Promotionsprojekt Michael Krell
Motivation & Ziel
Unter dem Titel "Kommunalpolitik der "Freien Sachsen" - Strategien und Auswirkungen im Lokalen" promoviert Michael Krell seit 2024 an der Fakultät Umweltwissenschaften. Ziel der Untersuchung ist es, ein tiefergehendes Verständnis darüber zu erlangen, wie die Freien Sachsen als 2021 neu entstandene radikal rechte Partei Kommunalpolitik in sächsischen Kommunen außerhalb der Großstädte betreiben und wie sich diese auf die lokalen Gesellschaften auswirkt. Entstanden ist dieses Forschungsinteresse aus dem komentenhaften Aufstieg der Freien Sachsen im Zuge der Corona-Proteste, als die Partei sich als neuer Organisierungsversuch der radikal rechten Szene Sachsen gründete, und schnell einen der deutschlandweit größten Telegram-Kanäle der radikal rechten/verschwörungsideologischen Szene aufbaute (150.000 Follower) sowie die sächsischen Straßenproteste gegen die Corona-Politik dominierte. Die Freien Sachsen, die als neues Sammelbecken neonazistischer Kader organisiert sind, verfolgten in ihrer politischen Agitation mehrere neuartige Wege, die sie als Untersuchungsobjekt für eine raumbezogene Rechtsesxtremismusforschung interessant machen. Zum einen setzen sie auf separatische Bestrebungen, indem sie den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik fordern ("Säxit"), zum anderen betreiben sie eine radikalisierte Form von Territorialisierugspraktiken, indem sie auf systematische Bedrohung ihrer politischen Gegner:innen setzen und diese über eine konsequente Verwebung von On- und Offline-Welten organisieren. Nachdem die Partei 2023 ankündigte flächendeckend zu den sächsischen Kommunalwahlen 2024 anzutreten (sie erreichten sachsenweit ca. 3% der Stimmen, in einigen Kommunen aber bis zu 20%), wurde deutlich, dass es weitergehender wissenschaftlicher Untersuchungen bedarf, um zu verstehen, wie die neugegründete Partei den Switch weg vom Bewegungsakteur hin zum kommunalpolitischen Player organisieren würde. Genau hier setzt das Promotionsprojekt an, indem die Strategien und Auswirkungen der Partei im Lokalen untersucht werden.
Vorgehen
Aufgebaut ist das Promotionsprojekt als kumulative Promotion, die in vier Schritten versucht, sich der Kommunalpolitik der Freien Sachsen und ihrer Auswirkungen zu näher. Im ersten Schritt wurde der Wahlkampf der Partei diskursanalytisch untersucht, indem die offizielle Wahlkampfkommunikation der Freien Sachsen in ihren Telegram-Kanälen analysiert wurde. Mithilfe eines skalaren Zugriffs wurden dabei Begründungsmuster für den Wahlantritt der Partei indentifiziert, die die kommunale Scale aus radikal rechter Perspektive reartikulieren. Mit diesem ersten Schritt ist es möglich, die Strategien der kommunalpolitischen Strategien der Freien Sachsen abzuleiten und zu verstehen, welche Rolle die Kommunalpolitik für die Partei spielt. Im zweiten und dritten Schritt soll mithilfe der Auswertung von Interviews in drei Fallstudiengemeinden, kommunalpolitischen Dokumenten und der Kommunikation der Freien Sachsen untersucht werden, wie die Kommunalpolitik der Freien Sachsen genau funktioniert, wie das Verhältnis zwischen Lokalismus und Regionalismus verhandelt wird und wie die Rückkopplung in den digitalen Raum abläuft. Im letzten Schritt wird mithilfe einer Längsschnittstudie nach einem zweiten Erhebungszeitraum in den drei Fallstudiengemeinden untersucht, welche Auswirkungen die Kommunalpolitik auf die lokalen Gesellschaften hat.
1. Schritt
Begutachtete Publikationen
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Krell, Michael (angenommen): „Stürmt mit uns die Rathäuser“. Eine skalensensible Argumentationsanalyse des sächsischen Kommunalwahlkampfes der radikal rechten Kleinstpartei Freie Sachsen im Jahr 2024. In: Berichte. Geographie und Landeskunde.