Das Institut stellt sich vor
Massivbau wird seit über 100 Jahren an der TU Dresden gelehrt. Zum Institut gehören heute vier Professuren. Das Thema in Lehre und Forschung ist bewehrter Beton in allen seinen Facetten in Experiment und Simulation. Zahlreiche Praxispartner bereichern das Angebot in der Lehre. Gemeinsam überführen wir Forschungsergebnisse in reale Bauprojekte.
Von römischem Erbe zu nachhaltiger Innovation: Wie wir das Bauen mit Beton neu erfinden
[Vorwort aus dem Jahresbericht 2023 des Instituts]
Kennen Sie auch Begriffe wie Betonkopf, Betonwüste oder zubetonieren?
Beton hat in Deutschland nicht den besten Ruf. Dies war nicht immer so und ist auch in anderen Ländern nicht unbedingt der Fall.
Ein Blick zurück: Griechische Siedler brachten das Wissen über hydraulischen Kalk den Römern, die schließlich den uns bekannten Opus Caementitium entwickelten. Für diesen Baustoff gab es nicht nur eine einzelne Rezeptur, wie uns die Regeln in Vitruvius De Architectura Libri Decem anfänglich glauben ließen, sondern der römische Beton wurde mit den jeweils in den einzelnen Regionen des römischen Reiches vorhandenen Rohstoffen gemischt. Womit die Römer bereits ein wichtiges Element der Nachhaltigkeit umgesetzt hatten.
Im Gegensatz zu Beton hat Opus Caementitium einen sehr guten Ruf, wird er doch mit besonderer Langlebigkeit und Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Es wird dabei leicht übersehen, dass es zwar einige Bauwerke aus römischem Beton gibt, die noch heute existieren, dass wir aber nicht wissen, wie viele Bauwerke eben nicht mehr stehen. Dazu kommt, dass viele der als positiv eingeschätzten Eigenschaften des Opus Caementitium nicht mehr so positiv sind, wenn man sie auf die Leistungsfähigkeit wie z. B. die Festigkeit bezieht.
Dass der Begriff „Beton“ keinen guten Ruf hat, hängt vor allem mit dem zusammen, was in Deutschland aus Beton gebaut worden ist. Beispielsweise haben in Frankreich viele Bauwerke aus Beton hohen innovativen und ästhetischen Wert, so dass der Ruf deutlich besser ist. In den vergangenen Jahren ist nun allerdings noch hinzugekommen, dass die Herstellung von Beton einen hohen Anteil an den CO2-Emissionen hat, die unser Klima verändern.
Über die Veränderung des Betonbaus hin zu einer klimaneutralen Bauweise – was aktuell in der Forschung bereits als mögliches Ziel adressiert wird – können wir das zweite Argument für den heute vorhandenen schlechten Ruf beseitigen. Hier übernimmt das Institut für Massivbau der TU Dresden in Forschung und Lehre die notwendige Verantwortung für einen Paradigmenwechsel im Bauen mit Beton: Auf vielen Gebieten wie z. B. Carbonbeton, neuen Entwurfsstrategien, Digitalisierung, Monitoring, Recycling und weiteren schaffen wir die Grundlagen für ein klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen, für das Neue Bauen mit Beton. Es scheint realistisch zu sein, dass der Neue Beton sogar eine CO2-Senke werden könnte.
Bleibt die Frage, wie wir durch eine neue Ästhetik dafür sorgen, dass aus Beton gebaute Strukturen eine neue Strahlkraft bekommen, weil sie auch nach außen zeigen, dass beim Beton der Zukunft Innovation und Sicherheit zusammenkommen. Hier gilt es, für den Neuen Beton auch Neue Entwurfsstrategien konsequent zu entwickeln und umzusetzen. Der bisherige Beton war das Problem, der Neue Beton ist die Lösung.
Diese Vision können wir nur gemeinsam mit allen Akteurinnen und Akteuren in der Baubranche Wirklichkeit werden lassen. Bauherren, Bauunternehmen, Bauaufsicht, Beratende und Prüfingenieure und die Wissenschaft müssen an einem Strang – und zwar in dieselbe Richtung – ziehen, um erfolgreich zu sein. Wir bieten an, unseren Beitrag dazu zu leisten. Im vorliegenden Jahresbericht zeigen wir unsere Projekte in Forschung und Lehre, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, Gemeinsamkeiten zwischen Ihren Themen und unseren Projekten, unserer Expertise festzustellen, auf dass Sie uns ansprechen mögen.
Wir sind unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern außerordentlich dankbar, dass sie bereit sind, ihre Ideen, ihre Überlegungen und ihr Engagement in unsere Arbeit einzubringen, und wir danken Ihnen, unseren Partnern, Geldgebern und Förderern, für Ihre Unterstützung.
Bleiben Sie uns gewogen!
Manfred Curbach, Steffen Marx
und Birgit Beckman