83rd UNEP/UNESCO/BMU International Short Course on Restoration towards a Green Recovery
Dauer: 01. November - 10. Dezember 2021 (Onlinekurs)
Relevanz
Wie durch den Global Biodiversity Outlook 5 bestätigt worden ist, wurden lediglich sechs der 20 Aichi-Ziele für den Schutz der Biodiversität für 2020 teilweise erreicht. Wald- und Bodendegradation verursachen weltweit Kosten von mehr als 6,3 Billionen US-Dollar – äquivalent zu 8,3 % des globalen BIP im Jahr 2016 – und gefährden die Lebensgrundlage einer halben Milliarde Menschen, die von Wald- und Bodenressourcen abhängig sind. Die Wiederherstellung degradierter Wälder generiert schätzungsweise zwischen sieben und 30 US-Dollar ökonomischen Gewinn für jeden investierten US-Dollar. Trotz diesem vorteilhaften Kosten-Nutzen-Verhältnis greift die Finanzierung der Wiederherstellung von Land um etwa 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu kurz. Nun hat sich die internationale Aufmerksamkeit der globalen Biodiversitätsagenda für 2020 und darüber hinaus zugewandt und das Jahr 2021 markiert den Beginn der UN-Dekade zur Wiederherstellung des Ökosystems. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Post-2020-Rahmenplans müssen sich einige Prioritäten ändern. Finanzierungsmechanismen werden für Investitionen in die Biodiversität in gleichem Maße benötigt, wie das herkömmliche Finanzwesen den Rest der Wirtschaft antreibt. Vielversprechende Trends bezüglich nachhaltiger Finanzierung, Impact Investing sowie verantwortungsvolle Konsumption und Produktion müssen gestärkt werden, um sie aus den Nischenaktivitäten herauszuheben und signifikante Effekte zu bewirken. Zudem wird es notwendig sein, die Finanzinstrumente anzupassen und neu zu gestalten, um Anreize für eine biodiversitätsfreundliche Investition in Wertschöpfungsketten zu schaffen und sicherzustellen, dass Investitionspläne hinsichtlich möglicher Risiken für die Natur bewertet werden.
Wie der von 26 Finanzinstitutionen angeführte “Finance for Biodiversity Pledge” auf dem Biodiversitätsgipfel der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2020 bewiesen hat, zeigen Finanzinstitutionen ein wachsendes Engagement für Schutz und nachhaltige Nutzung von Biodiversität und beginnen, Aspekte von Biodiversität in ihre Produkte zu integrieren, da der Verlust von Biodiversität und Ökosystemleistungen auch für sie bedeutsame Risiken darstellen. In Ergänzung zu Ansehensverlust und rechtlichen Risiken, die mit Investitionen in Unternehmen, welche der Biodiversität schaden, einhergehen, drohen Ertragsverluste, wenn ökonomisch wichtige Ökosystemleistungen nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen: Mehr als drei Viertel der für die Nahrungsproduktion wichtigsten Pflanzen sind zumindest teilweise abhängig von tierischer Bestäubung (IPBES, 2016). Die globalen Kosten für invasive Insekten werden auf mindestens 80 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt (Bradshaw et al., 2016).
Die Bedingungen, das Thema Biodiversität im Finanzsektor populär zu machen haben sich gewandelt, da die COVID-19-Krise – sowie der weltweite Ruf nach der Transformation unserer Gesellschaften und Ökonomien durch Green Recovery und Green Reconstruction – die Situation verändert hat. Es besteht das Risiko, dass die Herausforderungen für Ökonomie und Gesellschafte nach der Erholung von COVID-19 auf Seiten der Regierung zu einer geringeren Aufmerksamtkeit für Biodiversität und zu geringeren Ausgaben für Umweltthemen aufgrund geringerer staatlicher Einnahmen führt. Allerdings existieren positive Beispiele von Regierungen, die sich für den Ansatz „build forward better“ engagieren. Zusammen mit dem „One Health“-Ansatz hat COVID-19 die Aufmerksamkeit auf die Verbindungen zwischen Biodiversität, Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden gerichtet. Es ist wichtig, das Thema Biodiversität im Finanzsektor für eine nachhaltige Erholung populär zu machen und für eine biodiversitätsfreundliche Zukunft die Bekämpfungsmaßnahmen gegen COVID-19 mit finanziellen Anreizen zu verbinden.
Kurskonzept und Ziele
Im Einklang mit SDG 15 (Leben an Land) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung trägt der Kurs dazu bei, Fähigkeiten zur Beobachtung der Ökosystemdegradation und des Verlusts von Biodiversität sowie deren Konsequenzen für die Widerstandskraft des Ökosystems und die menschliche Lebensgrundlage aufzubauen. Der vertiefte Bildungskurs widmet sich Aspekten des Schutzes von Biodiversität, landwirtschaftlichen Nahrungsmittelsystemen, angemessenen rechtlichen Bestimmungen, robusten politischen Anforderungen und geeigneten Technologien zur Wiederherstellung des Ökosystems aus einer holistischen anthropozentrischen Perspektive. Die Kursschwerpunkte beinhalten ein solides Verständnis der Rolle von Biodiversität für das Funktionieren des Ökosystems sowie für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen (wie Bestäubung) und Gütern („One Healt“-Ansatz). Zudem werden Fallstudien zu verschiedenen Wiederherstellungsansätzen in unterschiedlichen Biomen und sozio-ökologischen Systemen diskutiert.
In diesem Zusammenhang befasst sich der Kurs auch mit SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), welches zentral für die Erreichung der Ziele der Agenda 2030, des Übereinkommens von Paris sowie des Übereinkommens über die biologische Vielfalt ist. Konsum und Produktion aller Güter und Dienstleistungen erfordern die Transformation vieler Naturressourcen, was wiederum die Biodiversität beeinträchtigt. Produktion und Gewinnung landwirtschaftlicher Güter, forstwirtschaftlicher Erzeugnisse, Energie und Mineralien verändern Landschaften und natürliche Systeme auf dem gesamten Planeten und unterstützen die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen. Diese Entscheidungen über die Landnutzung werden großteils durch Verhalten und Präferenzen lokaler wie nicht-lokaler Konsumierender gesteuert. Daher kommt den Anstrengungen bezüglich SDG 12 eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Strategien zur Wiederherstellung von Land zu, welche die Komplexität und Verflechtung der Ressourcenverfügbarkeit und -nachfrage anerkennen, um die wesentlichen Triebkräfte für einen Wandel der Landnutzung anzusprechen.
Für eine möglichst effektive Realisierung der SDGs und die Förderung biobasierter Lösungen ist ein holistischer und interdisziplinärer Ansatz essenziell. Die Arbeit in diesem Feld voranzutreiben, ist eine zentrale Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung. Der entsprechende Abschnitt des Kurses wird sich unter Bezug auf biobasierte Lösungen mit Mustern nachhaltiger Konsumption und Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette, mit erhöhter Ressourceneffizienz sowie mit der Entkopplung von ökonomischem Wachstum und Umweltdegradation auseinandersetzen. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Frage gerichtet, wie die ökonomische Abhängigkeit von ineffizienten und destruktiven Maßnahmen verringert und eine nachhaltige Entwicklung durch die nachhaltige Nutzung des ökonomischen Potenzials der Biodiversität erreicht werden kann.
Der dritte Teil des Kurses widmet sich der Ausrichtung von Anreizen und anderen ökonomischen Paketen, um Post-COVID-19-Lock-in-Effekte hinsichtlich nicht-nachhaltiger Strukturen zu vermeiden. Der Kurs vermittelt ein genaueres Verständnis des Einflusses von Maßnahmen für eine Green Recovery („Build Back Better“) auf Beschäftigung, ökonomisches Wachstum und soziale Ungleichheit sowie einen Einblick, wie bestimmte Richtlinien in Steuer- und Makrofinanzpakete eingebunden werden können. Erfolgreiche Teilnehmende erhalten ein Certificate of Proficiency in Ecosystem Restoration towards a Green Recovery.
Die Teilnehmenden entwickeln zudem einen Aktionsplan für die Zeit nach dem Kurs als Herausforderung für ihr Arbeitsfeld, wofür sie die Kursinhalte anwenden und die von den Lehrbeauftragten und anderen Teilnehmenden im Laufe des Kurses erhaltenen Inspirationen einbeziehen. Dieser Plan soll im Anschluss an ihre Rückkehr eigenständig umgesetzt werden und den Transfer des neuen Wissens in die alltäglichen Aktivitäten erleichtern.
Zielgruppen
Dieser Kurs richtet sich an Führungskräfte, die politische Entscheidungen und praktische Maßnahmen in Ministerien, Behörden oder regionalen (Nicht-)Regierungsorganisationen in Entwicklungsländern (inklusive kürzlich industrialisierter Länder) vorbereiten und umsetzen und sich bei ihrer Arbeit mit der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen sowie Green Recovery auseinandersetzen.
Wir erwarten eine hohe Motivation, Konzepte zur Wiederherstellung des Ökosystems und zu Green Recovery zu erkunden und auf deren Anwendung hinzuarbeiten. Ein erster Universitätsabschluss (z. B. B.A., B.Sc.) in einem verwandten Feld (z. B. Geologie, Geographie, Umweltwissenschaften, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Umweltwirtschaft, Politikwissenschaft, Planung oder Nachhaltige Entwicklung) ist erforderlich. Hinreichende Kommunikationsfähigkeiten auf Englisch sowie die Nominierung durch die delegierende Einrichtung sind verpflichtend.
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