Herbstexkursion am 29. und 30. November 2014 nach Berlin
Die diesjährige Herbstexkursion führte uns traditionell nach Berlin. Den ersten Stopp legten wir bei Königs Wusterhausen ein und besuchten das Zementwerk der Firma Heidelberg Cement AG. Anschließend ging es weiter zu Bilfinger Construction GmbH in die Berliner Innenstadt zur Baumaßnahme der S-Bahnlinie 21. Hier konnten wir uns über den Baufortschritt im Vergleich zum Besuch im letzten Jahr informieren. Als letzte Baustelle des ersten Tages folgte die Baumaßnahme der BAM Deutschland AG, welche für einen privaten Investor das alte Postfuhramt saniert. Tag zwei startete mit dem Sanierungsprojekt des Bettenhochhauses der Berliner Charité durch die Ed. Züblin AG. Anschließend besichtigten wir ein Neubauprojekt der Firma PORR Deutschland AG in der Nähe des Alexanderplatzes. An der diesjährigen Herbstexkursion nahmen 21 Studenten teil.
Mittwoch, 29.10.2014
Zementwerk Königs Wusterhausen – Heidelberg Cement AG
Die erste Station der diesjährigen Herbstexkursion führte uns in das 1998 in Betrieb genommene Zementwerk in Königs Wusterhausen. Dort angekommen, wurden wir von dem zuständigen Werksleiter empfangen. In einem anschaulichen Vortrag wurde uns der Herstellungsprozess von Zement erklärt. Kalkstein als Rohmaterial wird in Steinbrüchen gewonnen und zerkleinert. Die schottergroßen Steine werden anschließend in den Rohmühlen gemahlen, getrocknet und in Silos zwischengelagert. Um eine gleichbleibend hohe Qualität zu sichern, folgen weitere Homogenisierungsschritte. Daraufhin wird die Rohmischung in einer Drehofenanlage gebrannt und durch chemische Umwandlungsprozesse entsteht nach Abkühlung an der Luft der Zementklinker. Dieser wird mittels Schiff oder Bahn in das Werk Königs Wusterhausen geliefert und unter Zugabe von Zuschlagsstoffen in den Zementmühlen gemahlen. Das Endprodukt Zement wird mittels Silofahrzeugen zum Kunden transportiert oder per Sackware über Zwischenhändler verkauft.
Unter dem Slogan „Echt.Stark.Grün.“ engagiert sich Heidelberg Cement intensiv in der Renaturierung der nicht mehr genutzten Steinbrüche und trägt Sorge für die Rückkehr diverser Pflanzen- und Tierarten.
S- Bahnlinie 21 – Bilfinger Construction GmbH
In diesem Jahr führte uns der Weg nochmals zu der Baustelle der S- Bahnlinie 21, so dass wir einen Überblick über den Baufortschritt des vergangenen Jahres erhalten konnten. Dort angekommen, wurden wir von dem zuständigen Projektleiter begrüßt und erhielten einen kurzen Überblick über das Bauvorhaben. Bei der anschließend stattfindenden Baustellenbe-sichtigung wurde uns anschaulich erläutert, welche Probleme bei einem Tiefbauprojekt in Berlin vorliegen. Auf Grund des hohen Grundwasserstandes muss in einem ersten Schritt eine Schlitzwand hergestellt werden. Anschließend kann das anstehende Erdreich abgegraben und eine Unterwasserbetonsohle hergestellt werden. Diese Maßnahmen sind Voraussetzung dafür, um mit dem eigentlichen Projekt beginnen zu können. Um die hohe Menge an Beton problemfrei und vom Innenstadtverkehr unabhängig liefern zu können, wurde auf der Baustelle eine stationäre Betonmischanlage aufgebaut. Von dieser wird der Beton mittels eines horizontalen Pumpensystems an die Einbaustellen gefördert.
Ein besonderes Highlight war die Besichtigung des ersten fertiggestellten Teilabschnitts des Tunnels sowie das Ablassen eines Tauchers, welcher Unterwasserarbeiten durchführen sollte. Zum Abschluss der Führung wurden uns die Probleme des letzten Teilabschnittes, dem Anschluss an den Hauptbahnhof, gezeigt. Hier erwiesen sich die vorhandenen Pläne als unzureichend, was eine komplett neue Planung erforderte.
Altes Postfuhramt – BAM Deutschland AG
Das alte Postfuhramt wurde 1875-1881 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Das Gebäude wird komplett saniert und soll später dem Zweck der Firmenrepräsentanz eines Medizintechnikherstellers dienen. Im Erdgeschoss sollen Schulungen, Vorträge und Ausstellungen stattfinden. Die oberen Geschosse werden als Büroräume genutzt.
Die Herausforderung des Bauprojektes besteht darin, die Arbeiten trotz unvollständiger Be-standspläne durchzuführen. Während der Entkernung und des Abbruchs im Gebäude wurden verschiedene Deckenkonstruktionen vorgefunden. Diese sind auf Tragfähigkeit zu überprüfen und im Falle der nicht ausreichenden Tragfähigkeit zu ertüchtigen. Insbesondere für die Sanierung der Kappendecken mussten Handwerksbetriebe gefunden werden, welche die Technik des Kappendeckenbaus beherrschen. Dabei ist auch das Thema des Brandschutzes zu beachten. Außerdem werden im Zuge des Denkmalschutzes die vorhandenen Fens-terrahmen so weit wie möglich aufgearbeitet und die zum Teil vorhandenen Malereien an den Innenwänden freigelegt und restauriert.
Donnerstag, 30.10.2014
Bettenhochhaus der Berliner Charité – Ed. Züblin AG
Das zweite Sanierungsprojekt dieser Exkursion führte uns zur Berliner Charité. Dort führt die als Generalunternehmen beauftragte Arbeitsgemeinschaft Ed. Züblin AG und VAMED Deutschland die Baumaßnahme durch. Bis Ende 2016 wird das Bettenhaus des Universi-tätsklinikums entkernt und saniert. Zeitgleich wird ein direkt angrenzender, fünfgeschossiger Neubau errichtet. In diesem werden später Intensivstationen, Operationssäle und eine Rettungsstelle untergebracht.
Eine besondere Herausforderung besteht in der Aufrechterhaltung eines sterilen Durchgangs durch das Sanierungsobjekt während der Baumaßnahme, welcher zur Beförderung der Pati-enten aus den an das Bettenhaus angrenzenden Gebäuden genutzt wird. Im Notfall muss dieser Gang jedoch auch durch das Baustellenpersonal als Fluchtweg genutzt werden können. Eine weitere Herausforderung besteht darin, alle nicht mehr benötigten Rohrleitungen abzubrechen, ohne die im Gebäude vorhandene Rohrpostanlage zu beschädigen. Diese verbindet alle Gebäude der Charité und eine Beschädigung würde zur Störung des Proben-transportes in der Anlage führen.
Weiterhin spielt der Lärmpegel eine wichtige Rolle, da dieser durch die Lage des Gebäudes nur einen geringen Maximalwert erreichen darf. Daher mussten insbesondere für die Ab-brucharbeiten lärmmindernde Maßnahmen ergriffen werden. Auf Grund des durch die Innen-stadtlage stark begrenzten Baustelleneinrichtungsbereiches werden alle An- und Abtransporte genau geplant und überwacht. Dies ermöglicht eine effektive Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Fläche.
Wohnquartier am Alexanderplatz – PORR Deutschland GmbH
Die letzte Baustellenbesichtigung führte uns in die Nähe des Alexanderplatzes. Dort wird durch die Firma PORR Deutschland GmbH ein 11-geschossiges Wohngebäude errichtet. Neben den entstehenden 190 Wohneinheiten von Ein- bis Dreizimmer-Wohnungen sollen später in den unteren Geschossen Geschäfte und Büros einziehen.
Um mit den Hauptgebäuden Anfang Januar 2014 anfangen zu können, musste erst das sich dort befindende Parkhaus abgebrochen werden. Im Zuge der Abbruchmaßnahme wurden ein alter Friedhof sowie Teile alter Gemäuer gefunden.
Die Fertigstellung des Gebäudes ist bis Oktober 2015 geplant. Um dieses Ziel erreichen zu können, wird der Großteil der Maßnahme mittels Halbfertigteilen realisiert. Den zeitlichen Unterschied zur Ortbetonbauweise konnte man gut sehen, da das direkt angrenzende Gebäude in dieser Art und Weise hergestellt wird. Bei der Errichtung des Wohnquartiers wird eine Einstufung in das Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen mit dem Grad Silber angestrebt.
Wir bedanken uns recht herzlich bei den beteiligten Unternehmen für die einmaligen Einblicke in die jeweiligen Baumaßnahmen. Ein ganz besonderer Dank geht an die BAM Deutschland AG, die uns, wie bereits in den letzten Jahren, in ein Berliner Lokal eingeladen hat.
Text: Jasmin Feldner, Anne Harzdorf
Foto: Jasmin Feldner