Dresdner Stahlbaufachtagung 2011 (24.03.2011)
Zur Einführung der EN-Eurocodes - Einwirkungen, Bemessung und Ausführung von Stahltragwerken
Am 24. März 2011 fand die 5. Dresdner Stahlbaufachtagung im Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden statt. Unter dem Motto "Zur Einführung der EN-Eurocodes" standen neben den Kernthemen des Stahlbaus auch die Einwirkungenaus Wind, Brand und Erdbebenauf dem Programm. Die Organisation und Ausführung erfolgten unter der Leitung des Instituts für Stahl- und Holzbau der TU Dresden und der Bauakademie Sachsen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Stahlbau-Verband DSTV , dem bauforumstahl e.V. , der Ingenieurkammer Sachsen, dem Verband Beratender Ingenieure, dem Wissenschaftsverlag Ernst & Sohn und weiteren Partnern. Nach der Eröffnung der Tagung durch Herrn Prof. Dr.-Ing. Richard Stroetmann, Direktor des Instituts für Stahl- und Holzbau der TU Dresden, richtete Herr Dr.-Ing. Volkmar Bergmann, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Stahlbau-Verbandes, seine Grußworte an die 250 Teilnehmer. Mit Bezug auf den Umfang der europäischen technischen Regelwerke wies er auf die Notwendigkeit zu Vereinfachungen und die in diesem Zusammenhang stehenden Bemühungen deutscher Ingenieur- und Bauindustrieverbände hin, ihr Engagement in den Normungssauschüssen zu erhöhen.
Namhafte und in den Fachdisziplinen ausgewiesene Referenten bestimmten das Programm. Herr Prof. Dr.-Ing. Dieter Ungermann, Leiter des Lehrstuhls für Stahlbau an der TU Dortmund, eröffnete die Vortragsreihe zum Thema der geschraubten Anschlüsse und Verbindungen nach DIN EN 1993-1-8 und stellte die Neuerungen der DIN 18800 gegenüber. Weiterhin sensibilisierte er für die Nachweismethoden halbsteifer und teiltragfähiger Verbindungen und gab Empfehlungen zur Berechnung. Herr Prof. Dr.-Ing. Joachim Lindner, ehemals Professor der TU Berlin und langjähriger Chairman des EKS/ECCS TC8 - Stability, referierte über das Biegedrillknicken von Stabtragwerken und gab Hinweisezur Berücksichtigung baupraktischer Lagerungen und Stabilisierungseffekte. Den ersten Veranstaltungsblock schloss Herr Prof. Stroetmann, der auch die Moderation der Tagung übernahm, mit seinem Vortrag über höherfeste Stähle ab. Nach Erläuterungen zur Herstellung und den mechanisch-technologischen Eigenschaften ging er auf die Besonderheiten bei der Bemessung ein, verdeutlichtean typischen Beispielen Einsatzpotenziale und belegte die sehr gute Stellung höherfester Stähle im Sinne der Nachhaltigkeit.
Herr Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Höffer, Leiter der Arbeitsgruppe Windingenieurwesen und Strömungsmechanik der Ruhr-Universität Bochum, beschrieb in seinem Vortrag die Windeinwirkungen auf Tragwerke. Er verdeutlichte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der DIN EN 1991-1-4 zur DIN 1055-4 und erläuterte anschaulich die Hintergründe zu den technischen Regelungen. Zum Thema Brandeinwirkungen und -schutz widmeten Herr Prof. Dr.-Ing. Mario Fontana, Eidgenössische Technische Hohlschule Zürich, und Herr Prof. Dr.-Ing.Peter Schaumann, Leibniz Universität Hannover, ihre Vorträge. Herr Prof. Fontana ging ausführlich auf die Brandeinwirkungen und den anlagentechnischen Brandschutz ein, wobei er die Modellbildung erläuterte und bemessungsrelevante sowie praktische Hinweise gab. Herr Prof. Schaumann ergänzte die Ausführungen mit seinem Referat über die brandschutztechnische Bemessung von Stahl- und Stahlverbundkonstruktionen nach den Teilen 1-2 von EC3 und EC4 und wies auf nationale Einschränkungen bei der Anwendung von Naturbrandmodellen und allgemeinen Berechnungsverfahren (Ebene 3) hin.
Im dritten Vortragsblock widmete sich Herr Dr.-Ing. Jan Akkermann, Krebs und Kiefer Karlsruhe, den Einwirkungen durch Erdbeben und der Auslegung von Gebäuden nach Eurocode 8. Dabeiging er zunächst auf die Bedeutung von Erdbeben in Deutschland, Europa und weltweit ein und zeigte typische Versagensformen von Stahlkonstruktionen auf. An Beispielen internationaler Projekte erläuterte er dann die Bemessungsregeln und stellte Zusammenhänge zwischen Energiedissipation, Duktilität von Tragwerken und den Bemessungsspektren her. Mit Hinweisen zur Konstruktion und Möglichkeiten der Strukturdämpfung rundete Herr Dr. Akkermann seinen Vortrag ab. Den Planungsprozessen im Stahlbau und der Leistungszuordnung für Planungsingenieure und ausführende Unternehmenwar der Vortrag von Herrn Dr.-Ing. Ralf Steinmann, Krebs und Kiefer Darmstadt, gewidmet. Wichtige Grundlagen hierzu bilden die HOAI, die VOB Csowie die Empfehlungen in der Planungsrichtlinie Stahlbau des DSTV. Ein besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Anschlüsse, da die Modellannahmen zur statischen Berechnung und Konstruktionen insbesondere bei komplexer Ausführung (Anschlussklasse 1) oft nur gemeinsam betrachtet werden können und Wechselwirkungen zu berücksichtigen sind. Nach den Ausführungen über Einwirkungen sowie die Bemessung und Planung im Stahlbau der vorangegangenen Referenten beeindruckte Herr Dipl.-Ing. Knut Göppert vom Ingenieurbüro schlaich bergermann und partner aus Stuttgart in seinem Abschlussvortrag mit Großstadien in Südafrika, Warschau, Kanada und Brasilien. Er gab einen interessanten Abriss von der Idee bis zur Fertigstellung der Sportstätten wieder. Deutlich wurden die Verantwortung der Ingenieure und Architekten für eine landschaftlich integrative Planung und die Besonderheiten bei der technischen Umsetzung internationaler Großprojekte.
Die Besucher der Dresdner Stahlbaufachtagung nutzten die Pausen für intensive Fachdiskussionen und informierten sich bei den Ausstellern im Foyer. Zu diesen zählten die Ingenieur-Software Dlubal GmbH, Christmann & Pfeifer Construction GmbH & Co. KG, Pfeifer Seil- und Hebetechnik GmbH und Tekla Structures. Die Resonanz der Teilnehmer und Referenten war sehr positiv und veranlasst die Veranstalter, auch im kommenden Jahr die Dresdner Stahlbaufachtagung mit interessanten Themen durchzuführen.