
Als Hanns Bruno Geinitz 1850 auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Geognosie, Mineralogie und Naturgeschichte berufen wurde, war bereits eine geologische Sammlung von ca. 1000 Stücken für den Unterricht vorhanden. Geinitz selbst hatte seit 1838 neben verschiedenen anderen Naturwissenschaften auch die Geologischen Wissenschaften unterrichtet. 1869 gab es bereits nachweislich eine Sammlung von 675 Gesteinen aus Sachsen, die damals im Straßenbau eingesetzt worden sind. Die Sammlung war in den Räumen der Polytechnischen Schule in Dresden aufgestellt. Geinitz und Sorge hatten sie zusammengetragen und in einer Publikation ihre technischen Eigenschaften beschrieben (Geinitz & Sorge 1869). Das Buch ist als die erste deutschsprachige Darstellung auf dem Gebiet der Technischen Gesteinskunde anzusehen. Dokumente, die über den Verbleib dieser Sammlung Auskunft geben, sind noch nicht aufgefunden worden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Grundstock für die heutige Petrographische Sammlung gebildet hat. Es steht außer Zweifel, dass Geinitz für den Unterricht eine Sammlung aufgebaut hat, die bei seiner Emeritierung 1894 einen beachtlichen Umfang gehabt haben dürfte. Man erkennt an der Handschrift, dass viele Stücke von ihm persönlich etikettiert worden sind. Erst seinem Nachfolger, Ernst Kalkowsky, war es 1896 vergönnt, mit dem Institut in ein eigenes Gebäude einzuziehen. Es befand sich in der Schnorrstraße. In einer Darstellung des neuen Institutsgebäudes wird von den Sammlungen, Sammlungsräumen und dem Sammlungsmobiliar berichtet. Ausdrücklich gewürdigt werden ca. 550 Mineralstufen, 200 neu angeschaffte, besonders schöne Handstücke von Gesteinen sowie 1200 Leitfossilien, die alle in Vitrinen ausgestellt sind. 1907 berichtet Kalkowsky von seinem Institut mit unüberhörbarem Stolz: "An Hörsaal und chemisches Laboratorium schließt sich an das Zimmer für Praktikanten, in dem auch die Schränke mit dem Vorzeigematerial für die Vorlesungen stehen; dieses Material an Mineralen, Gesteinen, Petrefakten, Dünnschliffen, kristallographischen, kristalloptischen und tektonischen Modellen steht auch den Praktikanten zur Verfügung. In drei Wandschränken mit Schiebetüren liegen 280 große Pappmodelle von Kristallen und eine Anzahl von Kristallmodellen auf Glasplatten. In vier niedrigen Wandschränken mit zusammen 120 Schubladen liegen Kristallmodelle aus Birnbaumholz, eine systematische Mineraliensammlung mit vielen sehr guten und kostbaren Stücken, eine petrographische, eine kleine Formationssammlung und eine paläontologisch geordnete Sammlung der Versteinerungen der Klassen wirbelloser Tiere... Aus dem Zimmer des Direktors führt eine Tür in den 132 qm großen, fast quadratischen Sammlungsraummit sechs Fenstern, der auch von außen durch eine besondere Tür zugänglich ist. Dieser Raum enthält die Hauptsammlungen des Institutes und zwar mineralogische, petrographische, dynamisch-geologische und stratigraphische Sammlungen, die in fünf langen Doppelpultschränken und elf Wandschränken untergebracht sind" (Kalkowsky 1907).
In dieser Ausstattung wurde das Institut auch von seinem bisher letzten Präparator, Bernhard Schumann, noch geschildert. Wahrscheinlich hatte Eberhard Rimann, der Nachfolger Kalkowskys, nicht viel an der Grundausstattung des Institutes verändert. Von den Wissenschaftlern, die an den Sammlungen gearbeitet haben, aber nicht unmittelbar in Erscheinung traten, ist besonders Hans Gallwitz zu nennen. Walter Ehrenreich Tröger hat Verdienste um die Petrographische Sammlung. Nach dem Tode Rimanns war er 1944 vom Heeresdienst im Zweiten Weltkrieg zurückgerufen und kommissarisch mit der Institutsleitung betraut worden.
Bei dem Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 brannte das Institut vollständig aus. Da die Sammlungen ausgelagert worden waren, überdauerten sie die Zerstörung des Institutsgebäudes. Als kommissarischer Institutsdirektor leitete der Chemiker Heinrich Menzel die Rückführung der Sammlungen. Sie wurden in dem als Institut für Mineralogie und Geologie ausgebauten Gebäude Würzburger Straße 46 in speziell für dieses Haus angefertigtem Mobiliar untergebracht.
Die Gestaltung der damaligen Schauvitrinen erfolgte unter Hilmar Schumann, Institutsdirektor von 1954 bis 1961. Als das Institut für Mineralogie und Geologie 1967 sein Institutsgebäude abgeben musste, stand die weitere Existenz der Sammlungen in Frage. Schließlich erhielten sie als neuen Aufstellungsort die Foyers des Andreas-Schubert-Baues.
Eine Bereicherung brachte in den 70er Jahren die Übernahme einer bis dahin in Grillenburg eingelagerten Sammlung. Der paläontologische Teil dieser Sammlung wurde 2002 als Leihgabe an die Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden, Museum für Mineralogie und Geologie übergeben und in den dortigen Depots der Paläozoologie und Paläobotanik archiviert und bearbeitet.
Bereits 1978 erfolgte ein erneuter Umzug des gesamten Bestandes in den Georg Schumann-Bau mit unterschiedlichen, wenig geeigneten Standorten auf Freiflächen in den Gängen und Foyers. In den Jahren 1995/1996 konnten dort schrittweise eigene Räume bezogen werden und seit dem Januar 1997 können Teile der Sammlungen in diesen Räumen besichtigt werden.
Im Jahr 1999 wurde aus dem Bestand des Instituts für mineralische Rohstoff- und Lagerstättenwirtschaft Dresden eine umfangreiche Sammlung von Vergleichs- und Laborproben aus der Rohstoff-Forschung übernommen, die seit 2004 den neuen selbständigen Sammlungsteil der Tonmineralsammlung bildet.
Von 2001 bis 2003 wurde die Baugesteinssammlung aufgearbeitet. Die bereits vorhandenen Bestände wurden systematisch geordnet, gezielt erweitert und inventarisiert. Besonders interessante und dekorative Stücke wurden in Vitrinen für Lehrzwecke neu präsentiert (Lange et al. 2003).
Das Jahr 2005 brachte einen weiteren attraktiven Zugang durch die Übernahme der „Prof. Vater Sammlung“ aus dem Institut für Bodenkunde und Standortlehre der TU.
In den Jahren 2003 bis 2006 erfolgte die komplette Neugestaltung des Ausstellungsteiles Mineralogie der geologischen Sammlungen in den Räumen des Georg Schumann-Baus.
Literatur
- Geinitz, H. B. & Sorge, C. T.: Übersicht der im Königreich Sachsen zur Chausseeunterhaltung verwendeten Steinarten. - E. Blochmann & Sohn, Dresden 1869
- Kalkowsky, E.: Das Mineralogisch-Geologische Institut der Technischen Hochschule. - In. Schäfer (Hrsg.): Wissenschaftlicher Führer durch Dresden. - Dresden 1907, S. 53 - 55
- Lange, W., Siedel, H., Ullrich, B.: Baugesteinssammlung der TU Dresden eröffnet. - Denkmalpflege in Sachsen, Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Dresden 2003. - S. 132