Doreen Werner
Untersuchungen zum Einsatz des TCRM 1102 bei der Erfassung von Bauwerksdeformationen
Zusätzlich zu der bekannten Infrarot- Distanzmessung auf Prismen und Reflexfolien kann mit dem TCRM 1102 reflektorlos gemessen werden. Der koaxial integrierte Distanzmesser verfügt über einen roten, sichtbaren Laser als Sender. Die reflektorlose Tachymetrie bietet überall dort Vorteile, wo Meßobjekte nur schwer oder gar nicht zugänglich sind.
Die Umschaltung von reflektorloser auf Reflektormessung erfolgt am Instrument über eine Funktionstaste. Die entsprechende Prismenkonstante wird automatisch berücksichtigt.
Bewährt hat sich das im drehbaren Oberteil integrierte Laserlot, welches das optische Lot im Dreifuß endgültig ablöst. Vermißt wurde jedoch ein seitlicher Meßauslöser. Auch das System der Batterieverieglung scheint relativ einfach aus dünnem Kunststoff gestaltet und wird einem harten Außendienst sicher nicht lange standhalten.
Die Ergebnisse der Untersuchung des Distanzmeßteiles bestätigen im wesentlichen die vom Hersteller angegebenen Genauigkeiten des Instrumentes. Abweichungen in der Modulationsfrequenz werden geräteintern zuverlässig korrigiert. Ein signifikanter zyklischer Phasenfehler konnte für das TCRM 1102 nicht festgestellt werden. Auffällig waren ein stark ausgeprägter konstanter Anteil sowie auch streckenabhängiger Anteil der Additionskorrektur, welcher, gemäß Herstellerangaben, geräteintern bereits korrigiert werden sollte. Das Auflösungsvermögen des Phasenmeßsystems beträgt 0,7mm und ist damit besser als die kleinste Anzeigeeinheit des TCRM 1102.
Die nach DIN 18723 bestimmte Richtung- und Winkelmeßgenauigkeit überschreitet die Herstellerangabe von 0,6mgon leicht. So wurde die Standardabweichung der Horizontalwinkelmessung mit 0,65mgon und die Standardabweichung der Vertikalwinkelmessung mit 0,71mgon bestimmt. Der im TCRM 1102 integrierte Zweiachsflüssigkeitskompensator erfaßt die Stehachsenneigungen richtig und Präzisionsmessungen sind auch bei steilen Zielungen, unter der Voraussetzung eines richtig justierten Kompensators, möglich.
Das Meßergebnis der reflektorlosen Distanzmessung unterliegt einer Vielzahl von Einflüssen. Die Streckenmeßgenauigkeit weist eine Abhängigkeit von der Signalstärke des reflektierten Sendestrahles auf. Diese ist für glatte und helle Objektoberflächen deutlich höher als für dunkle (Absorption) und rauhe (Diffusion) Oberflächen. Der Schnittwinkel zwischen Sendestrahl und Meßobjekt sollte 50gon nicht unterschreiten. Kritische Meßkonfigurationen sind die direkte Messung auf Ecken und Kanten. Durch die Erfassung der Schenkelseiten entsteht ein Mischsignal und das Meßergebnis wird verfälscht.
Das im TCRM 1102 integrierte Meßprogramm "Scannen von Oberflächen" konnte nicht überzeugen. Aus den gewonnenen Daten können relevante Objektstrukturen nur sehr schlecht abgeleitet werden und das herkömmliche punktuelle Aufmaß bietet in Bezug auf die Interpretation der Meßergebnisse mehr Sicherheiten. Nicht zur Anzeige gebrachte "verlorene" Punkte lassen Fehler in der Software des Meßprogrammes vermuten.
Das TCRM 1102 wurde beim Aufmaß des Innenraumes des Bergfriedes am "Alten Schloß zu Großenhain eingesetzt, welches in Vorbereitung der Sächsischen Landesgartenschau 2002 saniert und ausgebaut werden soll. Umfangreiche Bestandspläne wurden daher vom Denkmalschutz und den beauftragten Architekten gefordert.
Die Anwendung zeigte, daß sich die reflektorlose Tachymetrie für das Gebäudeaufmaß, besonders auch bei begrenzten Platzverhältnissen, sehr gut eignet. Der sichbare rote Laser (Laserpointer) ermöglicht auch bei schlechten Beleuchtungsverhältnissen ein exaktes und sicheres Anzielen.
Ohne Probleme läßt sich das TCRM 1102 in vorhandene Systemumgebungen einbinden. Das Auslesen der Daten ist schnell und einfach möglich. Die Datenübernahme erfolgte durch Definition eines neuen Datenformates in CARD1. Ebenfalls in CARD1 wurden anschließend die Bestandspläne erstellt.