13.06.2019
Bericht Frühjahrsexkursion 2019
Die diesjährige Frühjahrsexkursion des Instituts für Baubetriebswesen führte die 38 teilnehmenden Studenten in den Süden Deutschlands. In den Metropolen Nürnberg und München erwartete sie nicht nur der Besuch der Weltleitmesse für Baumaschinen, sondern auch spannende Einblicke in die Bauausführung, vom Arbeitsschutz über komplexe Baustellenorganisation bis zu komplizierten Verfahrensweisen.
BG Bau Praxiszentrum Nürnberg
Den ersten Programmpunkt der Frühjahrsexkursion stellte die Besichtigung des Praxiszentrums der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft im fränkischen Nürnberg dar. Hauptaufgabe des Praxiszentrums ist es, über die verschiedenen Aspekte des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes zu informieren. In dem Gebäude der BG BAU wurde ein Rohbau mit verschiedenen Gewerken als Anschauungsbeispiel für Gefahrenstellen detailgetreu nachgebildet.
Bei einer Führung über die Etagen lernten wir eine Vielzahl an Möglichkeiten kennen, um einen sicheren Baustellenbetrieb zu gewährleisten. Dabei wurde auf die nachfolgenden Bereiche detailliert eingegangen: den Baugrubenverbau, das Aufstellen von Gerüsten, die Absturzsicherungen, Handwerkzeuge und die persönliche Schutzausrüstung. Es wurde unter anderem demonstriert, dass durch den Einsatz von lärmreduzierenden Sägeblättern kostengünstig die Schallemission und damit die Belastung für das Gehör deutlich gemindert werden kann. Als kleinen Höhepunkt konnten sich am Ende der Besichtigung mutige Studenten aus 5 m Höhe von einem Gerüst auf ein aufgeblasenes Fang-kissen fallen lassen. Das bleibt uns allen sicherlich im Gedächtnis, vor allem die Wichtigkeit des Arbeitsschutzes für Leib und Leben.
Baustelle: Tafelhof-Palais Nürnberg
Die erste Baustellenbesichtigung führte uns in die unmittelbare Nähe des Nürnberger Hauptbahnhofes, in dessen Nachbarschaft das Tafelhof-Palais entsteht. Dort erhielten wir von der Hubert Haupt Immobilien Holding E.K. einen Einblick in die Sichtweise eines Bauherrn auf das Bauprojekt. Neben der bauwirtschaftlichen Vertrags- und Vergabesituation interessierte uns besonders die Baustellen-organisation. Der Hotel- und Bürokomplex entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Hauptpost, was zu sehr großen Herausforderungen in Bezug auf den Denkmalschutz führte. Der bestehende Rundbau wird den statischen Anforderungen nicht mehr gerecht und soll daher abgerissen werden. Allerdings wird von der Stadt gefordert, dass sowohl die Fassade des Rundbaus als auch die historischen Treppenhäuser erhalten werden sollen. Dies führte zu großen logistischen und bautechnischen Herausforderungen.
bauma 2019
Am zweiten Tag drehte sich alles um den Besuch der weltweit bedeutendsten Fachmesse der Bau-maschinenbranche auf dem Messegelände München. Mit einer Ausstellungsfläche von 614.000 m² ist sie die flächenmäßig größte Messe weltweit. Das machte es natürlich für uns unmöglich, an einem Tag alles zu erkunden. Neben organisierten Standführungen gab es auch Zeit, die bauma 2019 selbstständig zu entdecken.
Die erste Standführung hat uns zum Schalungshersteller doka GmbH geführt. Dort erhielten wir einen Einblick in das vielfältige Portfolio und das aktuelle Produktangebot auf dem nationalen sowie internationalen Markt. Beispielsweise gibt es bereits Virtual Design and Construction Programme, um die Schalungsmöglichkeiten digital auf der virtuellen Baustelle zu verdeutlichen. Damit soll der Einsatz auf der „realen“ Baustelle erleichtert werden.
Eine zweite Standführung erhielten wir beim Unternehmen Liebherr, welches sich auf dem Freige-lände mit einem eigenen Pavillon den größten Messestand eingerichtet hatte. Bei den Ausstellungs-stücken war die komplette Bandbreite an Baumaschinen dabei, angefangen bei Autobetonpumpen über Radlader, Raupenbagger bis hin zu Turmdrehkranen und Spezialtiefbaugeräten. Besonders be-eindruckend fanden wir den Radlader L580, in dessen Schaufel problemlos 19 Studenten Platz hatten.
Wir beendeten den Besuch der bauma mit einer Führung bei der Bauer Gruppe, die als Weltmarkt-führer für Baumaschinen im Spezialtiefbau bekannt ist. Es war für uns sehr interessant, die in der Theorie kennengelernten Pfahlbohrmaschinen auch einmal selbst in Augenschein nehmen zu können.
Baustelle: Augustinerhof
Der letzte Tag unserer Exkursion begann mit einer Besichtigung der Baustelle „Augustinerhof“ der Leonhard Weiss GmbH & Co. KG im Herzen Nürnbergs. Der Bauleiter Alexander Heppenheimer führte uns durch den Gebäudekomplex, der aus zwei Gebäudeteilen besteht. Darin sollen nach Fertigstellung das „Deutsche Museum“, ein Hotel und zahlreiche Geschäfte Platz finden. Eine besondere Herausforderung ergab sich durch die bautechnischen Anforderungen. Dazu zählte beispielsweise die komplizierte Einschalung der filigranen Bauteile im Dachgeschoss. Dabei mussten aufgrund der Dachform die Schal-elemente zweckentfremdet werden, um so das Dach in zwei Takten mit mehreren Einzelschritten zu betonieren. Auch die 79 Dachgauben mit ihren 30 unterschiedlichen Formen, die als Betonfertigteil ausgeführt wurden, verdeutlichen die Komplexität und Einzigartigkeit dieser Dachkonstruktion.
Baustelle: Talbrücke Schorgasttal
Zu guter Letzt erhielten wir eine Führung über die Brückenbaustelle im Schorgasttal der Ed. Züblin AG. Die 426 m lange Schrägseilbrücke soll nach Fertigstellung über 6 Pylonen abgespannt werden. Mittels einer Galerie, welche über die Gleisanlagen der Deutschen Bahn AG führt, wird der Anschluss an die Bundesstraße 289 realisiert. Dabei hat uns nicht nur die komplexe Statik, sondern die Ausführung sehr beeindruckt. Die Fertigung und Montage von ca. 3.200 t Stahlbau-fertigteilen, die Einfügung in den sensiblen Landschaftsraum und die der lokalen Infrastruktur, indem die Arbeiten größtenteils nachts ausge-führt wurden, haben unseren Sinn für die Anwendung unseres Fachwissens in der Praxis geschärft.
Wir bedanken uns herzlich bei den beteiligten Unternehmen für die Einblicke in ihren Geschäftsbetrieb und die interessanten Führungen auf den Baustellen und Messeständen.
Im Namen aller Teilnehmer, Linda Bertram.