Kristin Petke
Einsatz der reflektorlosen Tachymetrie bei der Aufmessung historischer Gebäude
Die Aufnahme der Gebäudegeometrie im Rahmen der Gebäudebestandserfassung ist wesentlicher Bestandteil für Arbeiten der unterschiedlichen Fachbereiche, z. B. für Denkmalpfleger und Architekten.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einsatz des reflektorlos messenden Tachymeters Leica TCR305 bei der Aufmessung historischer Gebäude erprobt.
Vor dem Einsatz dieses Gerätes erfolgten umfangreiche Prüfungen zur Beurteilung des Genauigkeitspotentials und zur Aufdeckung von Fehlerquellen. Dabei zeigte sich, daß mit dem Gerät unter Einhaltung beschriebener Forderungen Genauigkeiten erreicht werden, die für die Aufmessung von Gebäuden ausreichend sind. Als eine bedeutende Fehlerquelle stellte sich eine geringe Divergenz der Distanzmeßachse und der optischen Zielachse heraus. Gerade bei der reflektorlosen Aufmessung der Gebäudefassaden und des Gebäudeumringes mit direkter Anzielung mit dem Strichkreuz macht sich diese Dejustierung bemerkbar: Die gemessenen Strecken sind teilweise grob falsch. Daraus ergibt sich die Forderung, regelmäßig die genaue Justierung zu überprüfen. Zusätzlich läßt der Einsatz anderer Aufnahmeverfahren, z. B. der Einsatz des Flächenschnittes, eine Genauigkeitssteigerung erwarten.
Ein ähnliches Problem der Meßwertverfälschung tritt bei der direkten Anzielung freier Kanten auf. Dabei muß beachtet werden, daß der wirksame Fleckdurchmesser durchaus größer sein kann als der sichtbare rote Laserfleck. Das bedeutet, daß geringe Fleckanteile unbemerkt am Zielobjekt vorbei auf einen unerwünschten Hintergrund fallen können und das Signal verfälschen.
Aufgabe dieser Diplomarbeit war es unter anderem, einen Teil der ehemaligen Klosteranlage in einem Lageplan darzustellen. Hierzu wurde zunächst das amtliche Festpunktnetz lage- und höhenmäßig verdichtet. Der Lageplan wurde im Maßstab 1 : 250 in GEOgraf erstellt.
Zur Abbildung des Gebäudes in zweidimensionalen Plänen können unterschiedliche Aufmaßverfahren eingesetzt werden. Diese werden allgemein erläutert und im besonderen am Objekt Zscheiplitz dargelegt.
Das im Rahmen der Netzverdichtung angelegte Bezugssystem bildete zugleich den Anschluß zur reflektorlosen Erfassung der Gebäudegeometrie einiger Gebäudeteile mit dem Aufmaßsystem TachyCAD, das von der Firma kubit weiterentwickelt und vertrieben wird. Dieses System ist eine AutoCAD-Applikation für die Gebäudevermessung, bei der die gemessenen Daten online verarbeitet werden. Die Konstruktion der Schnitte vor Ort ermöglicht die permanente Kontrolle der Daten - ein wesentlicher Vorteil gegenüber der herkömmlichen tachymetrischen Aufnahme mit Führung eines Handrisses. Die Nachbearbeitung der Pläne beschränkte sich auf die Bemaßung und Festlegung der Plotparameter.
Mit der reflektorlosen Tachymetrie kann schnell und wirtschaftlich der geometrische Rahmen als Grundlage sämtlicher Vermessungsarbeiten an Gebäuden gesetzt werden. Es ist günstig, sich bei der Aufmessung des Gebäudeinnern auf die wesentlichen Bauwerkspunkte, das sind die Wandecken und -kanten, zu beschränken. Zusätzlich sind bei historischen Gebäuden Wandverformungen durch eine dichtere Anordnung der Meßpunkte in der Schnittebene zu erfassen.