IntegRADtion - Evaluation und Weiterentwicklung von Fahrradedukativen Angeboten
Hintergrund
Mobilität bedeutet gesellschaftliche Teilhabe im Alltag. Das Fahrrad bietet eine gute Möglichkeit, kostengünstig, aktiv und selbstbestimmt Wege im Alltag zurückzulegen. Barrieren sind dabei meist Entfernungs- und Bequemlichkeitsfaktoren, wobei erste Untersuchungen zeigen, dass besonders für Menschen mit Migrationshintergrund auch kulturell und sozialisationsbedingte Überlegungen eine Rolle spielen. Aus Mobilitätserhebungen ist bekannt, dass Migrantinnen und Migranten das Fahrrad seltener als Verkehrsmittel in Erwägung ziehen, als Menschen ohne Migrationshintergrund.
Das Projekt
Das Projekt „IntegRADtion“ verfolgt das Ziel, Mobilitäts- und damit Teilhabechancen bei der Zielgruppe der Menschen mit Migrationsgeschichte zu verbessern und Hindernisse der Fahrradnutzung direkt zu adressieren. Zu diesem Zweck wird eine umfangreiche Analyse des aktuell verfügbaren fahrradedukativen Angebots und der Umstände der Fahrradnutzung von Menschen mit eigener Migrationsgeschichte.
- Im ersten Schritt werden dafür alle Akteure herangezogen, um die aktuelle Situation und Bedürfnislage explorativ zu erfassen. Dazu werden bereits vorhandene Initiativen zur Radverkehrsförderung bei Migrantinnen und Migranten analysiert, Expertinnen und Experten interviewt, Menschen mit Migrationsgeschichte selbst befragt und gemeinsam Leitfragen und Forschungsschwerpunkte entwickelt. Zu diesem Zweck sind die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der ganzen Bundesrepublik unterwegs.
- Im zweiten Schritt werden die Forschungsfragen konfirmativ untersucht und in einer bundesweiten Onlinebefragung von Menschen mit Migrationsgeschichte die Gewichtung der identifizierten Aspekte quantifiziert.
- Im letzten Schritt werden die qualitativen und quantitativen Ergebnisse synthetisiert, reflektiert. Außerdem entstand im Projekt eine Informationsbroschüre, die die Ergebnisse an die Akteur*innen zurückspielt.
Ergebnisse
Die im Projekt zu Wort gekommenen Menschen mit eigener Migrationsgeschichte, nehmen alle das Fahrrad als Verkehrsmittel in Deutschland als gleichberechtigtes Verkehrsmittel wahr. Dies ist nicht zuletzt auf die vorhandene Infrastruktur exklusiv für das Fahrrad aber auch auf die heterogene Gruppe Fahrradnutzender in Deutschland zurückzuführen. Ein starker Kontrast zu den meisten im Projekt vertretenen Herkunftsländern in Akzeptanz und Stellenwert des Fahrrades im Straßenverkehr wird hier reflektiert und in Deutschland als deutlich fahrradfreundlicher erlebt. Das Fahrradfahren an sich verbinden viele mit positiven Erinnerungen aus der Kindheit oder Freizeit. Dies führt dazu, dass eine klare Offenheit und Neugier dem Fahrrad gegenüber besteht. Allerdings besteht noch ein wenig Nachholbedarf in Fertigkeiten, die das Fahrradfahren im Straßenverkehr sorgenfrei ermöglichen.
Die Analyse des vorhandenen Angebotes ergab, dass es bereits ein breites Betätigungsspektrum in der Initiativenlandschaft gibt, welches unterschiedlichste Elemente der Bedürfnisse von Eingewanderten abdeckt. Hürden sind hier zumeist finanzielle Mittel um langfristige Organisationsstrukturen aufzubauen, welche elementar sind, um einen einmal erreichten Zugang zur Zielgruppe aufrecht zu erhalten und den Lernprozess rund um das Fahrrad-fahren im Alltag längerfristig bis hin zur Entwicklung einer Routine auf Alltagswegen zu begleiten.
Insgesamt zeigt sich bereits eine gute Deckung aus Angebot und inhaltlicher Abdeckung verschiedener Bedürfnisse aus der Zielgruppe. Viele Hürden für die Fahrradnutzung ent-sprechen denen in der Gesamtbevölkerung, dennoch gibt es einen Trainingsrückstand aufzuholen und Sicherheit im Umgang mit dem Fahrrad im Straßenverkehr zu erlangen.
Link zur Informationsbroschüre PDF