01.12.2025
Bundesforschungszentrum (BFZ) kommt nach Bautzen – Entscheidender Beitrag der TUD-Spitzenforschung im Bau-Bereich
Die Bundesregierung und die Länder Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg haben grundlegend Klarheit bezüglich der Struktur und der Standorte des Bundesforschungszentrums für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen (BFZ) geschaffen. Soeben wurde in Berlin ein entsprechendes Eckpunktepapier unterzeichnet.
Das BFZ wird die Transformationsprozesse im Bausektor mit seinen Forschungen voranbringen und maßgeblich zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 beitragen. Anknüpfend an die Vorgaben des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags verfolgt das Konzept ein bundesweites Forschungsnetzwerk mit dezentralen Forschungsschwerpunkten. Damit können gezielt bestehende wissenschaftliche Einrichtungen und Strukturen in den beteiligten Gründungsländern (Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg) gestärkt und neue aufgebaut werden. Die Standorte des BFZ in den Bundesländern koordinieren die vorhandenen Forschungseinrichtungen der jeweiligen Länder, wie beispielsweise die Technische Universität Dresden für Sachsen.
Sachsen ist eines der drei Gründungsländer des dezentral ausgerichteten BFZ und bindet seine wissenschaftliche Exzellenz im Baubereich ein, so die Technische Universität Dresden (TUD), insbesondere mit dem Exzellenzcluster CARE (Climate-Neutral and Resource-Efficient Construction), sowie UNU-FLORES mit dem Institute for Integrated Management of Material Fluxes and of Resources.
Ursprünglich hatte ein hochrangig besetztes Initiatoren-Team um Prof. Manfred Curbach 2021 mit dem Vorschlag, ein neuartiges Bauforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ zu gründen, am BMBF-Wettbewerb für ein Großforschungszentrum zur Unterstützung des Strukturwandels in der Lausitz teilgenommen. Letztlich unterlag man mit dem LAB im September 2022 knapp dem Deutschen Zentrum für Astrophysik. Da man aber nicht einfach aufhören kann, sich für ressourcenschonendes Bauen einzusetzen, haben die Initiatoren um Curbach für die Idee dieses Bauforschungszentrums weitergekämpft. Erklärtes Ziel war es, das LAB als Schlüssel für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen doch noch in der Lausitz anzusiedeln. Und dieses Ziel schien Ende 2023 in greifbare Nähe gerückt. Am 20.11.2023 konnte das Team alle beteiligten Partner in Bautzen informieren, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 17. November 2023 beschlossen hat, dem Bauforschungszentrum unter dem neuen Namen LAB – Living Art of Building in den kommenden fünf Jahren insgesamt 68,6 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Am 26. Juni 2024 hat der Haushaltsausschuss das von der Bundesregierung vorgelegte Etablierungskonzept gebilligt und die Haushaltsmittel freigegeben. Auf sächsischer Seite hatten zudem die Landkreise Bautzen und Görlitz ursprünglich zugesagt, für den Aufbau bis zu 450 Millionen Euro aus den Strukturwandelmitteln zur Verfügung zu stellen. Weitere Bundesländer, darunter z. B. Thüringen und Brandenburg, haben ihr Interesse zur Mitarbeit und Beteiligung an der Finanzierung inzwischen bekundet.
Nun haben die Bestrebungen eine neuerliche Wendung erfahren. Staatsministerin Regina Kraushaar, die die Vereinbarung jetzt in Berlin für den Freistaat Sachsen in Vertretung des Ministerpräsidenten unterschrieben hat, erklärt dazu: »Wir sind nach einem langen und intensiven Diskussionsprozess zu einem guten Ergebnis gekommen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass die im Freistaat Sachsen entwickelte Idee eines Forschungszentrums für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen nun umgesetzt und der Bausektor in diesem wichtigen Bereich künftig in besonderem Maße unterstützt wird. Es war das erklärte gemeinsame Ziel des Bundes und der Länder: Der Bausektor braucht hier starke Impulse, die das BFZ nun geben wird. Und ich bin ausdrücklich dankbar, dass die Exzellenz der Technischen Universität Dresden und die von Professor Manfred Curbach eingebrachte Expertise dieses Ergebnis überhaupt erst möglich gemacht haben. Nicht zuletzt bin ich dem Landrat des Landkreises Bautzen dankbar für das große Engagement und die Unterstützung auf diesem Weg.«
Nach Abstimmungen zwischen dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und den Ländern Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg wurde die Verankerung des BFZ in der Lausitz bestätigt. Es wurde vereinbart, dass der vereinsrechtliche Sitz des künftigen BFZ Bautzen sein wird. Weiterhin soll in Bautzen eine Geschäftsstelle des BFZ errichtet werden, die administrative Aufgaben übernimmt, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Dazu zählen nach derzeitigem Stand unter anderem die Unterstützung der Aufsichtsgremien, des wissenschaftlichen Beirats und Kuratoriums, die Koordination von Forschungsaktivitäten sowie die Öffentlichkeitsarbeit und die Steigerung der Sichtbarkeit des BFZ.
Strukturwandel durch flankierende Maßnahmen gesichert
Sachsen beabsichtigt, in Bautzen eine das BFZ unterstützende Forschungsinfrastruktur zu errichten. Hierfür sollen Mittel des Investitionsgesetzes Kohleregionen in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro bereitgestellt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Einrichtung eines Startup-Inkubators in Bautzen geplant. Ziel dieser Vorhaben ist es, neue Wertschöpfungsketten aufzubauen, die sich auf neu entwickelte Technologien stützen und damit Ausbildungs- sowie Arbeitsplätze der Zukunft geschaffen werden. »Wir flankieren das Vorhaben weiterhin mit entsprechend starken Investitionen. Wir werden mit dem BFZ dafür sorgen, dass wir in Bautzen nicht nur Innovation und Nachhaltigkeit im Bauen voranbringen, sondern dass wir damit selbstverständlich auch dem Strukturwandel in der Lausitz und dem bereits eingeschlagenen Weg der Forschung in der Lausitz weiteren Schwung geben. Denn auch das Zentrum für Bauen und Wohnen in Hoyerswerda, das Construction Future LAB in Görlitz, das Center for Green Circular Economy im Industriepark Schwarze Pumpe (CircEcon) und die Carbon LabFactory Sachsen in Boxberg/O.L. sind wichtige Bausteine dafür, dass die Lausitz in der Bauforschung ganz vorne mitspielt«, erläutert Staatsministerin Kraushaar.
Prof. Manfred Curbach, Sprecher des LAB-Initiatoren-Teams, schätzt die jetzige Entwicklung etwas zurückhaltender ein: „Dies ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, die Bau-Forschung muss aber weiter intensiviert und institutionalisiert werden!“
In den Planungen zum neuen BFZ spielt auch das vor wenigen Monaten als Exzellenzcluster der TUD bewilligte CARE eine wichtige Rolle. Cluster-Sprecher und Direktor des Instituts für Baustoffe, Prof. Viktor Mechtcherine, unterstreicht, „dass CARE und LAB – Living Art of Building, jetzt BFZ – parallel und in enger gegenseitiger Abstimmung entwickelt wurden. Beide Initiativen zielen darauf ab, im Rahmen des enormen Forschungsbedarfs im Baubereich einen substantiellen Beitrag zu leisten. Wir haben nun die Aufgabe, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglichst große Synergien für zukunftsweisende, praxisrelevante Forschung zu erzeugen.“
CARE hat das Ziel, die Bauwirtschaft grundlegend zu verändern. Der Cluster entwickelt klimaneutrale mineralische Baustoffe, ressourceneffiziente Konstruktionsprinzipien sowie digitalisierte und automatisierte Fertigungsprozesse. CARE verfolgt damit auch akute gesellschaftliche Ziele – verbesserte Arbeitsbedingungen, höhere Produktivität, geringere Kosten sowie mehr Resilienz und soziale Nachhaltigkeit im Bausektor.
Im BFZ geht es um einen schnellen und sicheren Transfer dieser Erkenntnisse in die Praxis. Dies umfasst neben schnelleren Zulassungen neuer Entwicklungen auch Möglichkeiten für einfachere und reduzierte bauliche Vorschriften. „Das macht BFZ zu einem idealen strategischen Partner für den grundlagenorientierten Exzellenzcluster CARE“, so Prof. Mechtcherine.
Jede Initiative, mehr Bauforschung zu betreiben, ist aus Sicht des Initiatoren-Teams um Prof. Curbach von enormem Nutzen, und es sollten alle Synergien genutzt werden, um dem großen Ziel eines klimaneutralen und ressourceneffizienten Bauens näher zu kommen.
Prof. Steffen Marx, Direktor des Instituts für Massivbau der TU Dresden und eng in die Planungen zum LAB bzw. BFZ eingebunden, unterstreicht: „Gemeinsam mit der Forschungsplattform (openLAB) in Bautzen müssen wir mit dem BFZ zu einem raschen Transfer von Grundlagenforschung in die Praxis kommen, damit klimafreundliches, nachhaltiges Bauen zügig zum Standard wird.“
Udo Witschas, Landrat des Landkreises Bautzen, ergänzt zum jetzt unterzeichneten BFZ-Eckpunktepapier: »Bauforschung von nationalem bis internationalem Rang in Bautzen – diesem Traum sind wir heute ein ganz großes Stück näher! Als Zweitplatzierter im Wettbewerb um ein Großforschungszentrum im Lausitzer Revier war das Projekt für viele schon abgeschrieben. Wir haben das Gegenteil bewiesen – das ist keine Selbstverständlichkeit! Ich bin stolz auf das, was wir nun gemeinsam mit vielen Beteiligten in vielen Verhandlungen und auch mit Kompromissen erreichen konnten. Gleichzeitig bin ich voller Hoffnung auf das, was wir mit der TU Dresden nun als Aufgaben- und Arbeitsplan für den Oberlausitz-Campus erarbeiten werden. Zunächst gilt es, die Gründung des BFZ schnellstmöglich im Jahr 2026 zu vollziehen.«
Kontakt für Medien:
Technische Universität Dresden
Institut für Baustoffe / Institute of Construction Materials
Prof. Dr.-Ing. Viktor Mechtcherine, Direktor und Cluster-Sprecher CARE
Tel.: +49 351 463 35 920
E-Mail:
Internet: http://tu-dresden.de/bau/ifb