Herbstexkursion 2022

Herbstexkursion vom 24. bis 26. Oktober 2022 auf die bauma2022
Die diesjährige Herbstexkursion des Instituts für Baubetriebswesen brachte die teilnehmenden Studierenden in den Süden der Bundesrepublik Deutschland. In Nürnberg und München bekamen sie neben dem Besuch der Weltleitmesse für Baumaschinen auch spannende Einblicke in die Bauausführung und den Arbeitsschutz komplexer Bauvorhaben.

U3 U-Bahn-Tunnel in Nürnberg
Beim ersten Halt der diesjährigen Herbstexkursion des Instituts für Baubetriebswesen besuchten wir eine Tunnelbaustelle der Arbeitsgemeinschaft Hochtief Infrastructure GmbH / Max Bögl Stiftung & Co. KG in Nürnberg. Die Inbetriebnahme dieses 148 Millionen Euro teuren Projektes ist für Anfang 2026 geplant, wobei die Rohbaumaßnahmen bereits im Dezember 2022 abgeschlossen werden sollen.
Die Baustelle der zukünftigen U3-Strecke zwischen den Bahnhöfen Großreuth bei Schweinau und Gebersdorf bot uns die Möglichkeit, die verschiedenen Arbeitsschritte anhand dieser Linienbaustelle nachzuvollziehen. Bei einer beeindruckenden Führung durch die im Mittel 585 m langen U-Bahn-Tunnel unterhalb des Main-Donau-Kanals wurden uns durch den dort zuständigen Sicherheitsingenieur die einzelnen Verfahren erläutert und die eingesetzte Technik erklärt.

Praxiszentrum für Arbeitssicherheit - BG Bau
Als zweiter Programmpunkt in Nürnberg stand ein Besuch beim Praxiszentrum für Arbeitssicherheit der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft auf dem Plan. Die BG Bau ist die gesetzliche Unfallversicherung für die Bauwirtschaft und baunahe Dienstleistungen in Deutschland und somit für etwa 3 Millionen Arbeitnehmer in rund 430.000 Unternehmen zuständig. Im Praxiszentrum können sich alle am Bau Beteiligten über arbeitssichere Methoden, Geräte und Maschinen informieren. Zahlreiche am Bau übliche Situationen sind in der Ausbildungshalle im 1:1-Maßstab dargestellt. Die berufserfahrenen Ausbilder zeigten unter anderem, wie Gerüste sicher auf- und abgebaut sowie verankert werden, Baugruben und Schächte richtig gesichert werden, was beim Erwerb von Arbeitsschutzkleidung wichtig zu wissen ist oder worauf beim Umgang mit Gefahrenstoffen geachtet werden muss. Aus den Erfahrungsberichten der Ausbilder ging hervor, dass das Thema Arbeitssicherheit nach wie vor auf vielen Baustellen in Deutschland viel zu wenig Beachtung findet, weshalb es umso wichtiger ist, verstärkt auf die Gefahren im Arbeitsalltag aufmerksam zu machen und das Baustellenpersonal gezielt zu schulen.

bauma 2022 in München
Am zweiten Tag der Exkursion besuchten wir die weltgrößte Baumaschinenausstellung, die bauma. 3100 Aussteller, sowohl Start-Ups als auch größere Unternehmen, aus circa 60 Ländern bieten hier ihre aktuellsten Innovationen in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Baufahrzeuge, Baugeräte, Bergbaumaschinen und Baustoffmaschinen, dar. In diesem Jahr standen diese unter folgenden Leitthemen: „Bauweisen und Materialien von morgen“, „Der Weg zu autonomen Maschinen“, „Bergbau – nachhaltig, effizient, zuverlässig“, „Digitale Baustelle“ und „Der Weg zur Null-Emission“.
Zu Beginn wurden uns vom Schalungs- und Gerüsthersteller Peri einige Neuheiten gezeigt. Dazu gehört unter anderem der VTC Tunnelschalwagen, welcher entweder in der konventionellen oder vollhydraulischen Ausführung verfügbar ist. Ein solcher kommt auch bei der von uns besichtigten Baustelle in Nürnberg für die neue Strecke der U3 zum Einsatz.

Die Firma Liebherr, welche im Allgemeinen für ihre Krane und Baumaschinen bekannt ist, präsentierte uns bei einem Rundgang diverse neue Baugeräte. Im Bereich des Minings wurden uns der Minibagger R9600 G8 und der Muldenkipper T274 vorgestellt.

Auch der Hersteller Putzmeister konnte mit einigen neuen Autobetonpumpen und Fahrzeugen begeistern. Das Unternehmen ist weltweit das größte in seiner Branche und hat Standorte in über 80 Ländern sowie zahlreiche internationale Baustellen, wie beispielsweise in der Mongolei oder Martinique.

Neben den Standführungen bei den oben genannten drei Herstellern gab es außerdem die Möglichkeit, das restliche bauma 2022-Gelände zu erkunden. Ein weiterer interessanter Punkt war der fast 30 m hohe Gerüstturm der Firma Doka. Dieser wurde erstmals unter der Marke AT-PAC präsentiert. Von oben bot sich ein umfassender Blick über das gesamte Freigelände und die dazugehörigen Hallen, welche zusammen eine Fläche von mehr als 600.000 m² ergeben.

Rohrvortriebsbaustelle in Schwarzenbruck
Unsere letzte Station führte uns zur Firma AS-Bau Hof GmbH, die auf dem Gelände des Krankenhauses Rummelsberg eine Kanalbaumaßnahme durchführt. Im Zuge eines Klinikneubaus muss ein DN 1000 Abwasserkanal neu verlegt werden. Die Maßnahme wird grabenlos in bis zu 12 m Tiefe mit einer AVN (Automatisierte Vortriebsmaschine Nass) durchgeführt und fällt damit in den Bereich des Mikrotunnelbaus.

Herr Florian Bauer, Gruppenleiter Tiefbau der AS-Bau Hof GmbH, stellte uns das Unternehmen und die Baumaßnahme vor. Da der Kanalvortrieb unter der Erdoberfläche erfolgt, wurden wir mit einem Video in die Technologie des Mikrotunnelbauverfahrens eingeführt. Dann ging es für uns auf die Baustelle. Wir besichtigten die Startgrube, in der zum Zeitpunkt unserer Besichtigung ein Schweißer zugange war, um das Startportal für den nächsten Vortriebsabschnitt vorzubereiten. Die Vortriebsmaschine war ausgebaut und damit für uns zugänglich. Wir lernten die Funktionen des Schneidrads kennen und konnten einen Blick in den Steuerstand werfen. Außerdem erfuhren wir weitere Einzelheiten über das Projekt, wie zum Beispiel, dass die beengten Verhältnisse und die unmittelbare Nachbarschaft zu den bestehenden Klinikgebäuden kennzeichnend für diese Baumaßnahme sind.

Wir bedanken uns herzlich bei den beteiligten Unternehmen für die Einblicke in ihren Geschäftsbetrieb und die interessanten Führungen auf den Baustellen und Messeständen.