Pflanzenschutzmittel im Wald - wirklich nur als letzter Ausweg?
Das Prinzip „Ultima Ratio“ in der Forstwirtschaft
In Deutschland gilt für die Forstwirtschaft ein klarer Grundsatz: Pflanzenschutzmittel dürfen nur eingesetzt werden, wenn alle anderen, umweltschonenderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und eine akute Gefahr für große Waldflächen besteht.
Dieses Prinzip wird als „Ultima Ratio“ bezeichnet. In Sachsen wurden etwa zwischen 2015 und 2018 weniger als 0,06 % der Waldfläche mit PSM per Hubschrauber behandelt. In Brandenburg gab es nur in einzelnen Jahren Ausreißer (2016: 1,41 %, 2019: 2,07 %). Diese Zahlen zeigen, dass der chemische Einsatz nicht zur Routine gehört, sondern eine Ausnahme bleibt. Zum Vergleich: In der Landwirtschaft ist der PSM-Einsatz pro Flächeneinheit deutlich häufiger.
Warum Verzicht nicht immer möglich ist
Ein kompletter Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz würde in manchen Situationen zu gravierenden Schäden führen: Schadinsekten könnten große Altbestände vernichten, deren Schutz wichtig für den Waldumbau ist – etwa weil sie als Schirmbäume junge Laubbäume vor Frost und Sonne schützen. Studien zeigen, dass ohne Eingriff ganze Waldfunktionen, von CO₂-Bindung bis zum Erosionsschutz, ausfallen könnten.
Zahlen, die zeigen: Zurückhaltung ist die Regel
Die RiKA-Datenanalyse bestätigt: Selbst in Jahren mit hohem Schädlingsdruck bleibt der chemische Einsatz die Ausnahme. Meist greifen Förster:innen erst dann zur „chemischen Keule“, wenn Monitoring und Prognosen klar belegen, dass ohne schnelle Reaktion großflächiger Kahlfraß droht.