M. Sc. Josefine Petrenz
Untersuchung und Handlungsempfehlung zum Umgang mit dem Wüstfallen von Siedlungen in schrumpfenden Räumen
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Das Thema Schrumpfung ist ein alltäglicher Arbeitsgegenstand in der kommunalen sowie regionalen Raumplanung und -entwicklung. Aber Schrumpfung bis keiner mehr da ist? – Bisher noch immer ein Tabuthema, was erst in den vergangenen Jahren wieder vermehrt wissenschaftlich aufgegriffen und öffentlich thematisiert wird.
Die Aufgabe von Siedlungen, weil irgendwann der letzte Einwohner sein Gebäude verlässt, ist in Deutschland ein schwieriges Thema. Die Ursache dafür liegt in der historischen Entwicklung von Schrumpfung und Wachstum in Deutschland. Seit der Hochindustrialisierung konzentrierte sich der Entwicklungsschwerpunkt zunehmend auf die Städte, die anschließend nahezu ausschließlich durch Wachstum geprägt waren (BBSR 2015). Die daraus folgenden räumlichen Disparitäten und die starken Schrumpfungsprozesse in ländlichen Räumen wurden lange ignoriert. Somit sind Siedlungen, in denen niemand mehr lebt und die verbliebene Bausubstanz ohne Nutzen verfällt, bisher schlichtweg nicht bzw. nur unzureichend beachtet worden. Doch diese Herausforderung wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zunehmend die Vertreter von Politik, Planung, Verwaltung und Gesellschaft beschäftigen müssen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie mit den ungenutzten Flächen und baulichen Objekten umzugehen ist und ob in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland, in dem eine enorme Konkurrenz um Flächen sowie eine hohe Flächenneuinanspruchnahme besteht, das anstehende Wüstfallen von Flächen und baulicher Substanz eines Ortes geplant werden sollte.
Das Landmanagement untersucht die Herausforderungen, Konflikte und Potentiale, die mit der Nutzung von Boden und der Flächeninanspruchnahme einhergehen (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung 2013). Insbesondere letzteres wird von der Forschungsarbeit aufgegriffen und vertieft. In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland, in dem im Durchschnitt knapp über 60 ha pro Tag an neuer Fläche in Anspruch genommen wird, stellen potentiell brachfallende Flächen eine enorme Chance für eine Einsparung des Flächenverbrauchs dar. Im Zuge der Arbeit geht es nicht darum, Ortschaften zu entsiedeln. Vielmehr wird danach gefragt, ob es sinnvoll ist, im Vorfeld eines Wüstfallens von einem Ort Planungen oder Konzepte aufzustellen, die eine Strategie zur Nutzung der zeitnah leerstehenden Flächen beinhalten. Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Beurteilung des Umgangs mit potentiellen Wüstungen in verschiedenen Fallstudien. Neben der dazu notwendigen Differenzierung von Schrumpfung und Wüstung bedarf es der Identifizierung von Siedlungen, die kürzlich wüst gefallen sind oder bei denen davon auszugehen ist, dass sie in absehbarer Zeit mit diesem Zustand konfrontiert werden könnten. Daneben soll auch die Wahrnehmung dieser extremen Ausformung von Schrumpfung hinterfragt werden.