Frühjahrsexkursion vom 7. bis 9. Mai 2014 – Rhein-Main-Gebiet
Die diesjährige Frühjahrsexkursion führte uns ins Rhein-Main-Gebiet. Einen ersten Stopp legten wir auf der Autobahn A4 ein, um eine Brückenbaustelle von Hentschke Bau zu besichtigen. Anschließend fuhren wir zur Niederlassung Julius Berger International in Wiesbaden. Am folgenden Tag ging es von der Brückenbaustelle Schierstein am Rhein von Max Bögl über das Hochbauprojekt Campus Bockenheim der Ed. Züblin AG zum Fertigteilwerk Dreßler Bau nach Stockstadt. Am letzten Tag besuchten wir das Werksgelände der BASF in Ludwigshafen. An der Exkursion nahmen 18 Studentinnen und Studenten der Vertiefungen Baubetriebswesen und Gebäude-Energie-Management teil.
Mittwoch, 07.05.2014
Neubau der Eichhorsttalbrücke – Hentschke Bau GmbH
Auf dem Weg nach Wiesbaden besichtigten wir die erste Baustelle an der A4. Im Zuge der Erneuerung dieses Autobahnteilabschnitts wurde festgestellt, dass die bestehende Brücke im Tal Eichhorst aus den 1930er-Jahren im Oberbau marode ist und schnellstmöglich ersetzt werden muss. Der Neubau der Eichhorsttalbrücke zwischen den Anschlussstellen Wildeck-Hönebach und Friedewald wird seit 2012 durch Hentschke Bau realisiert. Der erste Bauabschnitt der etwa 200 Meter langen und 30 Meter breiten Brücke ist bereits fertiggestellt und unter Verkehr. Der Abriss der alten Brücke konnte daraufhin beginnen. Die alte Brücke muss wegen der Lage im FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) und dem geringen Abstand zum Neubau stückweise abgetragen werden. Als Besonderheiten dieser Baustelle gelten die Auflagen, dass die Widerlager als Hohlkasten ausgeführt und die beiden Fahrbahnbrücken im Taktschiebeverfahren mit variierenden Abschnittsgrößen hergestellt werden. Eines der Widerlager dient zusätzlich als Fledermausquartier. Um die hohen Verkehrslasten abtragen zu können, wurden im Inneren der Brücke externe Spannglieder montiert. Die Fertigstellung der Maßnahme ist für Herbst 2015 geplant.
NL Julius Berger International Wiesbaden
Nach der Besichtigung der Brückenbaustelle Eichhorsttal ging es mit dem Bus weiter nach Wiesbaden. Dort wurden wir von Herrn Nachtigall in der Hauptniederlassung von Julius Ber-ger International empfangen wurden. Nach einer kurzen Stärkung berichtete uns Herr Dr. Banholzer von seinen Erfahrungen in Nigeria, die er als Site-Manager bei mehreren Baumaß-nahmen sammelte. Anschließend gab uns Herr Wellershaus einen Überblick zur Julius-Berger-Gruppe und ein Kurzporträt der Baumaßnahmen und Unternehmensstrukturen in Nigeria. Die Julius-Berger-Gruppe ist seit 1965 in Nigeria tätig und an verschiedenen Infra-strukturprojekten und Industriebauten beteiligt. Insgesamt hat JBI in Nigeria circa 19.000 Mitarbeiter, wovon circa 18.200 Einheimische sind. Bemerkenswert ist der Umsatz von ca. 920 Mio. € im Jahr 2013. Um alle Baumaßnahmen erfüllen zu können, besitzt JBI unter an-derem mehrere eigene Werkstätten, Steinbrüche, Ersatzteillager sowie Beton- und As-phaltmischanlagen. Zum Abschluss der Vortragsreihe gab uns Herr Niescher einen Einblick in das Unternehmen Bilfinger Construction, das derzeit circa 2900 Mitarbeiter beschäftigt. Im Fokus der strategischen Unternehmensausrichtung stehen die Segmente Mobilität und Energie. Der Hauptumsatz soll weiterhin in Deutschland liegen.
Donnerstag, 08.05.2014
Brückenbaustelle Schierstein am Rhein – Max Bögl
Am zweiten Tag unserer Exkursion besichtigten wir die Brückenbaustelle Schierstein an der A 643. Die Brücke verbindet die Landeshauptstädte Wiesbaden und Mainz. Zuerst stellte uns Herr Lorenz die Unternehmensgruppe Max Bögl, insbesondere die Unternehmensstruk-tur und die derzeitigen Großprojekte vor. Anschließend gab uns Herr Krahle von Hessen Mobil (Straßen- und Verkehrsbauamt) einen Überblick zur Baumaßnahme der Schiersteiner Brücke. Die Bestandsbrücke wurde in den 1960er-Jahren gebaut. Die Tragstruktur ist auf Grund des sehr hohen Verkehrsaufkommens stark beschädigt und muss deshalb in kurzen Intervallen begutachtet werden. Der Neubau der Brücke wird beidseitig mit einem dritten Fahr- sowie einem Standstreifen ausgeführt. Die neue Brücke ist circa 1,3 Kilometer lang und besteht aus mehreren Bauabschnitten und Bauweisen. Es werden Spannbetonfertigtei-le, Verbundplatten und Ganzstahlquerschnitte verwendet. Eine Besonderheit ist die Zustän-digkeit der beiden Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, welche die Planung der jeweiligen Anschlüsse nach Wiesbaden und Mainz übernehmen. Um den Auflagen des Naturschutz-amts gerecht zu werden, muss ein Altrheinarm renaturiert werden. Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist 2019 geplant.
Hochbauprojekt Campus Bockenheim – Ed. Züblin AG
Der nächste Bestandteil unserer Exkursion führte uns nach Frankfurt am Main zu einem Hochbauprojekt des Unternehmens Züblin. Auf dem ehemaligen Universitätsgelände wird derzeit in Anlehnung an die Blocktypologie des Gründerzeitbaus ein Bauwerk aus 12 separa-ten Einzelhäusern umgesetzt. Dort sollen 114 Miet- und 79 Eigentumswohnungen sowie eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss (derzeit REWE-Einkaufsmarkt) im Passivhausstandard entstehen. Die Fertigstellung ist Ende 2014 geplant. Innerhalb des Baustellenrundgangs wurden verschiedene Ausbauzustände besichtigt. Der Ausbau wird geschossweise von oben nach unten fortgeführt, um die Entsorgung der Restmaterialien möglichst einfach zu gestalten und die fertigen Abschnitte nicht zu verschmutzen. Zuerst besichtigten wir eine Eigentumswohnung im Rohbauzustand, bei der bereits die Unterkonstruktion für die Installation der Gipskartonwände an Boden und Decke montiert wurde. Interessant war, dass die Balkone als freistehendes Element mit Fundamentierung und Abstützung zum Gebäude ausgeführt wurden, um eine Wärmebrückenbildung zu vermeiden. Außerdem wurde die Funktionalität der Lüftungsanlage erläutert, welche die Lüftungswärmeverluste um bis zu 80% reduziert und damit einen minimalen Energieverbrauch gewährleistet. Anschließend besichtigten wir noch eine Mustermietwohnung. Dies gab Anregungen zur Diskussion über die geschuldeten Qualitäten. Schließlich besichtigten wir noch die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss und die weitestgehend fertiggestellte Tiefgarage. Zugunsten des Schall- und Wärmeschutzes wurde die Kellerdecke hochwertig gedämmt.
Fertigteilwerk Stockstadt – Dreßler Bau GmbH
Als letzten Programmpunkt am zweiten Tag unserer Exkursion fuhren wir nach Stockstadt, um das Fertigteilwerk von Dreßler Bau zu besichtigen. Nach einer kurzen Vorstellung des 100-jährigen Familienunternehmens durch Herrn Hubertus Dreßler, begann unser Rundgang durch das Fertigteilwerk mit dem Werksleiter, Herrn Stanik. Dort bekamen wir einen Einblick in die verschiedenen Produktionshallen, wo jedes Jahr zwischen 25.000 bis 30.000 m³ Beton verarbeitet werden. Um kurze Lieferzeiten zu gewährleisten, wird die Bewehrung vor Ort gebogen und geflochten. Zur Qualitätskontrolle prüft das werksinterne Labor die jeweiligen Produkte. Die Herstellungsprozesse werden stetig überwacht, um dem Kunden höchste Qualität zu liefern und dem eigenen Anspruch einer Manufaktur qualitativ gerecht zu werden. Durch die Veredelung der Oberflächen durch Schleifen, Ansäuern und Sandstrahlen entstehen individuelle Bauelemente mit gestalterischer Vielfalt. Eindrucksvoll wurden die individuellen Lösungen der Architekturbeton-Fertigteile präsentiert. Seit 2009 produziert Dreßler Bau in seinem Fertigteilwerk auch Parcours-, Skater- und Kletteranlagen.
Werkbesichtigung und Laborneubau Ludwigshafen – BASF SE
An unserem letzten Tag fuhren wir nach Ludwigshafen, um das Gelände von BASF zu be-sichtigen. Eine Bustour verschaffte uns einen ersten Überblick über das 10 km² große Ge-biet. Bereits 1865 wurde das erste Werk eröffnet. Bis zum heutigen Tag wurden etwa
2.750 km Pipelines und 230 km Schienen verlegt. Insgesamt werden circa 36.000 Mitarbei-ter in 2.100 Gebäuden und 160 Fabriken beschäftigt. Auf dem Werksgelände findet sich auch eine eigene Designfabrik, in der verschiedenste Unternehmen zusammen mit BASF neue Produkte entwickeln. Die Mobilität der Mitarbeiter wird durch 18.000 werkseigene Fahrräder gewährleistet. Um den Warenverkehr flüssig zu halten, befindet sich auf dem Gelände ein eigenes Kombiterminal, um die Container direkt mit dem Zug zu ihrem Bestim-mungsort bringen zu können. Anschließend stellte uns Herr Schönfelder das Unternehmen BASF SE sowie die Bauprojekte und Organisationsstrukturen in den Bereichen Property und Facility Management vor. Anschließend besichtigten wir einen 6-geschossigen Laborneu-bau. Wichtig war den Architekten und Planern bei diesem Bauvorhaben, dass man die Ge-bäudestruktur flexibel gestaltet. Damit kann eine spätere Umnutzung ohne große Neuinves-titionen stattfinden. In dem Gebäude werden viele Produkte der BASF verbaut. Beim Bau wird das DGNB-Nachhaltigkeits-Gütesiegel Gold angestrebt.
Wir bedanken uns recht herzlich bei den beteiligten Unternehmen für die interessanten Füh-rungen über die jeweiligen Baumaßnahmen sowie die Einblicke in ihren Geschäftsbetrieb. Einen herzlichen Dank an alle Unternehmen für die Bereitstellung von Verpflegung und an den Alumni-Verein des Instituts für Baubetriebswesen.
Text: Jasmin Feldner und Martin Krause
Fotos: Jasmin Feldner